Marion Rank, Markus Vonberg

Die beschauliche Kleinstadt Bad Säckignen steht unter Schock. Zwei Menschen starben und mindestens 13 wurden zum Teil schwer verletzt, als ein grauer Skoda mit Waldshuter Nummer gegen 12.20 Uhr in die Tischreihen zweier Gaststätten raste. Bei Sonnenschein, Sommertemperaturen und kurz nach Ende des Wochenmarkts waren dort so gut wie alle Plätze besetzt. Bei der am Unfallort Verstorbenen handelt es sich um eine 63-jährige in der Schweiz wohnhafte Deutsche. Die Identität des in einem Basler Spital seinen schweren Verletzungen erlegenen Mannes steht noch nicht fest. 

Am Steuer des Wagens saß laut Polizei ein 84-jähriger Mann aus Bad Säckingen. Im Auto waren noch zwei Beifahrer, bei denen es sich um die Ehefrau und eine Enkelin des Fahrers handeln soll.

Noch steht laut Polizei nicht genau fest, weshalb der Skoda am Beginn der Fußgängerzone stark beschleunigte und in die Menschenmenge raste. Wahrscheinlich hat der Fahrer des mit einem Automatikgetriebe ausgestatteten Fahrzeugs Bremse und Gas verwechselt. Der Vorfall geschah an einer Engstelle in der Bad Säckinger Altstadt, an der der verkehrsberuhigte Spitalplatz in die Fußgängerzone Rheinbrückstraße übergeht. Hier befinden sich direkt nebeneinander die "Osteria Bar Eden" und die "Alte Zunft". Das Auto kam etwa 15 Meter nach der Engstelle vor dem Schaufenster eines Modegeschäfts zum Stehen. Die Frage, warum der Mann mit seinem Auto in der Fußgängerzone unterwegs war, ist bislang noch ungeklärt. Nach erstem Stand habe er dafür keine Berechtigung gehabt, sagte der Sprecher.

Ein Augenzeuge befand sich gerade auf dem Weg zur Volksbank, als das Fahrzeug rund 30 Meter von ihm entfernt in die Menschen fuhr. Es sei aus der Fabrikgasse gekommen und direkt auf die Osteria Bar Eden zugefahren, habe dort die ersten Stühle gestreift und auf der Weiterfahrt "an der gesamten Längsseite entlang in Richtung Alte Zunft die dort sitzenden Menschen umgefahren".

Eine andere Augenzeugin saß an einem Tisch zwischen "Osteria" und "Alter Zunft", sah das Auto auf sich zukommen. „Ich hatte das Gefühl, der ist mit Vollgas gefahren.“ Keine fünf Zentimeter sei das Auto an ihr vorbeigefahren. Sie musste mit ansehen, wie eine Frau direkt neben ihr gestreift und von dem Auto an die Wand gedrückt wurde. Viele Tische und Stühle seien davongeflogen.

„Die ganze erste Reihe war wegrasiert“, berichtet Bernhard Seeger, Inhaber einer den beiden Lokalen gegenüberliegenden Raumausstattung. „Der hat Tische und Geschirr vor sich hergeschoben.“ Er war durch das Schreien der Menschen aufgeschreckt worden und auf die Straße gelaufen.

Beatrice und Gerardo Coliccio wollten, wie jedes Wochenende viele Schweizer, in Bad Säckingen einen Einkaufsbummel machen. Sie aßen im Obergeschoss einer Pizzeria zu Mittag, als sie auf der Straße Lärm hörten, den sie nicht einordnen konnten. „Es hörte sich an, wie wenn etwas runter kracht. Dann schrie eine Frau furchtbar, es hat gescherbelt. Da wussten wir, es musste etwas Furchtbares geschehen sein.“ Sie eilten zum Fenster und sahen hinaus auf die Szenerie. Wenige Minuten zuvor waren die Coliccios mit ihrer Tochter hier noch vorbeigelaufen. „Es war für mich wie ein Terroranschlag“, sagt Beatrice Coliccio.

"Es war wie eine Gasexplosion", schildert ein weiterer. Als er auf die Straße Lief: "Überall war Blut. Menschen lagen umher, zertrümmerte Stühle und Tische." Sofort hätten er selbst, Gäste des Lokals und Passanten Erste Hilfe geleistet. "Bei jedem Verletzten waren zwei oder drei Personen. Wir haben Sitzkissen und Handtücher unter die Köpfe gelegt." Wenige Schritte enfernt sei im mutmaßlichen Unfallauto noch der Fahrer gewesen, neben ihm seine Beifahrerin. "Vielleicht eine Viertelstunde lang saßen die reglos da. Die standen sicher unter Schock."

Etwa zehn Minuten nach dem schrecklichen Vorkommnis seien die ersten Rettungskräfte eingetroffen, schildern Nachbarn. Es waren Rotes Kreuz, Feuerwehr, Technisches Hilfswerk und Polizei im Einsatz. Aus der Schweiz verstärkten weitere Sanitäter und Grenzwacht die deutschen Kräfte. Die integrierte Leitstelle der Feuerwehr und der Rettungsdienst forderten Hubschrauber an, welche Notärzte vor Ort brachten. Die am schwersten Verletzten wurden mit Helikoptern auf Kliniken in Deutschland und der Schweiz verteilt. Auch der 84-jährige Fahrer sei in Behandlung.

Zeugen des Vorfalls werden gebeten, sich mit dem Polizeirevier Bad Säckingen unter der Rufnummer 07761 9340 in Verbindung zu setzen.