Die Innenstadt von Bad Säckingen soll barrierefrei werden. Am Montagabend hat der Gemeinderat den durch das Ingenieurbüro Zink ausgearbeiteten „Masterplan“ für eine entsprechende Sanierung befürwortet.
- Die Vorgeschichte: „Barrierefreiheit ist im Grundgesetz verankert“, sagte Jürgen Huber, Abteilungsleiter Tiefbau, vor dem Gemeinderat. Im Rahmen der Beratung für den Haushalt 2018/19 hat sich das Gremium im vergangenen Jahr für eine barrierefreie Innenstadt ausgesprochen und dafür 110 000 Euro bereitgestellt. „Daraus wurde bis jetzt der Planungsauftrag in Höhe von 19 950 Euro an das Ingenieurbüro Zink bezahlt“, erklärt die Stadtbaumeisterin Margit Ulrich auf Nachfrage unserer Zeitung. Im Vorfeld habe auf Initiative von Bürgermeister Alexander Guhl eine Besichtigungsfahrt nach Freiburg stattgefunden, um zu sehen, wie Barrierefreiheit dort umgesetzt wurde. Zudem seien weitere Informationen aus Basel, Kenzingen und Breisach eingeholt worden. Bei all diesen Städten habe es zu Beginn eine „Masterplanung“ gegeben.
- Der „Masterplan“: Bei der Erstellung eines Planes für die barrierefreie Gestaltung der Innenstadt hätten sie sich an den Bedürfnissen von Rollstuhl- und Rollatorfahrern sowie Sehbehinderten und Blinden orientiert, erklärte Peter Sackmann vom Ingenieurbüro Zink: „Wir haben uns auch die Besucherströme angeschaut und die Radfahrer mitberücksichtigt.“ Der Lösungsvorschlag der Zink-Ingenieure sieht vor, den vorhandenen Pflasterbelag in der Straßenmitte auf einer Breite von eineinhalb Metern auszutauschen, durch Pflaster mit gesägter Oberfläche und verschlämmten Fugen. So entsteht für Rollstuhlfahrer eine glatte Fläche. „In dieses Pflaster können für blinde Menschen taktile Elemente eingefräst werden“, so Sackmann. Ergänzend könnten am Rande des neuen Pflasters schmale und helle Leitsteine für sehbehinderte Menschen eingebaut werden. Der Masterplan der Zink-Ingenieure sieht drei Stufen eines möglichen barrierefreien Umbaus vor. Stufe eins beinhaltet die Neugestaltung der meist benutzten Wege und Straßen sowie einen Fahrstuhl zur Holzbrücke. „Das sind Elemente, die aus unserer Sicht so gemacht werden müssen“, erläuterte Sackmann. Die anderen Stufen beinhalteten die barrierefreie Erschließung weiterer Straßen und Wege der Innenstadt.
- Wie es weitergeht: „Mit dem Okay des Gemeinderates können wir nun mit den Behinderten- und Seniorenbeiräten sowie dem Handel ins Gespräch kommen und ihre Anregungen mitberücksichtigen“, sagt Margit Ulrich. Das Ergebnis werde wiederum dem Gemeinderat vorgelegt. Die Baumaßnahmen sollen dann mit den Stadtwerken abgestimmt werden, die planen, in den kommenden Jahren den das bestehende Wärmenetz in der Altstadt auszubauen. Dabei sollen auch das Strom- und Wassernetz erneuert und Leerrohre für den Breitband-Ausbau mitverlegt werden. Das Anlegen von barrierefreien Altstadtstraßen sei sehr zeitintensiv und teuer, so Jürgen Huber: „Das geht nur mit einem Versorgungsträger, der das Pflaster aufreißt.“ Mit den Stadtwerken sei bereits abgestimmt worden, welche Straßen in Abschnitten idealerweise umgesetzt werden können. Die weiteren Planungen und zusätzlichen Finanzmittel müssten dann vom Gemeinderat beschlossen werden, erklärt Margit Ulrich: „Wir schauen auch, ob es dafür Fördermittel gibt.“ Einen Zeitplan kann sie noch nicht nennen: „Der hängt von den Stadtwerken ab.“ Wie Geschäftsführer Martin Ritter auf Nachfrage mitteilt, führen die Stadtwerke derzeit die Akquise-Gespräche. Wenn alles positiv verlaufe, wolle man noch dieses Jahr die Ausschreibungen machen. „Bestenfalls können wir dann bereits dieses Jahr mit den Arbeiten beginnen.“ Geplant sei, die Gesamtbaumaßnahmen in mehreren Bauabschnitten innerhalb von drei bis fünf Jahren abzuschließen.
Der aktuelle Stand
Wie Jürgen Huber in der jüngsten Gemeinderatssitzung erklärte, hat die Stadt in den vergangenen drei Jahren neun Bushaltestellen barrierefrei umgebaut und entsprechende Straßenübergänge eingerichtet. „Auf der vom Landratsamt bis 2020 vorgegebenen Achse Waldshut-Todtmoos fehlen nur noch die Haltestelle ‚Gymnasium‘ und der Busbahnhof“, so Huber. In Wallbach sollen vier Haltestellen umgebaut werden. Dafür sei ein Fördermittel-Antrag gestellt worden. „Hier kann ein Zuschuss von 50 Prozent abgegriffen werden.“ Das Verfahren laufe noch.