Schwarz mit "schmutzigen Farben". Hin und wieder Kreise oder Pyramiden. Mehr sieht Waltraud Häfner seit einer Operation im März 1999 nicht mehr. Sie ist blind. Mit dieser Sehbehinderung ist Häfner dazu gezwungen, die Stadt anders wahrzunehmen. Sie muss sich auf ihr Gehör und ihren Blindenstock verlassen. Bei einem Spaziergang mit Waltraud Häfner hat sie verdeutlicht, wie sie sich in der Innenstadt zurechtfindet und wo sie Schwierigkeiten hat.

- Zebrastreifen: "Stehe ich gerade auf der Straße?" Eine Frage, die während des Spaziergangs mit Waltraud Häfner immer wieder auftaucht. Diese Frage beschreibt auch schon eines der Probleme, die in Bad Säckingen an vielen Stellen auftauchen. Häfner tastet sich mit ihrem Blindenstock voran und achtet auf Geräusche in ihrer Umgebung. Bei vielen Fußgängerüberwegen bekommt sie allerdings Schwierigkeiten. "Es ist nicht einfach herauszufinden, wo die Straße anfängt und der Fußgängerweg endet." Mit dem Blindenstock sei der Unterschied zu dem befahrenen Asphalt kaum zu bemerken. Blindenleitsysteme könnten hier Abhilfe verschaffen: Rillen und Noppen auf dem Boden sind mit einem Blindenstock klar zu ertasten und dienen als markanten Hinweis darauf, wo der Gehweg aufhört. In Bad Säckingen sind solche Steine allerdings nur an einem Ort zu finden: Bei den Beck Arkaden. Hier wurden sie allerdings falsch verwendet, erklärt Häfner.
Die sogenannten Klangsteine sollen für Blinde als Leitsystem dienen. Sie führen in der Regel zu Straßenüberquerungen. Bei den Beck-Arkaden funktioniert dies allerdings nicht: Die Steine leiten Häfner direkt auf die Straße. Laut der Stadtverwaltung sei dies ein Überbleibsel der abgebrochenen Bauarbeiten. Die Stadt hat versichert, dass dies angepasst wird, sobald die Maßnahme fortgesetzt wird. | Bild: Sandro Kipar - Berliner Kissen: Auf den Bereich vor den Beck Arkaden habe sich Häfner vorher noch nicht getraut. "Ich habe gehört, dass es dort mit den Kissen chaotisch sein soll.
- Mobilitätstrainer: Häfner kann dies bestätigen. Anleitung bekam sie durch einen Mobilitätstrainer. Dieser habe ihr Selbstvertrauen gegeben. "Der Trainer hat mir gezeigt, worauf ich achten muss, um mich zurechtzufinden." Dazu gehören Motorengeräusche. Häfner kann hören, ob ein Auto gerade fährt oder einparkt und ungefähr abschätzen, wie groß das Fahrzeug ist.
Die Berliner Kissen vor den Beck-Arkaden sind in der Stadt ein Reizthema. Ihr Zweck: Den Verkehr verlangsamen und so Fußgänger schützen. Für Häfner stellt dieser Schutz allerdings ein weiteres Risiko dar, denn nur die Pflastersteine machen es für sie bemerkbar, dass der Gehweg aufhört. Der nur geringe Höhenunterschied ist für die Blinde kaum zu bemerken. | Bild: Sandro Kipar - Behindertenbeirat: Laut Waldtraut Häfner gibt es viele Baustellen, die offen sind. Sie versucht als Teil des Behindertenbeirats die Interessen für sehbehinderte Menschen durchzusetzen. Allerdings fürchtet sie, mit vielen Anfragen die Stadtverwaltung zu überfordern: "Die sollen erst einmal unsere aktuellen Anliegen bearbeiten." Abschließend merkt sie außerdem an: "Nichts zu sehen, ist das Schlimmste. Wer nichts hört, kommt trotzdem noch irgendwie zurecht. Ich brauche allerdings viel Hilfe." Mehr zum Behindertenbeirat unter behindertenbeirat-bad-saeckingen.de
Die Serie
Menschen mit Behinderungen haben es nicht leicht im Alltag. Die Herausforderungen, auf die sie stoßen, werden ihren Mitmenschen nur selten bewusst. Die SÜDKURIER-Serie "Hürdenlauf" rückt Rollstuhlfahrer, Sehbehinderte oder Gehörlose in den Mittelpunkt der Gesellschaft. Es wird auch der Frage nachgegangen, wie barrierefrei Bad Säckingen eigentlich ist und wo die Stadt nachbessern muss. Unter www.suedkurier.de werden die Erlebnisse mit den Interviewpartnern veranschaulicht.
