Erst eine Verbal-Attacke auf die Feuerwehr
Die Feuerwehr rückte Anfang September zu einem Löscheinsatz inder BadSäckinger Innenstadt aus und wurde dabei von einem Passanten aufs Unflätigste beleidigt. Anschließend machte sich der Mann aus dem Staub und bis dato ist es der Polizei trotz Anzeige des Feuerwehrkommandos nicht gelungen, ihn ausfindig zu machen.
Stadtkommandant Tobias Förster spricht von einer "traurigen Premiere", die sich aber seither nicht wiederholt habe. Aus seiner Sicht sei es wenig verwunderlich, dass sich Menschen der Feuerwehr gegenüber eher selten aufsässig oder gar aggressiv zeigen: "Wir sind beim Einsatz immer mehr. Das wirkt wahrscheinlich einschüchternd", erklärt Förster.
Dennoch nehme die Feuerwehr derartige Vorkommnisse ernst. Der Vorfall sei im Anschluss an den Einsatz besprochen worden. "Wir haben unsere Leute auf das korrekte Verhalten in solch einer Situation hingewiesen. Denn selbst aggressiv zu werden, wäre der falsche Weg."

Distanzlosigkeit von Schaulustigen macht mehr zu schaffen
Genauso falsch wäre es aber nach Ansicht des Stadtkommandanten ebenso, von einem Vorfall ein generelles Problem abzuleiten, zumal es die Feuerwehr im Einsatz mit Problemen ganz anderer Art zu tun bekommt: "Uns macht häufig die Distanzlosigkeit von Schaulustigen zu schaffen", so Förster.
Dazu gehöre einerseits das völlige Unverständnis für den Ernst einer Einsatzlage, bei der unter Umständen Menschenleben in Gefahr sind. Andererseits habe aber auch das Phänomen der Aufzeichnung mit dem Handy drastisch zugenommen. Dabei handle es sich um ein Problemfeld, das sich kaum unter Kontrolle bringen lässt.
Polizei wird oft mit Provokationen konfrontiert
Wesentlich häufiger bekommt es die Polizei am Hochrhein mit Gewalt zu tun, wobei schwerwiegende Provokationen und Beleidigungen deutlich öfter vorkommen als Handgreiflichkeiten, wie Hans-Jochen Köpper von der Personalabteilung des Polizeipräsidiums Freiburg darstellt.
Durchschnittlich einmal pro Woche komme es zu Vorfällen. Die Anzahl der Fälle, bei denen Polizeibeamte Gewalt ausgesetzt sind oder dabei sogar verletzt werden, "bewegen sich pro Jahr deutlich im unteren zweistelligen Bereich", so Köpper.
Tendenziell nehme die Anzahl an Handgreiflichkeiten gegenüber Polizisten zu, allerdings gebe es teils erhebliche Schwankungen, die auf die verhältnismäßig geringe Anzahl an Vorkommnissen zurückzuführen sei, so Köpper. "Was aber auffällt, ist die Zunahme bei Beleidigungen und verbalen Provokationen, wobei die betroffenen Polizisten hier keineswegs besonders dünnhäutig oder empfindlich sind."
Haltung gegenüber Polizei wesentlich kritischer als früher
Vor etwa 20 Jahren habe sich die polizeikritische Einstellung oft auf öffentlichkeitswirksame Großereignisse beschränkt. Inzwischen bekommen es die Beamten zunehmend auch im Alltag mit derartigen Phänomenen zu tun.
Die Polizisten gingen darauf laut Hans-Jochen Köpper gerne ein, sofern dies möglich sei: "Soweit möglich werden alle Maßnahmen immer erklärt und angekündigt, aber Zeit für eine Grundsatzdiskussion mit den Betroffenen an Ort und Stelle besteht nicht."
Aus derartigen Hinweisen resultiere allzu oft Aggression, denn Betroffen fühlten sich unterlegen, wenn sie darauf hingewiesen würden, dass vor Ort die Polizei die Handlungshoheit habe, so Köpper weiter. Selten könne es vorkommen, dass sich Umstehende in eine solche Auseinandersetzung einschalten. Eine solche Entwicklung könne vor allem dann nicht ausgeschlossen werden, wenn Alkohol oder Drogen im Spiel seien.
Trotz der Grenzlage komme es in den Landkreisen Waldshut und Lörrach aber nach Köppers Einschätzung generell seltener zu Auseinandersetzungen und Aggressionen von Bürgern gegenüber der Polizei als etwa in Großstädten.
Polizisten werden gezielt auf Auseinandersetzungen vorbereitet
"Während der Ausbildung und auch danach im regelmäßigen Einsatztraining werden diese Dinge geübt." Im Vordergrund steht immer die Deeskalation. Der geordnete Ablauf eines Einsatz sei wichtig. "Kein Polizist will Randale", betont Hans-Jochen Köpper.
Korrektes Auftreten, eine gute Einsatzvorbereitung, Handlungssicherheit und ein verlässliches Teamverhalten seien wichtige Faktoren, für einen positiven Einsatzverlauf. "Wenn es dennoch zu einer Auseinandersetzung kommt, müssen die Polizisten zielgerichtet und unter Beachtung des Mindesteingriffs und der Verhältnismäßigkeit der eingesetzten Mittel dafür sorgen, dass die nach Recht und Gesetz getroffenen Maßnahmen durchgeführt werden."
Angebote zur Nachbetreuung bei schwerwiegenden Vorkommnissen
Bei besonders belastenden Einsätzen und wenn Polizisten über ein gewisses Maß hinaus verletzt werden, gibt es das Angebot der psychosozialen Beratung. Das gehe so weit, dass hierfür besonders geschulte Kollegen bereits während oder unmittelbar nach dem Einsatz vor Ort sind, so Köpper.
Ferner gibt es strukturierte Einsatznachbereitungen. Ziel sei es, Beamten in die Lage zu versetzen, mit belastenden Erlebnissen besser umgehen zu können.
Für eventuell nachfolgende Maßnahmen der Schadensregulierung gibt es auch entsprechende Unterstützung.