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Fricktal/CH (pm/jet) In den vergangenen 30¦Jahren haben die Freiwilligen Bodenforscher im Fricktal wertvolle Arbeit geleistet. Seit den 1980er-Jahren fanden die Arbeitsgruppe der Fricktalisch-Badischen Vereinigung für Heimatkunde (FBVH) und die Kantonsarchäologie Aargau in neun Fricktaler Gemeinden spätmittelalterliche Brandschichten. Sie entstanden vermutlich durch die eidgenössischen Brandschatzungen im sogenannten Schwabenkrieg von 1499. Nun werden die Resultate der Auswertung dieser Brandschichten in einer Wanderausstellung gezeigt, die in den kommenden Monaten in 21 Fricktaler Gemeinden zu Gast sein wird. Die Funde und Befunde kamen zumeist bei Abbrüchen von alten Bauernhäusern im Untergrund dieser Bauten zum Vorschein. Sie stammen aus den Gemeinden Eiken, Frick, Gipf-Oberfrick, Kaiseraugst, Kaisten, Möhlin, Oeschgen, Wölflinswil und Zeiningen „und bilden eine einmalig dichte Quellenlage“, wie es in einer Mitteilung der Kantonsarchäologie heißt.

In einem Kooperationsprojekt der Kantonsarchäologie und der FBVH, unterstützt durch den Swisslos-Fonds des Kantons Aargau, wurden die Funde und Befunde nun in den Jahren 2022 bis 2023 ausgewertet. Die untersuchten Brandhorizonte stammen aus 15 Grabungen, die über ein Gebiet von 20 Kilometern im Fricktal verteilt waren. Die Brandschuttschichten befanden sich in Kellern, verfüllten Balkengräben und Gruben oder waren zu einer Schicht ausplaniert worden.

Die Funde zeigen auf, wie ländliche Haushalte im Spätmittelalter ausgestattet waren. Zwar fehlen Objekte aus organischem Material wie beispielsweise Holzgefäße, dennoch zeigt die Haushaltskeramik eine bereits aus anderen Fundstellen bekannte Vielfalt an Gefäßen zum Kochen, Servieren und Ausschenken. „Zusammen mit der qualitätvollen Ofenkeramik in Form von reich verzierten Ofenkacheln zeigt sich damit ein Wohnstandard, den man im ländlichen Raum nicht erwartet hatte“, heißt es in der Mitteilung weiter.

Ein Großteil der Keramikgefäße lässt sich in die zweite Hälfte des 15. Jahrhunderts datieren. Die Ofenkeramik, die Motive darauf sowie die Münzfunde bestätigen diese Zeitstellung. „Das Fricktaler Fundmaterial ist damit eine wichtige regionale Ergänzung der Forschungsgrundlagen zum ländlichen Spätmittelalter in der Schweiz“, schreibt die Kantonsarchäologie.

Die weite Verbreitung der Brandschichten mit ähnlicher Datierung lässt an ein übergeordnetes Ereignis im Fricktal denken. Die Brandschatzungen des Schwabenkriegs 1499 bieten dafür eine mögliche Erklärung. Das Fricktal war als Teil der habsburgischen Vorlande während vieler Jahrhunderte eine Grenzregion, die durch Konflikte und Kriege geprägt war.

Die Ergebnisse zeigen, dass das Fricktal während des Schwabenkriegs Brandschatzungen und Plünderungszüge erdulden musste. „Erstaunlich ist dabei, dass dies in der historischen Forschung bislang kaum beachtet wurde, obwohl schriftliche Quellen davon berichten“, heißt es in der Mitteilung. „Die Ergebnisse des Auswertungsprojekts revidieren dieses Bild.“

Der Artikel erschien zuerst in der „Aargauer Zeitung“.