Die Container am ehemaligen Spital wirken auf den ersten Blick nicht gerade einladend. Doch der Schein trügt. Im Inneren befinden sich die modernen Praxisräume des Medizinischen Versorgungszentrums Bad Säckingen (MVZ), in dem drei Ärzte praktizieren. Und: Am Wochenende hat hier die Notfallpraxis der Kassenärzlichen Vereinigung geöffnet – auch das hat sich offenbar noch nicht bei jedem herumgesprochen.

Wir wollten wissen, wie die Container von innen aussehen. MVZ-Geschäftsführer Ludwig Schöner und Katrin Gedlich, medizinische Fachangestellte, haben zum Rundgang eingeladen.Positive Nachricht am Rande: Oft wird geklagt, dass niedergelassene Hausärzte keine Patienten mehr aufnehmen. Im neu eröffneten MVZ sind noch Kapazitäten frei.
Anmeldung: „Die Patienten sind positiv überrascht, wenn sie die Container betreten“, berichtet Katrin Gedlich. Denn im Inneren befinden sich Behandlungszimmer wie in anderen Arztpraxen auch, ein Labor, ein Wartezimmer. Was von außen aussieht wie Wohncontainer, die auch an einem Flüchtlingsheim stehen könnten, bietet das Innere klinischen Artzpraxen-Flair. „Es sind auch keine üblichen Container“, stellt Ludwig Schöner klar, „sondern spezielle Praxen-Container.
Warteraum: Natürlich ist Corona auch für den MVZ-Betrieb eine Herausforderung. Denn immerhin haben die Ärzte mittlerweile mehrere hundert Patienten. Da muss der Behandlungstag terminlich gut organisiert sein, weiß Katrin Gedlich, denn natürlich muss in einer Ärztepraxis besonders streng auf die Hygienevorschriften geachtet werden – gerade wenn es zu Wartezeiten kommt.
Der Piepser: Um ein enges Aufeinandertreffen der Patienten zu vermeiden, haben die Verantwortlichen des MVZ zu einem Kniff gegriffen: Wenn es mal enger wird oder wenn ein Patienten besondere Infektionsangst hat, dann kann er in seinem Wagen auf dem Parkplatz vor den Containern warten. Dafür erhält er an der Anmeldung von Katrin Gedlich einen Pager, auch Piepser genannt. Der ruft den Patienten dann auf, wenn er dran ist. So sollen unnötige Begegnungen in der Praxis verhindert werden.
Die Praxen: Im MVZ praktizieren drei Fachärzte seit dem 1. Oktober: die Internistin und Diabetologin Annette Fenske, Rheumatologe Daniel Schlittenhardt und der Allgemeinmediziner und Chirotherapeut Ryszard Fazan. Ziel sind laut Schöner sechs Ärzte im MVZ – darunter wahrscheinlich auch Fachärzte für Frauenheilkunde. Den Vollbetrieb steuert das MVZ aber erst für die Zeit nach dem Umzug zurück ins umgebaute Spital an, wenn dort im Erdgeschoss das Ärztezentrum an den Start geht. Der Umzug ins sanierte ehemaligen Spitals ist für das erste Quartal 2022 geplant, so Schöner. Bis dahin wollen wir langsam wachsen.“
Die Herzspezialisten: In den Containern ebenfalls ansässig ist kardiologische Praxis Sinn und Layher. Die Kardiologen sind an sich in den Räumen des ehemaligen Spitals ansässig. Für die Zeit der Sanierung ist die Praxis ebenfalls in die Container umgesiedelt. Auch die Doktores Layher und Sinn werden nach Abschluss der Sanierung zurück ins neugestaltete Erdgeschoss des früheren Spitals ziehen. Im Container-Komplex sitzen sie im Ostflügel, der mit 20 Räumen wesentlich größer ist als das MVZ.
Die Räume: Das derzeitige MVZ besteht aus sechs Containermodulen, die zu einer Einheit mit 100 Quadratmetern zusammengefügt sind. Dazu gehört unter anderem auch ein Labor. Dort finden sich auch Restbestände der früheren Spitaleinrichtung, die gerettet werden konnten – beispielsweise Schränke, Tische, Liegen – „und auch der Handtuchhalter und Desinfektionsmittelspender sind noch aus dem Krankenhaus,“ sagt Schöner.
Notfall am Wochenende: Neben den Sprechzimmern des MVZ beherbergen die sechs Container auch die Notfallpraxis der Kassenärztlichen Vereinigung Baden-Württemberg. Die Notfallpraxis gab es bereits zu Zeiten des Spitals und auch nach Schließung in den Spitalräumen. Jetzt ist die Wochenende-Notfallpraxis ebenfalls in die Container gewandert. Sie hat geöffnet samstags, sonn- und feiertags von 9 bis 13 Uhr und von 15 bis 19 Uhr. Die Notfallpraxis ist besetzt von einem niedergelassenen Arzt. Hier werden Krankheiten behandelt, mit denen ein Patient üblicherweise zum Hausarzt geht, aber im konkreten Fall nicht bis Montag warten will.