Die Gleichung ist einfach: Mehr Arbeitsplätze bringen mehr Verkehr. Für das Sisslerfeld, die wichtigste freie Industriefläche im Kanton, gehen die Planer davon aus, dass im Endausbau bis zu 10.000 zusätzliche Arbeitsplätze entstehen könnten. Das bedeutet: deutlich mehr Verkehr. Doch bereits heute kommt das Verkehrssystem insbesondere in Eiken und Stein zu den Stoßzeiten immer wieder an den Anschlag.
Bei der Gebietsentwicklung, an der neben den vier Sisslerfeld-Gemeinden Eiken, Münchwilen, Sisseln und Stein auch der Kanton und der Planungsverband Fricktal Regio beteiligt sind, ist denn die Mobilität auch ein zentrales Thema. Ein regionaler Gesamtplan Verkehr soll aufzeigen, mit welchen Maßnahmen der individuelle und der öffentliche Verkehr weiterentwickelt werden können.
Alternative zum Auto
Dass die Mobilitätsfrage wichtig und nicht leicht zu lösen ist, zeigt auch, dass sich unter den acht Stoßrichtungen zur Gebietsentwicklung gleich zwei mit der Mobilitätsfrage beschäftigen. Das Sisslerfeld könne nur wachsen, wenn der Verkehr nicht ungebremst zunehme, heißt es bei der Stoßrichtung „Mehr mit Bus, Velo und zu Fuß“. Und weiter: „Dazu braucht es attraktive Alternativen zum Auto.“
Explizit erwähnt werden ein besseres Busangebot, gute Veloverbindungen von den Bahnhöfen zu den Arbeitsplätzen, einladende Fußwege, allenfalls eine zusätzliche Rheinbrücke für Bus, Velo und Fußgänger sowie generell „neue, möglichst flexibel nutzbare Mobilitätsformen“.
Das brachte Hansueli Bühler, langjähriger Gemeindeammann von Stein und ehemaliger FDP-Großrat, also Mitglied des Aargauer Kantonsparlaments, respektive einen seiner ehemaligen Handballerkollegen bei einem Feierabendbier auf eine Idee: Wie wäre es mit einer Seilbahn über den Rhein, welche die Pendlerinnen und Pendler von Bad Säckingen oder Murg ins Sisslerfeld bringt?
Parkhaus auf deutscher Seite
Auf deutscher Seite müsste dazu, so sinniert Bühler, ein Parkhaus gebaut und im Sisslerfeld die Feinerschließung sichergestellt werden. Denn, so weiß Bühler, viele Grenzgängerinnen und -gänger aus Deutschland leben in den weit verstreuten Gemeinden des Hotzenwaldes und erreichen ihren Arbeitsplatz im Sisslerfeld aktuell nicht mit öffentlichen Verkehrsmitteln.
Ist die Bieridee eine Schnapsidee? Oder sollte sie geprüft werden? Die aktuellen Verantwortungsträger sind zurückhaltend. Es brauche eine Gesamtverkehrsplanung, sagt Christian Fricker, Präsident des Planungsverbandes Fricktal Regio. Diese werde derzeit auch ausgearbeitet. In diesem Kontext könne man auch die Seilbahn-Idee diskutieren. „Mit einer Seilbahn sind die Verkehrsprobleme aber nicht einfach gelöst. Sie kann gegebenenfalls ein Puzzleteil in einer Gesamtplanung sein.“
Amman will zum Nachdenken anregen
Auch Beat Käser, Gemeindeammann in Stein und Großrat (FDP), gibt sich zurückhaltend. Man werde die Idee sicher innerhalb der Projektsteuerung besprechen. Er sagt aber auch: „Wir sind auch viele andere Ideen am Prüfen.“ Bruno Tüscher, Gemeindeammann von Münchwilen und ebenfalls FDP-Großrat, sieht vor allem viele offene Fragen. So etwa, ob die Frequenz reichen würde, um die Bahn kostendeckend zu betreiben. Für ihn ist wichtig: „Wir müssen diejenige Lösung wählen, die für die Region am besten ist.“ Hier gelte es, „ergebnisoffen zu sein“. Will heißen: Wenn eine Seilbahn Teil der bestmöglichen Lösung ist, „dann ist es eben eine Seilbahn“.
Hansueli Bühler hat einige Reaktionen auf seinen Vorschlag bekommen. Einige stimmen ihm zu, andere nehmen ihn auf die Schippe. Mit zweierlei hat Bühler aber recht: Eine Seilbahn über den Rhein wäre sicher eine (Touristen-)Attraktion. Und: Der Vorschlag gibt zu reden. Bühler schmunzelt. „Damit habe ich mein Ziel erreicht: Ich will zum Nachdenken anregen und dazu, auch außergewöhnliche Lösungen zu prüfen.“