Wenn tatsächlich alle Brücken-Ideen irgendwann umgesetzt werden sollten, dann macht Bad Säckingen bei der Anzahl seiner Brücken bald Amsterdam Konkurrenz. Zwei Brücken verbinden die Kurstadt bereits mit dem schweizerischen Rheinufer.
Mindestens zwei weitere könnten hinzukommen – eine, die bereits als Sissler Brücke einen Namen hat, sowie eine Fußgänger-Velo-Citybus-Verbindung zwischen Bad Säckingen und Stein innerhalb der Stadtgrenzen. Und dann gibt es da noch die Idee einer Fußgängerpassage übers Rheinkraftwerk.
Aber am konkretesten ist zum jetzigen Zeitpunkt die Sissler Brücke. In der Schweiz steht dieses Brückenbauwerk bereits im sogenannten Richtplan, der die baulichen Perspektiven für die nächsten 10 bis 15 Jahre abbildet. Er ist vergleichbar mit dem deutschen Verkehrswegeplan.
Verkehrsstudie soll zeigen, ob die Brücke nötig ist
Auf der deutschen Seite ist man gewissermaßen noch in der Phase der Bedarfsermittlung. Im Klartext: Welche Brücken brauchen wir denn eigentlich? Denn das Regierungspräsidium Freiburg sieht in der Brückenfrage am Hochrhein auch den Aspekt „Rheinbrücke Koblenz“. Für die Beantwortung der Frage (Die Sissler Brücke? Die Koblenzer Brücke? Oder am Ende beide?) werten die Behörden derzeit die Ergebnisse einer aktuellen Hochrhein-Verkehrsstudie aus – dies in enger Abstimmung mit den Schweizer Kollegen, wie Heike Spannagel, Pressesprecherin der Freiburger Behörde mitteilt.
Ganz konkret: Die vorliegenden Verkehrsdaten seien derzeit Grundlage der Untersuchungen für die beiden Rheinbrücken bei Sisseln und bei Koblenz. Involviert seien hier auf deutscher Seite auch die Verkehrsministerien des Bundes und des Landes Baden-Württemberg, so Spannagel.
Wie geht es konkret weiter?
Vor dem Hintergrund der ermittelten Verkehrsströme zeigten sich mittlerweile verschiedene Option für eine Entwicklung konkreter Projekte zwischen den beiden Ländern, so die Freiburger Behörde. Diese Ergebnisse würden „in nächster Zeit“ vorgestellt. Auf Nachfrage sagte Pressesprecherin Spannagel, dies werde wahrscheinlich schon in der ersten Hälfte dieses Jahres sein. Welche Tendenz die Ergebnisse bereits erbrachten, mochte sie nicht sagen. Diese würden dann öffentlich bekannt gegeben.

Unsere Zeitung hatte über das seinerzeit überraschende Sissler-Brückenprojekt erstmals im Jahr 2017 berichtet. 2020 dann haben hohe Behördenvertreter aus Baden-Württemberg und der Schweiz einen „Letter of Intent“ unterzeichnet, der die Weiterverfolgung der Brückenprojekte versprach – also eine Absichtserklärung. Da wurde von einem Zeitkorridor von vier bis acht Jahren gesprochen.
Daran hat sich bis dato augenscheinlich nichts geändert. Beobachtern erscheint aktuell, dass der Schweizern Seite an der Sissler Brücke mehr gelegen ist, während es in Koblenz umgekehrt zu sein scheint. In der aktuellen Anfrage des SÜDKURIER betont die Freiburger Behörde, dass die Sissler Brücke in Verbindung mit der Koblenzer Querung betrachtet werde.
Neue Unternehmen, neue Arbeitsplätze, mehr Verkehr
Für die Schweiz könnte sich bei der weiteren Entwicklung des Sisslerfeldes ein erheblicher Verkehrsdruck ergeben. Das Gebiet soll bekanntlich zu einem der größten Gewerbe- und Industrieareale im Kanton Aargau ausgebaut werden. Denn das 200 Hektar große Areal auf dem Gemeindegebiet von Eiken, Münchwilen, Sisseln und Stein gilt als wirtschaftlicher Entwicklungsschwerpunkt des Kantons.
Die noch nicht bebaute, zusammenhängende Fläche weist ungefähr 80 Hektar auf. Angesiedelt sind bereits heute internationale Firmen aus der Life-Science-Industrie, Chemie und Pharma unterwegs: Novartis, DSM Nutritional Products, Syngenta, Lonza, dazu mehrere Zulieferer für die großen Player. Allein diese Unternehmen bieten bereits rund 5000 Arbeitsplätze an – bei weiterem Ausbau des Sisslerfeldes könnten mehrere tausend hinzukommen. Mehr Arbeitsplätze bedeuten mehr Verkehr.
Es wird konkret: Der Kanton kauft Fläche
Der Kanton Aargau hat erst vor wenigen Tagen für 20 Millionen Franken sechs Hektar des Areals zur weiteren Vermarktung gekauft. Siedeln hier weitere Firmen an, das weiß man hüben wie drüben, wird auch der Grenzverkehr zunehmen. Für die Schweizer ist die Brücke deshalb mittlerweile auch Bestandteil des Verkehrskonzeptes der Sisslerfeld-Testplanung.
Wer im Übrigen den Kreisverkehr bei Sisseln passiert, kann sich vorstellen, dass an der vierten, bislang noch fehlenden Kreiselabfahrt die Straße Richtung Brücke führen könnte. Etwa auf dieser Höhe sollte nach den Planern der Eidgenossen die Straße den Rhein überqueren und dort auch direkt an die A98 bei Rothaus anschließen – falls diese Autobahn irgendwann gebaut werden sollte.

Eine innerörtliche Brücke zwischen Stein und Bad Säckingen
Eine andere Brücken-Idee ist derweil noch unkonkreter – die direkte, innerörtliche Verbindung zwischen Bad Säckingen und Stein. Auch sie hat mit der Prosperierung des Sisslerfeldes zu tun, aber einen ganz anderen Ansatz. Es soll keine Autobrücke, sondern eine Brücke für Fußgänger, Radfahrer und eventuell Busse sein, also für den öffentlichen Nahverkehrs.
Es ist zwar noch eine Vision, wie Sascha Roth, Leiter der Steiner Gemeindekanzlei sagt, aber sie sei jedenfalls schon in der aktuellen Testplanung für das Sisslerfeld eingezeichnet. Allerdings gehöre die Brücke nicht zu den vorrangigen Projekten im Zuge der Sisslerfeld-Entwicklung.
Erste Idee sehen die Brücke zwischen der Holzbrücke und dem Rheinkraftwerk. Abklärungen gebe es auch hinsichtlich einer Nutzung des bestehenden Rheinkraftwerkes für einen Übergang nach dem Vorbild anderer Kraftwerke am Rhein, so Roth. Mit der Bad Säckinger Seite ist die Schweiz in Gesprächen, bestätigte auch Bürgermeister Alexander Guhl.