Wenn sich die Narren am ersten Faißen am frühen Morgen quasi vor ihrer Haustür treffen und der Narrenmarsch zum Aufwecken der Bad Säckinger Bevölkerung ertönt, gibt es für Hilde Hagen kein Halten mehr. „Das Narren-Gen hat mir mein Vater weitervererbt“, sagt die 87-Jährige und lächelt. „Ich bi eifach ä närrschi Kröte.

Obwohl im Murger Ortsteil Niederhof geboren und aufgewachsen, ist sie inzwischen eine Vollblut-Säckingerin. Als sie 1958 ihren Mann Eugen geheiratet hat, kam sie nach Bad Säckingen. „Schon damals gab es auch den Wiiberklatsch in Bad Säckingen“, beginnt Hilde Hagen zu erzählen. Ganz früher noch im Gasthaus „Zum Schützen“, danach im Vereinshaus und später dann im Kursaal. Bis auf wenige Ausnahmen war sie immer mit dabei. „In diesem Jahr wäre es mein 58. Wiiberklatsch gewesen“, rechnet sie nach. Ihre Hutkreationen hat Hilde Hagen alle selbst entworfen und gebastelt. Die Hüte selbst haben beide ihrer Mutter gehört. Verziert mit Rosen und Bändern, spielen sie seit Jahrzehnten die Hauptrolle bei jedem Wiiberklatsch. „So habe ich immer noch ein wenig meine Mama bei mir“, verrät sie.

Auch die Kleider sind von den Wiiebern früher selbst genäht worden. Beim Durchblättern der Alben von Hilde Hagen fallen die kunstvollen Kleider ins Auge. Hüte und lange Kleider waren damals Trumpf. Nur wer sich so aufgeputzt hat, war ein richtiges Wiieb. „Heute sieht man leider viele junge Frauen in anderen Kostümen“, bedauert es die 87-Jährige. Auch dass der Narrenmarsch während dem Wiiberklatsch nicht mehr gespielt wird, fehlt ihr. „Ein Wiiberklatsch ohne Narrenmarsch geht eigentlich gar nicht“, sagt sie.
Noch vor einigen Jahren war der Wiiberklatsch ein wahres Schaulaufen. Es ging um sehen und gesehen werden. Die Frau des früheren Wirtschaftsministers Rudolf Eberle oder Hannelore Nufer, die Ehefrau von Alt-Bürgermeister Günther Nufer, und viele Stadträtinnen zeigten sich regelmäßig in ihrem bunten Federputz. „Heute sieht man leider niemanden mehr“, bedauert es Hilde Hagen. Doch lädt die Narrenzunft Bad Säckingen zum Wiiberklatsch in den Kursaal ein, ist Hilde Hagen immer noch gerne mit dabei. „Und ich bleibe bis zum Schlusstanz“, sagt sie. Das ist für sie Ehrensache.
Doch nicht nur die Wiiber haben es Hilde Hagen angetan. Mit ihrem Mann Eugen und seiner Quetschkommode ist sie viele Jahre bereits am ersten Faißen durch die Bad Säckinger Wirtschaften gezogen und hat die Gäste mit ihrer Musik unterhalten. „Die Kostüme habe ich immer für uns beide zusammengestellt“, erzählt die 87-Jährige. „Damit wir zusammenpassen.“ Dazu hat sie kurz vor Beginn der Fasnacht in ihrem schier unermesslichen Fundus an Fasnachtskostümen und den dazu passenden Utensilien gekramt.
Auch sind die Beiden bereits seit Jahrzehnten Mitglied der Bad Säckinger Narrenzunft. Während sie im Häs der Maisenhardt Joggele unterwegs war, war ihr Mann Eugen auch schon einmal als Narrenpolizist mit dabei. Außerdem stand er 20 Jahre lang in Folge als Traditionsfigur Mehlmarti auf der Narrenspiegelbühne.
Leider macht sich auch bei Hilde Hagen das Alter ein wenig bemerkbar. „Ich würde mir wünschen, dass es noch viele Jahre so weitergeht“, sagt sie. Dass in diesem Jahr keine Fasnacht gefeiert werden kann, bedauert sie sehr. „Ich wünsche mir, dass ich gesund bleibe und dann treffen wir uns im nächsten Jahr wieder alle beim Wiiberklatsch im Kursaal“, sagt sie hoffnungsvoll.
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