Die Rehaklinik Bad Säckingen hat es in den letzten Jahren hart getroffen. Nach der überstandenen Insolvenz 2019 gab es kaum eine Verschnaufpause, die Einrichtung schlitterte geradewegs in die Coronkrise. Letzter Tiefschlag war der Hackerangriff vor drei Monaten. Und trotz allem: Das Haus ist weiter in Betrieb.

Wirtschaftliche Sorgen

Aber Geschäftsführung und Belegschaft kämpfen mit heftigen wirtschaftlichen Sorgen und ums Überleben. Geschäftsführer Peter Kaiser war bei der Vorstellung der Wirtschaftszahlen am Montagabend im Gemeinderat entsprechend deutlich: „Wir müssen dafür kämpfen, dass wir Ende des Jahres noch am Markt sind.“

Denn das Jahr 2023 werde wegen extrem gestiegener Kosten zu einer Marktbereinigung führen, so Kaiser. Klartext: Viele Rehakliniken werden nach Kaisers Einschätzung das Jahr nicht überleben. Wer aber 2024 noch auf dem Posten ist, habe besser Chancen.

Schwache Belegung in den letzten Jahren

Einer der Knackpunkte des Wirtschaftsplanes sind die Belegungszahlen. Diese lagen in den vergangenen Jahren vor allem wegen der Pandemie teils weit unterm Plan. Das schlug ins Kontor und sorgte immer wieder für satte Defizite. 2020 waren es 800.000 Euro minus, 2021 900.000.

Peter Kaiser Geschäftsführer der Bad Säckinger Rehaklinik: „Wir müssen dafür kämpfen, dass wir Ende des Jahres noch am Markt ...
Peter Kaiser Geschäftsführer der Bad Säckinger Rehaklinik: „Wir müssen dafür kämpfen, dass wir Ende des Jahres noch am Markt sind.“ | Bild: Obermeyer, Justus

Für das erst kürzlich abgelaufene Jahr 2022 geht Kaiser von nur noch einer halben Million Defizit aus. Er ist optimistisch, dass sich der Aufwärtstrend fortsetzt. Für das aktuelle Jahr kalkuliert er mit einem kleinen Plus von 60.000 Euro.

Woher kommt der Optimismus?

Im Gemeinderat kam von Bürgermeisterstellvertreter Michael Maier (er vertrat Bürgermeister Alexander Guhl) die Frage, woher Kaiser diesen Optimismus nehme? Die Belegung durch die Rentenversicherung (DRV) sei aktuell „gut uns stabil“, teilte Kaiser mit.

Im traditionell sehr ruhigen Januar liege man mit durchschnittlich 132 belegten Betten um 17 über den Januarwerten der Vergangenheit, und um zwei über dem Jahresschnitt von 2022 (130). Das lasse für eine weiter gute Belegung hoffen. Gleichwohl will Kaiser zurückhaltend für das Jahr 2023 mit einer durchschnittlichen Belegung von nicht mehr als 137 Betten planen.

Belegschaft übt Zurückhaltung in der Lohnrunde

Ein sehr großes Lob sprach der Geschäftsführer der Belegschaft aus. Das gelte für die Qualität ihrer Arbeit, aber gerade auch für die Zurückhaltung bei der Lohnrunde. Geschäftsleitung und Betriebsrat haben sich laut Kaiser auf eine Tariferhöhung von durchschnittlich nur zwei Prozent geeinigt. Die Erhöhung sei sozial gestaffelt, untere Lohgruppen erhielten mehr als zwei Prozent Anpassungen, obere Lohngruppen annähernd eine Nullrunde.

Kaiser macht klar, dass dies Entgegenkommen der Belegschaft nicht selbstverständlich sei, aber enorm helfe, um dem Betrieb in der jetzigen Situation eine wirtschaftliche Perspektive zu geben. Gleichzeitig hat die Rehaklinik auch den Personalbestand abgebaut. Waren es ursprünglich 87 Vollzeitstellen, sind es im laufenden Jahr nur noch 77. Beschäftigt sind insgesamt 127 Mitarbeiter, von denen viele Teilzeit arbeiten.

Gleichzeitig versucht die Geschäftsführung bei der DRV eine bedeutende Erhöhung der Vergütung zu bekommen. Laut Kaiser sei eine Anhebung der Vergütungssätze pro Patient um 9,9 Prozent gefordert. Letztlich geht Kaiser von sechs Prozent aus.

Keine Investitionen geplant

Was im laufenden Jahr die Bilanz ebenfalls entlasten wird, sind die kaum vorhanden Abschreibungen. Der Geschäftsführer erklärt diesen Umstand auf Nachfrage von Stadtrat Alexander Borho: Es gebe praktisch nichts mehr abzuschreiben. Was gleichsam bedeutet, dass die Rehaklinik in den vergangenen Jahren auch nichts mehr investiert hat. Das heißt unterm Strich: In der Rehaklinik gibt es einen enormen Investitionsstau.

Wie künftig notwendige Investition finanziert werden sollen, wollte da Stadtrat Hartmut Fricke wissen. Kaiser sieht in den kommenden Jahresplänen eine freie Finanzspitze von einer halben Million Euro pro Jahr. Diese ist im 2023 Plan bereits eingepreist, soll aber für eine mögliche Rückzahlung an die DRV zurückgestellt werden.

Denn die Rentenversicherung verlangt von der Rehaklinik eine Rückerstattung von Coronahilfen in Höhe von 1,6 Millionen Euro. Diese Summe will die Klinik bei ausgeglichenem Haushalten in den nächsten drei Jahren erwirtschaften und bei Seite legen. Ob tatsächlich gezahlt werden muss, ist noch unklar. Die Klinik klagt gegen diese Forderung der DRV vor dem Bundesozialgericht. Die höchstrichterliche Entscheidung steht noch aus.

Lob vom Mediziner im Gemeinderat

Stadtrat Rolf Joist, selbst Mediziner, lobte die Arbeit der Geschäftsführung. Es seien Einsparungen vorgenommen und Personal abgebaut worden. Gleichzeitig setze das Haus auch auf neue Geschäftsfelder wie Prävention. „Das alles gibt Mut, dass wir auf dem richtigen Weg sind“, sagte Joist.

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