Der 15. Mai 1977 war ein bedeutender Tag in der Geschichte Bad Säckingens: Das eben fertig gestellte Kurzentrum mit Kurmittelhaus, Hochrheinklinik und Rheumaklinik wurde offiziell eröffnet. Rund 15.000 Menschen kamen zur Besichtigung. Schon 1978 bekam die Stadt schließlich den Titel „Bad“ verliehen.
Im Sog des Aufstiegs zum Kur- und Gesundheitsstandort siedelten sich weitere Kliniken in Bad Säckingen an.
1996 beginnt die Talfahrt
Dann, ab 1996, ging es begab. Steigende Kosten und einbrechende Belegungszahlen im Zuge von Reformen im Kur- und Rehawesen machten den Kliniken massiv zu schaffen. Die Rehaklinik ist heute die letzte Klinik aus der ursprünglichen Keimzelle des Bad Säckinger Kurwesens.
Und die übrige Kliniklandschaft erfuhr über die Jahre große Veränderungen. Die Hochrhein-Klinik, die Eggbergklinik, und auch das Krankenhaus, sind gänzlich Geschichte.
Aus der Parkklinik wird das Sigma-Zentrum
1996 kündigte die Parkklinik als erste Personalabbau an. 1997 krankte das Haus erneut, rettet sich jedoch bis ins Jahr 2000. Dann war die Klinik zahlungsunfähig und es kam zur ersten Insolvenz, 2003 folgte die zweite. Die dritte und letzte Insolvenz folgte im Mai 2007.
2008 öffnet in der Parkklinik das Sigma-Zentrum, ebenfalls private Fachklinik für Psychiatrie, Psychotherapie und Psychosomatik.
Das Sigma-Zentrum ist bis heute am selben Standort ansässig.
Was wurde aus der Hochrheinklinik?
Auch die Hochrheinklinik musste bereits 1996 Personal abbauen an. 2003 folgte der Umbruch. Die Hochrheinklinik wurde an den Hegau-Bodensee-Hochrhein-Klinikverbund verkauft. Der kam 2009 ebenfalls ins Straucheln und entging nur knapp der Insolvenz. Die 2006 fusionierte Hochrhein-Eggbergklinik wurde 2011 an die Deutsche Kliniken Holding (DKH) verkauft. Schon zwei Jahre später folgte die Insolvenz, 2014 die Schließung.

Im selben Jahr noch kaufte ein Investor das Gebäude. Es sollte ein Senioren- und Gesundheitszentrum entstehen. Passiert ist nichts. Seither verfällt das Gebäude.
Auf Betreiben der Stadt Bad Säckingen kam es im April 2022 zur Zwangsversteigerung. Nach einer guten Dreiviertelstunde erhielt die Stauffenberger Grund GmbH den Zuschlag für 2,05 Millionen Euro.
Eine Option für die Nutzung ist die Einrichtung einer geriatrischen Reha.
Die Eggbergklinik ist Geschichte
Im Oktober 1993 zog die Eggbergklinik als Fachklinik für Lymphologie von der Bergseestraße in einen 30 Millionen Mark teuren Neubau. Nach scheinbar positiven ersten Jahren begann unmittelbar nach der Jahrtausendwende auch hier der unaufhaltsame Abstieg.

Im Laufe der Jahre häuften sich Schulden in Millionenhöhe an. Später erfolgte die Fusion mit der Hochrheinklinik. Während des Neubaus des St. Franziskus-Heims wurde das Gebäude bis Oktober 2010 als provisorisches Altenheim genutzt, später als Notunterkunft für Flüchtlinge.
2016 wurde das Haus abgerissen. Heute stehen dort Wohngebäude.
Was wurde aus dem Schweizerblick?
Im Dezember 1996 ging dem Schweizerblick, Fachklinik für rheumatische Erkrankungen, die Luft aus. 42 Mitarbeiter standen auf der Straße. 1997 versuchte der Schweizerblick als Panoramaklinik einen Neustart. Nach der Eröffnung blieb jedoch die Kassenzulassung aus.
Mit einem neuen, ganzheitlichen Konzept startete am selben Standort das Penta-Klinikum. 2009 übernahm die Rhein-Jura-Klinik, eine private Akutklinik für Psychiatrie, Psychosomatik und Psychotherapie, das Gebäude der Penta-Klinik.
Die Oberberg Fachklinik Rhein-Jura ist bis heute dort ansässig.
Reha-Klinikum hat Bestand
Auch das Reha-Klinikum (ursprünglich Rheumaklinik) hatte eine unbeständige Geschichte. Das Haus hatte jedoch eine solvente Stütze in Form der Landesversicherungsanstalt in Rheinland-Pfalz. Diese schickte 2004 einen Sanierer. Etliche Vorgänger waren gescheitert und einer wegen Untreue vor Gericht gelandet. Es gelang, die Klink für den Verkauf aufzupeppen.
Der St. Vincentiusverein stieg ein. Zwischenzeitlich ging auch dieses Haus in die Insolvenz, konnte sich aber wieder aufrappeln. Seit Anfang 2019 gehört die Klinik mehrheitlich der Stadt.
Das Rehaklinikum Bad Säckingen ist eine Fachklinik zur Rehabilitation von Patienten mit degenerativen Erkrankungen des Haltungs- und Bewegungsapparates, orthopädischen und entzündlich rheumatischen Erkrankungen, chronische Schmerzpatienten, Patienten nach operativen Eingriffen wie dem Hüft- oder Kniegelenkersatz sowie Patienten mit Gefäßerkrankungen. Die Klinik verfügt über rund 160 Betten.
Das Spital soll Gesundheitscampus werden
Der Waldshuter Kreistag fällte im November 2017 eine Entscheidung, die der Bevölkerung Bad Säckingens und der umliegenden Städte und Gemeinden gar nicht gefiel, nämlich die Schließung des Krankenhauses. Aus dem 1980 eröffneten Krankenhauses soll jetzt ein Gesundheitscampus werden. Auch das Marienhaus soll einziehen.

Im Juli 2022 kam es jedoch zu so massiven – und unerklärlichen – Kostensteigerungen, dass das Projekt zu kippen drohte. Die Arbeiten wurden für vier Monate eingestellt. Jetzt geht es weiter. Der Umbau des ehemaligen Spitals soll bis Ende 2023 abgeschlossen sein und der Gesundheitscampus in Betrieb gehen.
Dieser Artikel wurde erstmals am 17. Dezember 2022 veröffentlicht.