Die Campusbaustelle geht mit großen Schritten dem Ende entgegen: Nach derzeitigem Zeitplan soll das Pflegeheim St. Marienhaus nun endlich im August in das erste und zweite Obergeschoss des früheren Kreiskrankenhauses ziehen. Im selben Monat sollen auch die Arbeiten im dritten Obergeschoss abgeschlossen werden, kündigte Bauleiter Holger Amann bei deiner öffentlichen Begehung der Baustelle am Samstagnachmittag an.
Rund 50 Bürgerinnen und Bürger konnten sich ein Bild von den Baufortschritten machen. „Wir werden im Mai weiteren Führungen anbieten“, freute sich Bürgermeister Alexander Guhl über das große Interesse.
Über den Campus und seine Baukosten ist seit Beginn der Planung viel geschrieben und noch mehr gesprochen worden. „Heute können Sie sehen, wo das städtische Geld verbaut worden ist“, so Guhl zu den Besuchern. Gemeinsam mit Amann und Campus-Geschäftsführerin Bettina Huber führte er durch das Medizinische Versorgungszentrum (MVZ) sowie alle Campus-Räume, die noch nicht vermietet sind.
Bei der Projektierung des Gesundheitscampus 2018 wurden die Kosten für die Sanierung des Krankenhausgebäudes auf 28 Millionen geschätzt. Als die Kostenschätzung im Jahr 2022 plötzlich auf 44 Millionen Euro anstieg, kam es zu einem vorübergehenden Baustopp. Kämmerin Bettina Huber übernahm die Geschäftsführung der Campus GmbH, als Beauftragter des Bauherren versuchte Bauexperte Holger Amann die aus dem Ruder gelaufenen Kosten in den Griff zu bekommen.
Anfang 2025 erschütterte die nächste Hiobsbotschaft die politischen Entscheidungsträger: Demnach werden die Baukosten am Ende wohl über 50 Millionen Euro liegen.
Ist mittlerweile klar, was die Ursache für diese Preisexplosionen war?
Auf diese Frage nur einen einzelnen Grund zu nennen, ist zu simpel. Vielmehr gibt es eine ganze Reihe Ursachen, die das Projekt deutlich teurer machten. Bürgermeister Alexander Guhl nennt als Hauptgrund die allgemeine Baukostensteigerung, die bundesweit alle Bauprojekte in den vergangenen Jahren getroffen hat. Das Statistische Landesamt weist zwischen 2018 und 2025 eine allgemeine Preissteigerung für gewerbliche Gebäude von 50 Prozent aus. „Das haben wir auch zu spüren bekommen“, so Guhl. Campus Geschäftsführerin Huber ergänzt: „Wir haben in diesem Zeitraum einige politische Krisen erlebt, die die Baubranche stark getroffen haben: Corona, der Ukraine-Krieg und jetzt Trump und seine Zollpolitik.“ Lag der Baukosten-Index 2018 bei 87,3, stieg er bis Anfang 2025 auf 130,9. Allein durch diese Teuerung wurden aus den damals geschätzten 28 Millionen Euro jetzt 42 Millionen Euro.
Aber auch andere Faktoren verteuerten das Projekt: Einige Maßnahmen waren 2018 schlicht nicht absehbar, wie die Behebung von Undichtigkeiten in der Tiefgarage oder die Erneuerung der Fassade, wo rund 100 Tonnen asbesthaltige Platten entsorgt werden mussten. „Nicht zuletzt hat der zusätzliche Brandschutz viel Geld gekostet“, so Guhl. Hier gab es keine Kompromisse: „Wir haben die Vorgaben der Brandschutzsachverständigen sauber und rechtskonform abgearbeitet“, erklärt Amann. Mehr Geld wurde auch bei der Sanierung der Räume für das Pflegeheim in die Hand genommen, zum Beispiel für den Schallschutz.
„Es ist nicht möglich, aus den früheren Krankenzimmern einfach Pflegezimmer zu machen. Hier gibt es ganz andere gesetzliche Vorgaben“, so Amann. Dass sich die Senioren hier wohlfühlen werden, davon konnten sich die Besucher im nahezu fertiggestellten ersten Obergeschoss überzeugen. Insgesamt 80 Pflegeplätze, davon 20 Kurzzeitpflegeplätze, wird das Marienhaus im Campus anbieten.
Wie viel Fläche ist noch nicht vermietet?
Das ehemalige Spitalgebäude umfasst etwa 18.000 Quadratmeter, davon sind rund 12.000 Quadratmeter vermietbar. Aktuell sind 3400 Quadratmeter nicht belegt. Konkrete Gespräche laufen derzeit mit potenziellen Mietern der Flächen der Apotheke und der Cafeteria im Erdgeschoss, sowie der noch freien Hälfte des dritten Stockwerks. Offen sind dagegen die Praxisflächen, die ursprünglich für die Kardiologen und Dermatologen vorgesehen waren.
Ein Knackpunkt ist die Vermietung des zweiten Operationssaals. Während der erste OP von den Ärzten des Orthopädischen Zentrums genutzt wird, soll der zweite tageweise an Ärzte vermietet werden. Ideal wäre beispielsweise ein Chirurg, so Guhl.
Bekommt Bad Säckingen finanzielle Unterstützung von Land und Kreis?
Der Landkreis Waldshut beteiligt sich an den Baukosten mit 12,7 Millionen Euro. Den Betrieb des Gesundheitscampus muss die Stadt allein aus den Mieterträgen erwirtschaften.
Wer ist schon auf dem Campus zu finden?
Nach dem Konzept soll im Gesundheitscampus ein möglichst breites medizinisches Angebot zu finden sein. Stark gewachsen ist bereits das kommunale MVZ mit den Abteilungen Allgemeinmedizin und Gynäkologie (sowie ab Mai der Onkologie für Privatpatienten). Außerdem ist auf dem Campus zu finden: Das Orthopädische Zentrum, die Praxis für Podologie L. Müller, das Sanitätshaus Schneider, das MVZ Laborärzte Singen Prof. Blessing, Hypnosepraxis Kerstin Guhl sowie OM Catering.