Die Bad Säckinger Hochrhein-Eggbergklinik (HEK) hat eine lange und zuletzt traurige Geschichte. In den vergangenen Jahren stand der Gebäudekomplex leer. Illegal hausten dort Menschen, immer wieder brannte es, erst vor drei Wochen wieder. Auf Betreiben der Stadt Bad Säckingen kam es am Mittwoch, 27. April 2022, zur Zwangsversteigerung im Amtsgericht Waldshut.
Zuschlag nach gut 45 Minuten
Nach einer guten dreiviertel Stunde erhielt die Stauffenberger Grund GmbH von Rechtspflegerin Sonja Eschbach den Zuschlag für 2,05 Millionen Euro. Die GmbH gehört zum Immobilienunternehmen Grossmann Group aus Kehl. Der Verkehrswert der HEK in Bad Säckingen war auf 1,081 Millionen festgelegt, so Rechtspflegerin Sonja Eschbach.
Eigentümerin der Immobilie war bis zur Zwangsversteigerung die Senioren- und Gesundheitszentrum HEK AG in Liquidation, Basel. Investor Karl-Heinrich Drux und sein Unternehmen GRE Immobilienverwaltung GmbH & Co., HEK Senioren- und Gesundheitszentrum KG hatten die Immobilie 2014 gekauft. Aus seinen Plänen einer seniorengerechten Wohn- und Pflegeeinrichtung wurde nie etwas. Zwischenzeitlich firmierte die Eigentümerin der Immobilie unter Senioren- und Gesundheitszentrum HEK AG in Liquidation.
Dagegen häuften sich bei der Stadt Bad Säckingen letztlich so viele Schulden an, dass Bürgermeister Alexander Guhl die Notbremse zog und die Zwangsversteigerung beantragte. Nach Aufzählung von Rechtspflegerin Sonja Eschbach sind bei der Grundsteuer 300.000 und beim Abwasser 80.000 Euro aufgelaufen.
Rund eine Million Euro Schuldenlast auf der Immobilie
Das war aber nur ein Teil der Schuldlasten auf der Immobilie. Insgesamt summierten sich die Verbindlichkeiten auf rund eine Millionen Euro, rechnete Rechtspflegerin Sonja Eschbach vor. Etliche Privatleute, Unternehmen sowie auch das Finanzamt machten erhebliche Forderungen geltend.
Investor: Ein Projekt, das aufs Gesundheitscampusareal passen wird
Svetozar Ivanoff, Partner in der Kehler Grossmann Group, versicherte, dass sein Unternehmen die ersteigerte Immobilie gemeinsam mit der Stadt Bad Säckingen entwickeln wolle.
Das künftige Projekt werde sich an der baurechtlichen Zweckbindung orientieren. Das Gelände gehört nämlich zu einer Sonderbaufläche, auf der nur eine Nutzung zu Gesundheitszwecken möglich ist.
Abriss oder Sanierung? Noch unklar
Ob das Gebäude dazu abgerissen oder saniert werde, konnte Ivanoff aktuell noch nicht sagen. Er habe bislang keinen Zugang zu den Gebäuden erhalten und habe sich somit auch noch keinen sicheren Eindruck vom Zustand der Immobilie machen können, sagte Ivanoff. Auch das dem Gericht und den Bietern vorliegende Wertgutachten wurde nur durch Außenbesichtigung möglich. Denn offensichtlich ermöglichte der frühere Besitzer keinen Zutritt.
Im Gutachten heißt es dazu wörtlich: „Der Eigentümer wurde vom Sachverständigen schriftlich aufgefordert, sich bzgl. der Absprache zum gemeinsamen Ortstermin zu melden. Dies erfolgte nicht.
Mit Schreiben vom 26.10.2020 teilte das Amtsgericht Waldshut-Tiengen mit, dass der Schuldner auf entspr. Anfrage keine Reaktion zeigte. Die Wertermittlung ist nun ohne Innenbesichtigung auf der Grundlage der Gegebenheiten vorzunehmen…Am 10. und 11.3.2021 erfolgte eine Außenbesichtigung.“

Neuer Eigentümer will Gebäude als erstes sichern
Dem neuen Eigentümer geht es nun zunächst darum, sich ein Bild zu machen. Laut Svetozar Ivanoff gehörten immer wieder herausfordernde Bestandsimmobilien zum Geschäft der Grossmann Group, so habe man beispielsweise schon alte Bahnhofsgebäude oder ehemalige Gefängnisse als Immobilienprojekt weiterentwickelt.
Er werde sich nun zunächst Zugang zu der Brache verschaffen, das Gebäude sichern und die Schlösser austauschen.
Welche Grundidee dem künftigen Grossmann-Projekt im Bad Säckinger Kurgebiet zugrunde liegt, konnte oder wollte Ivanoff noch nicht sagen.
Als Beleg für die Kompetenz des Unternehmens in Sachen Gesundheitswesen, verwies er auf die St. Marienklinik in Bad Bellingen.
Das Haus wurde von den Projektentwicklern vor sechs Jahren übernommen, so Ivanoff. Zum Preis für die ersteigerte HEK in Bad Säckingen sagte Ivanoff: „Ich hatte erwartet, dass eine zwei davor steht.“
Versteigerung traf auf großes Interesse
Insgesamt waren acht Bieter im Rennen. Einer der Bieter wurde beim zweiten Gebot wegen fehlender Sicherheit nicht mehr zugelassen. Es entwickelte sich ein wahres Bietergefecht. Innerhalb von 14 Minuten war die Million erreicht, nach einer Dreiviertel Stunde die zwei Millionen. Dann war aber bei den meisten Bietern die Luft raus.
Die wechselvolle Vergangenheit der Hochrhein-Eggbergklinik
Auch die Stadt mit Bürgermeister Alexander Guhl bot mit, war aber bei 1,025 Millionen bald aus dem Rennen. Unter den bekannten Bietern aus der Region waren auch Fikret Yildirim, Eigentümer der Bad Säckinger Flüh und weiterer Immobilien am Hochrhein sowie die Werne Wohnbau und Immobilien aus Waldshut-Tiengen.
Eine Kuriosität am Rande
Beim Bieterstand von 1,2 Millionen kam bei einigen Interessenten plötzlich die Frage nach den Nutzungsmöglichkeiten der HEK-Grundstücke auf.
Bürgermeister Guhl, in Kenntnis der gültigen Bebauungspläne, könnte aufklären. Es sei ausdrücklich nur eine bauliche Nutzung zu Gesundheitszwecken gestattet. Nach diesen Worten ging ein Raunen durch den Saal. Offenbar hatte wohl mancher Bieter an eine normale Wohnbaunutzung gedacht.