Mit einem eindeutigen Abstimmungsergebnis beim Bürgerentscheid vom Sonntag, 20. Juli, stimmt die Bürgerschaft Rickenbachs dem Kurs der Kommune für ein geplantes Bürgerwindrad zu. Bei einer Wahlbeteiligung von fast 40 Prozent votierten knapp 81 Prozent der abgegebenen Stimmen für einen einstimmigen Gemeinderatsbeschluss vom 17. Dezember 2024.
Dieser sieht neben der Aufstellung eines Bebauungsplanes und der Ausweisung von Flächen im Flächennutzungsplan für die Errichtung eines Windrades und einer Freiflächen-PV-Anlage auf dem Hoheneck bei Hottingen die Übertragung des Windradprojektes an den Projektierer Hotzenpower Wind und Solar in Egg vor. Lediglich rund 19 Prozent sprachen sich für die Aufhebung des Beschlusses aus.

„Das Ergebnis ist eindeutig“ – erklärt der Bürgermeister
Ein klares Ergebnis, welches sich bei der Auszählung der Stimmen schon früh abzeichnete: „Das Ergebnis ist eindeutig“, erklärte Rickenbachs Bürgermeister Dietmar Zäpernick am Wahlabend bereits nach der Auszählung der 395 Briefwahlstimmen gegenüber dem „SÜDKURIER“.

Ein Ausgang, den er „in seiner Deutlichkeit so nicht erwartet hat“, weshalb er „sehr froh ist, dass die Wähler uns klar den Auftrag gegeben haben, weiterzumachen.“ Hierbei werde die Gemeinde auch zukünftig alles dafür tun, mit den Gegnern des Windkraftprojektes im Gespräch zu bleiben. Bereits unmittelbar nach der Bekanntgabe des Wahlergebnisses habe er ein angenehmes Gespräch mit Elvira Stehle, der Vertrauensperson des Bürgerbegehrens „Windkraft und Freiflächen-PV-Anlagen“ geführt. In diesem seien keinerlei Vorwürfe erhoben worden.

Ob das Windrad überhaupt gebaut wird, steht noch nicht fest
Zäpernick weist darauf hin, dass der Bau des Bürgerwindrades auch nach dem Entscheid vom Sonntag noch nicht fest stehe. Vielmehr seien zunächst eine Reihe von Gutachten hierzu einzuholen. So erfolge nunmehr die ein Jahr währende gutachterliche Beobachtung der Flora und Fauna im betroffenen Gebiet auf dem Hoheneck. Zu den möglichen Beteiligungsformen für die Bürgerschaft am Windrad sei noch keine Vorentscheidung gefallen. Fest stehe hingegen, dass die Hotzenpower Wind und Solar auch den Auftrag zur Projektierung der dortigen Freiflächen-PV-Anlage erhalte.

Bei den Mitgliedern des Gemeinderates herrscht große Erleichterung
Gemeinderat Dominik Vogt (CDU) sieht sich nicht nur durch das klare Ergebnis in seinen Erwartungen übertroffen. Bemerkenswert ist für ihn auch die Tatsache, „dass sogar deutlich weniger Ja-Stimmen abgegeben wurden, als zuvor Unterschriften zur Einleitung des Bürgerentscheids gesammelt worden waren.“
Eine Einschätzung, die sein Ratskollege Bernd Jägle (CDU) mit deutlichen Worten ergänzt: „Auch die lautstarken, aber kleinen Gruppen, die mit vereinfachten oder irreführenden Behauptungen Stimmung machten, konnten das Meinungsbild nicht dominieren – auch wenn sie selbst gerne diesen Eindruck erwecken.“ Ausdrücklich betont er die konstruktive Haltung der Gemeinden Görwihl und Herrischried im Diskussionsprozess der vergangene Monate als „ein gutes Zeichen für mehr Zusammenarbeit auf dem Hotzenwald.“

Sorgen der Windkraftgegner sollen weiter ernst genommen werden
Gemeinderat Christian Kammerer (CDU) sieht in der öffentlichen Debatte um den Gemeinderatsbeschluss vom 17. Dezember 2024 und das geplante Bürgerwindrad auf dem Hoheneck „einen unschätzbaren Wert. Das nun vorliegende Votum gibt unserer Gemeinde einen starken Rückhalt für die weitere Projektplanung.“ Weiter weist er auf den „fairen Umgang der beiden Lager“ hin: „Rickenbach hat bewiesen, dass ein respektvoller Dialog bei kontroversen Themen möglich ist.“ Vor diesem Hintergrund mahnt Peter Kermisch (WiR) an, „auch weiterhin die Ängste der Windkraftgegner ernst zu nehmen“.
Eine Einschätzung, die Walter Waßmer (FW) mit der Forderung unterstützt, „den weiteren Prozess mit aller Sorgfalt und Transparenz fortzuführen.“ Margrit Eckert-Schneider (Grüne) vermutet, dass auch „viele Hottinger Bürgerinnen und Bürger gegen die Bürgerinitiative abgestimmt haben“ und auch dort „nur ein kleiner Teil“ das Anliegen der Windkraftgegner unterstützt habe.

Karl Knecht, geschäftsführender Gesellschafter der Hotzenpower Wind und Solar in Egg freut sich darüber, dass „unsere Kooperation mit der Gemeinde weitergeführt werden kann. Nun können zeitnah weitere Untersuchungen und Prüfungen zur geplanten Windenergieanlage durchgeführt werden.“ Elvira Stehle, Vertrauensperson des Bürgerbegehrens „Windkraft und Freiflächen-PV-Anlage“ wollte sich „aus ethischen Gründen“ gegenüber dem SÜDKURIER nicht äußern.