Sein Schicksal hat die Region bewegt und am Sinn staatlichen Handelns zweifeln lassen: Saikou Faye aus Gambia hatte alles: Job, Einkommen, Wohnung. Und doch musste er Deutschland verlassen – abgeschoben direkt vom Arbeitsplatz bei der Bad Säckinger Firma Maier Haushaltspflege im Gewerbegebiet Trottäcker. Vier Polizisten holten ihn von dort weg, ließen ihm nur wenig Zeit zum Packen und dann ging es auch schon nach Frankfurt, wo der Flieger bereitstand: Frankfurt-Barcelona-Banjul, wie die Hauptstadt Gambias heißt.

Der SÜDKURIER hat zum 29-Jährigen, der wieder bei seinen Eltern wohnt, Kontakt aufgenommen. „Ja, ich bin wieder hier, aber ich möchte das nicht. Ich bin ein junger Mann und habe viele Pläne, aber keine Unterstützung dafür“, schreibt er auf WhatsApp. Sich als Modedesigner eine Existenz aufzubauen, sei einer davon. Faye spricht davon, dass er zurückkehren könne, sofern er nach Deutschland eingeladen werde. Eine solche Einladung könnte ihm etwa sein früherer Arbeitgeber aussprechen.

Früherer Arbeitgeber voll des Lobes

Das wäre Sebastian Maier, Geschäftsführer von Maier Haushaltspflege. Aber dieser hört das zum ersten Mal. „Wenn es eine Chance auf Rückkehr gäbe, würde ich das natürlich mit aller Kraft unterstützen“, sagt er. Sei doch Faye „einer der Guten“ gewesen – stets fleißig, selbstständig, engagiert und bei allen beliebt. Dessen Stelle sei auch noch immer nicht wieder besetzt. Maier sagt: „Ich würde mich außerordentlich freuen, wenn er wieder bei uns wäre.“

„Wie Bruder für mich“

Lamin Kinteh, der in Bad Säckingen als Friseur arbeitet und auch Gambier ist, kennt Faye schon seit 2018. „Er und ich sind beste Freunde, ja Brüder“, sagt er. Und auch er war geschockt. Als er erfuhr, was Faye mit der Abschiebung widerfahren ist, konnte er es nicht begreifen, wie er sagt: „Wir wollen ihm helfen und versuchen jetzt alles, damit er wieder zurückkommen kann.“

Seines Wissens nach sei dies über eine Einladung durch den Arbeitgeber möglich. Dieser müsste ihm einen unbefristeten Arbeitsvertrag ausstellen und glaubhaft machen, dass die Wiedereinstellung des Ex-Mitarbeiters aus betrieblichen Gründen unumgänglich ist. In seinem Umfeld sei dies schon einmal erfolgreich gewesen, sagt Kinteh. Er kümmert sich jetzt auch um den Hausstand des Abgeschobenen, der das meiste davon zurücklassen musste. „Wir schicken ihm die Sachen teils nach, was sehr teuer ist, oder versuchen sie zu verkaufen, damit er in Gambia über Geld verfügt“, erzählt er. Denn sein deutsches Girokonto sei gesperrt.

Das sagt die Behörde

Ob Saikou Faye trotz Abschiebung nach Deutschland zurückkehren kann, ist unklar. Laut dem Regierungspräsidium (RP) Karlsruhe, das für Baden-Württemberg sämtliche Abschiebungen durchführt, besteht nach einer Abschiebung grundsätzlich ein befristetes Einreise- und Aufenthaltsverbot. Innerhalb der Frist sei für den Abgeschobenen weder die Einreise ins Bundesgebiet noch der Aufenthalt darin erlaubt. Ein solches Einreise- und Aufenthaltsverbot kann dem RP nach aber unter anderem „zur Wahrung schutzwürdiger Belange des Ausländers“ aufgehoben oder die Frist verkürzt werden. Zuständig hierfür sei die untere Ausländerbehörde.

Menschen sind besorgt: Drohen weitere Abschiebungen?

In der Gambia-Community, die laut Kinteh im Kreis Waldshut groß ist, gehe jetzt schon die Angst um. Könnte es noch weitere treffen? Wie kann man eine drohende Abschiebung verhindern? Wie kann man sich absichern?

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„Saikou ist ein korrekter Mensch“, sagt Kinteh über den Freund. Und auch er hält ihn für unschuldig in einer gegen ihn gelaufenen Strafsache. Ist Faye doch 2019 vom Amtsgericht Bad Säckingen wegen eines Drogendelikts zu 100 Tagessätzen à 30 Euro Geldstrafe verurteilt worden. Faye bestreitet die Vorwürfe. Die Drogen seien ihm untergeschoben worden. Hätte Saikou Faye ohne die Strafsache in Deutschland bleiben können? Auch Lamin Kinteh stellt sich diese Frage. Doch bei deren Beantwortung ist er sich nicht sicher.