Wie will die Stadt Bad Säckingen den Anspruch auf die Ganztagsbetreuung an den Grundschulen am 2026/27 umsetzen? Seit Montagabend ist klar, welchen Weg Stadt und Verwaltung gehen wollen. In bemerkenswerter Einigkeit beschloss der Gemeinderat, dass sowohl Weihermattenschule als auch Anton-Leo-Schule zu einer offenen Ganztagsgrundschule umgewandelt werden sollen. Der Ganztagsunterricht soll an vier Tagen in der Woche für jeweils acht Schulstunden stattfinden.

Ein pädagogisches Konzept zur Umsetzung dieses Beschlusses soll die Stadt gemeinsam mit den Schulgremien in der Juli-Sitzung des Gemeinderates vorlegen. Da derzeit noch völlig offen ist, wie groß die Nachfrage nach dem neuen Angebot überhaupt ist, bleibt noch offen, wie und in welchem Tempo die Schulen konkret umgewandelt werden müssen. Klar ist aber: An beiden betroffenen Schulen ist auch räumlich die Einführung der Ganztagesbetreuung möglich.

Welche Baumaßnahmen müssen an den Schulen für die Ganztagsbetreuung erfolgen?

An der Weihermatten-Grundschule wären Umbaumaßnahmen im vorhandenen Gebäudebestand für die ersten Jahre ausreichend. Etwaige räumliche Engpässe könnten durch eine Doppelnutzung von Räumen überwunden werden. Bei einem hohen Bedarf an Ganztagsbetreuung im Rahmen einer offenen Ganztagsschule könnten auf dem Schulgelände zusätzliche Container aufgestellt werden. Als problematisch erweist sich der Zustand der Turnhalle der Weihermattenschule in der Dürerstraße – diese müsste auf längere Sicht durch einen Neubau ersetzt werden.

Zur Einrichtung einer Ganztagsbetreuung wären an der Weihermattenschule in Bad Säckingen zunächst Umbaumaßnahmen im vorhandenen ...
Zur Einrichtung einer Ganztagsbetreuung wären an der Weihermattenschule in Bad Säckingen zunächst Umbaumaßnahmen im vorhandenen Gebäudebestand ausreichend. | Bild: Alexander Jaser

Durch die Vermietung des Erdgeschosses an den Landkreis sind bei der Anton-Leo-Schule die räumlichen Möglichkeiten deutlich eingeschränkt. Daher wären zusätzliche Baumaßnahmen notwendig, die jedoch aufgrund der eingeschränkten Möglichkeiten auf dem Schulgelände nur schwer umzusetzen sind.

Wie hoch wären die Kosten für die Baumaßnahmen?

Die Erweiterung der Anton-Leo-Schule zu einer dreizügigen Grundschule mit offenem Ganztagsbereich für etwa 240 Schülerinnen und Schüler würde laut Architekturbüro Thiele im Mittelwert rund 2,64 Millionen Euro kosten. Die Kosten für eine entsprechende Erweiterung der Weihermattenschule betrügen im Mittelwert rund 5,18 Millionen Euro. Ein Neubau für deren stark sanierungsbedürftige Sporthalle beliefen sich für eine Zweifeldsporthalle im Mittelwert auf rund 5,65 Millionen Euro.

Was wird aus den Kinderhorten an den beiden Grundschulen?

Die bislang von der Caritas angebotene Betreuung der Grundschüler vor und nach dem Unterricht wird mit der Einführung der Ganztagsbetreuung ab dem Schuljahr 2026/27 schrittweise auslaufen. Ab diesem Schuljahr sollen keine Kinder mehr in die bestehenden Kinderhorte aufgenommen werden.

Wie soll die langfristige Entwicklung aussehen?

Auf längere Sicht empfiehlt die Verwaltung die Umwandlung der Weihermattenschule in eine gebundene Ganztagsschule mit ganztägigem Unterricht. Bei diesem Konzept wären alle Schüler zur Teilnahme am Ganztagsangebot verpflichtet. Eltern, die dieses Angebot nicht wahrnehmen wollten, müssten ihre Kinder auf eine andere Grundschule schicken. Die für dieses Konzept notwendigen Umbau- und Erweiterungsmaßnahmen an der Weihermattenschule wären nach Auskunft der planenden Architekten Thomas und Jona Thiele vor dem Gemeinderat gut möglich.

Wer trägt die Kosten für die Ganztagsbetreuung?

Die Ganztagsbetreuung der Grundschüler ist für die Eltern kostenfrei – die Kosten werden durch das Land Baden-Württemberg übernommen. Für die Beaufsichtigung der Schüler während den Mittagspausen erhält die Stadt 30 Euro pro Schultag durch das Land – ein Satz, der die tatsächlichen entstehenden Kosten der Stadt für die Beaufsichtigung der Kinder nach Ansicht der Verwaltung wohl nicht decken wird. Die Betreuung von Schülern über den Ganztagsunterricht hinaus hätte die Stadt durch eigenes Personal zu gewährleisten. Ob diese freiwillig angebotene Leistung der Stadt für die Eltern kostenpflichtig wäre, hätte der Gemeinderat zu entscheiden. Der Betreuungsanspruch der Eltern gilt auch für die Schulferien, ausgenommen ist eine Zeitspanne von vier Wochen. Auch hier hätte die Stadt zusätzliches Personal anzustellen und könnte für die Schülerbetreuung von den Eltern eine Gebühr erheben.

Was sagen die Fraktionen zu den Planungen für den Ganztagsunterricht?

Sowohl CDU, als auch Grüne, Freie Wähler und Sozialdemokraten haben die Vorschläge von Stadtverwaltung und CDU in der Gemeinderatsdiskussion unterstützt. Auch die Vertreter der Unabhängigen Bürgerliste und der FDP stimmten in der Abstimmung zu. Mit dem von Gemeinderätin Nana Wellisch (AfD) vorgetragenen Argument, die vorgestellten Planungen für den Ganztagsunterricht seien schlimmer als in der ehemaligen Sowjetunion, wurde es lediglich von der AfD abgelehnt. Unter dem geschlossenen Beifall des Gemeinderates wies Bürgermeister Alexander Guhl diese Gleichsetzung der Arbeit des Parlamentes mit der Diktatur in der Sowjetunion entschieden zurück und erklärte: „Wenn sie weiterhin die Arbeit unseres Parlamentes mit der sowjetischen Diktatur vergleichen, fordere ich sie auf, diesen Raum zu verlassen.“

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