Eltern von Grundschülern haben ab dem Schuljahr 2026/27 einen Rechtsanspruch auf eine ganztägige Betreuung ihrer Kinder an der Schule. Wie dieser Rechtsanspruch gewährleistet werden soll, stellt viele Gemeinden schon jetzt vor große Herausforderungen: An welchen Grundschulen soll das Angebot gestartet werden? Welche baulichen Voraussetzungen sind hierfür zu schaffen? Welche pädagogischen Konzepte sollen umgesetzt werden? Welche Grundschulen sind überhaupt bereit, ein Ganztagsangebot aufzubauen? Und nicht zuletzt: Mit welchen Kosten müssen die Kommunen rechnen?
Bislang gibt es in Bad Säckingen an zwei der fünf Grundschulen eine ganztägige Betreuungsmöglichkeit, nämlich an den Hortstandorten Weihermattenschule und Anton-Leo-Schule. Diese zusätzlichen Angebote sind kostenpflichtig und werden von der Stadt als Dienstleistung eingekauft.
Weihermattenschule und Anton-Leo-Schule haben beste bauliche Voraussetzungen
Eine erste Weichenstellung zum Ausbau der Ganztagsbetreuung will der Bad Säckinger Gemeinderat in seiner nächsten Sitzung am kommenden Montag, 4. November, treffen. Hierzu wurden in den vergangenen Monaten Gespräche mit Schulleitungen und Eltern geführt, sowie von einem Architekten eine bauliche Machbarkeitsstudie erstellt.
Klar ist schon jetzt: Für ein Ganztagsangebot reichen die bisherigen Schulbauten nicht aus. Zusätzliche Neubauten sind aber nicht an allen Standorten realisierbar. Aus Sicht der Stadtverwaltung gibt es zum aktuellen Zeitpunkt fünf Optionen, von denen sich zwei als Favoriten herauskristallisieren: Die Einrichtung einer verbindlichen Ganztagsschule entweder an der Weihermattenschule oder an der Anton-Leo-Schule.
„Die Weihermattenschule hat die größte Grundstücksfläche zur Verfügung und ist dementsprechend für den Ausbau einer ganztägigen Betreuung aus baulicher Sicht am besten geeignet“, schreibt Manuel Elis, als Fachbereichsleiter im Rathaus für die Schulen zuständig. Allerdings hat sich die Schulleitung und der Elternbeirat bereits ausdrücklich gegen die Einführung des Ganztagsangebots ausgesprochen.
Der Bedarf ist laut Manuel Elis hingegen an der Anton-Leo-Schule am größten, hier ist auch bereits eine Schulsozialarbeiterin im Einsatz. „Das Grundstück der Anton-Leo-Schule bietet allerdings nur minimale Entwicklungsmöglichkeiten“, so Elis. Deshalb schlägt die Stadtverwaltung, eine Außenstelle der Grundschule auf den Sportbahnen des Scheffel-Gymnasiums zu erreichten. Dieser Standort ist nur einen Steinwurf von der Anton-Leo-Schule entfernt sind und innerhalb kurzer Zeit über die Scheffel-Unterführung zu erreichen. Damit könnte auch die Schulmensa des Scheffel-Gymnasiums von der Grundschule genutzt werden.
Die kleinsten Grundschulen scheiden für ein Ganztagsangebot aus
Die beiden kleinsten Grundschulen in Wallbach und Rippolingen scheiden hingegen für ein Ganztagsangebot aus, da dies deren Kapazitäten sprengen und die Schülerströme in der Stadt stark verändern würde. Die beiden Schulleitungen lehnen deshalb eine Einführung des Ganztagsbetriebs an ihren Schulen ab. Die Grundschule Obersäckingen zeigt sich grundsätzlich offen, allerdings wäre auch hier ein Neubau notwendig.
Alternativ zu einer verbindlichen Ganztagsschule sieht Elis auch die Möglichkeit, dem den Rechtsanspruch durch ein kommunal organisiertes Angebot zu gewährleisten. Der Nachteil sei aber ein erhöhter Personalbedarf, bei dem die Stadt zudem in Konkurrenz zu den Kindergärten tritt, wo ebenfalls Betreuungskräfte fehlen.
Eine weitere Option ist in der Gemeinderatsvorlage übrigens nicht mehr zu finden: Schon während der Beratungen für den Doppelhaushalt 24/25 hatten die Grünen unter anderem wegen der absehbaren Entwicklung auf dem Sisslerfeld vorgeschlagen, in den kommenden beiden Jahren mit der Planung einer zusätzlichen Grundschule zu beginnen. Die Mehrheit der Räte hatte dies aber abgelehnt, weil das Regierungspräsidium derzeit keine Notwendigkeit für eine weitere Schule sieht und eine Förderung deshalb mehr als zweifelhaft ist.
Wie ist der Bedarf?
Eine Prognose, wie groß die Nachfrage nach Betreuungsangeboten ab dem Jahr 2026 tatsächlich sein wird, ist aktuell schwierig. Eine Umfrage der Stadt bei Eltern brachte nur eine Rücklaufquote von 15 Prozent und damit keine repräsentative Datengrundlage. Derzeit schätzt die Stadt einen Bedarf von 100 Plätzen für eine Nachmittagsbetreuung.