Die Stadtwerke Bad Säckingen (SWS) senken zum 1. Januar 2024 ihre Preise für Strom und Gas deutlich. Dies teilten Geschäftsführer Frank Scheffner und Vertriebsleiter Harry Runge am Freitag bei einem Pressegespräch mit. Nach dem wirtschaftlich sehr schwierigen Jahr 2021 erwarten sie für dieses Jahr 2,9 Millionen Euro Gewinn. Die Stadtwerke rechnen auch damit, dass sie bis zu 40 Prozent des durch die Insolvenz des Biomethanhändlers BMP Greengas entstandenen Schadens erstattet bekommen.

Ein Drei-Personen-Haushalt zahlt jetzt fast 2500 Euro weniger für Strom und Gas

Mit der Preissenkung für ihre Kunden machen die Stadtwerke die massive Erhöhung des vergangenen Jahres teilweise rückgängig. Damals war auf den 1. Januar 2023 der Verbrauchspreis beispielsweise für die Strom-Grundversorgung um 80,3 Prozent erhöht worden. Nun sinken die Preise um durchschnittlich 21 Prozent, bei Gas sogar um 43 Prozent.

Verglichen mit den aktuellen Tarifen zahlt beispielsweise ein Drei-Personen-Haushalt beim Strom mit einem Jahresverbrauch von 3500 Kilowattstunden in der Grundversorgung fast 490 Euro weniger im Jahr, beim Gas sind es bei einem Jahresverbrauch von 18.000 Kilowattstunden sogar über 2000 Euro weniger.

Stadtwerke bieten ihren Kunden eine zweijährige Preisgarantie

Ihren Kunden bieten die SWS auch Zweijahresverträge an, deren deutlich unter denen der Grundversorgung liegenden Tarife für die Laufdauer des Vertrags garantiert sind. Von der Garantie nicht abgedeckt sind allerdings jene Elemente des Gesamtpreises, die die Stadtwerke nicht selbst beeinflussen können – also Netzentgelte, Steuern, Abgaben und Umlagen. Der Strompreis setzt sich zu 52 Prozent aus diesen Komponenten zusammen, der Gaspreis zu über 20 Prozent. Derzeit werden in der Politik mehrere Maßnahmen diskutiert, die diese Preisbestandteile betreffen – etwa eine Erhöhung des CO2-Preises oder die Anhebung des Mehrwertsteuersatzes für Erdgas von den einige Zeit reduzierten 7 auf wieder 19 Prozent.

Die meisten der Kunden kommen aus Bad Säckingen

Die Stadtwerke versorgen seit Anfang dieses Jahres wieder Haushalts- und Geschäftskunden bundesweit. Basis des Geschäfts sind aber die 8500 Strom- und die 2300 Gaskunden in Bad Säckingen selbst, wo die SWS in den entsprechenden Segmenten eigenen Angaben zufolge einen Marktanteil von über 75 beziehungsweise 83 Prozent haben.

„Das letzte Jahr war noch dominiert durch sehr hohe Preise, zu denen wir selbst einkaufen mussten. Das sieht jetzt vollkommen anders aus“, so Scheffner. Die Beschaffungspreise seien gegenüber der Hochphase der Energiekrise, die im Februar 2022 mit dem Angriff Russlands auf die Ukraine einsetzte, wieder stark gesunken, lägen aber aktuell immer noch höher als vor Beginn der Krise.

Nahwärme und Wasser werden nächstes Jahr voraussichtlich teurer

Auf höhere Preise müssen sich die Bezieher von Nahwärme einrichten. Die drei von den Stadtwerken in Bad Säckingen und Rippolingen betriebenen Netze haben zusammen über 325 Abnahmestellen. Die ebenfalls ab 1. Januar 2024 geltenden neuen Preise sind aber noch nicht final kalkuliert. Derzeit berechnen die Stadtwerke je nach Netz für den Verbrauch zwischen 12,12 und 18,06 Cent pro Kilowattstunde, hinzu kommen weitere Gebühren.

Ebenfalls angehoben werden nach zwei Jahren Preisstabilität zum neuen Jahr voraussichtlich die Wasserpreise. In welchem Umfang, das wird im Dezember der Aufsichtsrat beschließen. Über die Preisanpassungen wollen die Stadtwerke ihre Kunden diese Woche schriftlich informieren.

Diese Woche nur eingeschänkte Datenverarbeitung bei den Stadtwerken

Nur eingeschränkt funktioniert ebenfalls diese Woche die Datenverarbeitung bei den Stadtwerken. Aufgrund der gesetzlichen Vorgaben müssen Netz und Vertrieb entflochten werden. Hierfür muss das ganze System komplett lahmgelegt werden. „Wir versuchen die Einschränkungen so gering wie möglich zu halten und beraten unsere Kunden bestmöglich“, teilte Geschäftsführer Scheffner mit.

Bis zu 40 Prozent des durch die BMP-Insolvenz entstandenen Schadens könnten beglichen werden

„Die Stadtwerke haben die Krise definitiv hinter sich“, sagte Geschäftsführer Scheffner. Er rechnet für 2023 mit einem positiven Ergebnis in Höhe von 2,9 Millionen Euro. Relativ glimpflich könnte auch die Insolvenz der BMP Greengas für die Stadtwerke ausgehen. Weil der Biomethanhändler Lieferverpflichtungen nicht hatte einhalten können, war den SWS ein finanzieller Schaden entstanden, der sich Informationen unserer Zeitung zufolge auf 11,7 Millionen Euro beläuft. Diese Summe wollte Scheffner auch dieses Mal weder bestätigen noch kommentieren. Er sagte aber, dass im laufenden Insolvenzverfahren die Stadtwerke etwa 30 bis 40 Prozent der Schadenssumme ausgeschüttet bekommen könnten.

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