Jetzt, wo das Wetter wieder zu einem Besuch auf der Terrasse einlädt, hält sich Ulrike Glatz dabei lieber zurück. „Als ich den Hund in den Garten lassen wollte, saß eine Ratte bei mir auf der Terrasse“, erzählt sie. Das war vor genau einem Jahr. Inzwischen geht sie nur noch mit einem Besen vor das Haus. Besonders morgens, spazieren die Ratten quer über den Weg und durch den Garten. „Diese Biester sind so zutraulich, die setzen sich sogar auf meinen Schuh“, beschreibt die Obersäckingerin das eher zweifelhafte Vergnügen.

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Lange hat sie nach der Ursache geforscht und ist ihrer Meinung nach auch fündig geworden. „Die ersten Ratten sind aufgetaucht, als der Bau des Mehrfamilienhauses unterhalb unseres Hauses begonnen hat“, sagt sie. Hinzu kommt der Rohbau eines Einfamilienhauses, der nie fertiggestellt worden ist und seit rund zehn Jahren leer steht. Das Grundstück des Hauses ist völlig vermüllt. Es liegen Plastikteile und wild entsorgte Küchenabfälle herum. Inzwischen war auch der Schädlingsbekämpfer bei der Familie Glatz. „Es wurden Schnapp- und Fressfallen verteilt“, so Ulrike Glatz weiter.

Die Ratte zeigt sich auch tagsüber ganz ungeniert vor dem Küchenfenster der Familie.
Die Ratte zeigt sich auch tagsüber ganz ungeniert vor dem Küchenfenster der Familie. | Bild: Susanne Eschbach

Viele Tiere

Und laut der Aussage des Fachmannes sollten die Tiere eigentlich in wenigen Tagen sterben. „Vorausgesetzt es handelt sich nur um ein oder zwei Tiere“, gibt Ulrike Glatz die Aussage des Schädlingsbekämpfers wieder. Allerdings haben Ulrike Glatz und ihr Mann in diesem Jahr schon sehr viel mehr Tiere ausgemacht. „In einem Verbund leben rund 20 erwachsene Ratten“, weiß die Obersäckingerin. „Und diese bekommen natürlich viele Jungen, die schnell geschlechtsreif sind“.

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Ulrike Glatz weiß sich nicht mehr zu helfen. „Die Terrassentür öffnen wir gar nicht mehr“, sagt. Aber gerade der Hund der Familie liegt gerne auf der Terrasse, wenn die Sonne scheint. Auch die Terrassenmöbel hat die Familie von der Wand gerückt. „So haben wir alle Richtungen im Blick, wenn wir mal draußen sitzen“. Im vergangenen Sommer hat sich die Familie so gut wie nicht rausgesetzt. „Weil wir Angst haben“, sagt sie. „Wir stehen diesem Problem hilflos gegenüber“, sagt sie. „Denn die Ratten sind ungeniert unterwegs und zeigen keine Scheu“.

Auch in dem Unterstand, wo die Gelben Säcke untergebracht sind, sind Spuren zu erkennen, die von Ratten hinterlassen worden sind.
Auch in dem Unterstand, wo die Gelben Säcke untergebracht sind, sind Spuren zu erkennen, die von Ratten hinterlassen worden sind. | Bild: Susanne Eschbach

In ihre Not hat sich Ulrike Glatz jetzt an die Stadtverwaltung gewandt. „Wir haben uns die Baustelle und auch das leerstehende Haus mit dem Grundstück angesehen“, bestätigt Ordnungsamtsleiter Markus Haag. Auf dem Grundstück sei auch Müll gefunden worden. „Aber nichts, was Ratten anziehen würde“, so Haag weiter. Auch der beim Neubau geöffnete Kanal zur Erschließung des Grundstücks sei längst wieder geschlossen. „Wir haben keinen Zusammenhang herstellen können“, so das Ergebnis der Überprüfung.

Fressquelle entziehen

Der Leiter des Ordnungsamtes rät, den Ratten die Fressquelle zu entziehen, damit nicht noch mehr nachkommen. „Und die Tiere, die da sind, müssen bekämpft werden“, so Markus Haag. Er vermutet, dass die Ratten an ihren üblichen Plätzen nichts mehr zu Fressen gefunden haben und weitergewandert sind. „Jetzt in den Zeiten von Homeoffice sind kaum Menschen in der Innenstadt oder am Rhein unterwegs und verbringen dort ihre Mittagspause“.