Die Viertklässler drücken seit Montag wieder die Schulbank. Sie haben Vorrang, weil sie auf die weiterführenden Schulen vorbereitet werden müssen. Deutsch, Mathe und Sachunterricht stehen bei ihnen aktuell auf dem Stundenplan. Nach den Pfingstferien starten dann alle anderen Jahrgänge der Grundschulen mit dem Präsenzunterricht – die ersten und dritten Klassen im wöchentlichen Wechsel mit den zweiten und vierten Klassen. Wir hörten uns bei einigen Schulleitern in Bad Säckingen und Umgebung um, wie sie den „ungewöhnlichen“ Schulbetrieb mit Hygiene- und Abstandsregeln organisieren. Für Unmut bei Eltern sorgt, dass nicht an jeder Schule gleich viel Unterricht angeboten werden kann. Die Schulleiter erklären, warum das so ist, und betonen, dass dennoch alle fair beschult werden.
Grundschule Obersäckingen: Große Herausforderung nach den Pfingstferien
Laut Schulamt dürften die Schulleiter nicht viel Auskunft über den aktuellen Unterricht geben, so Ingrid Todt, Schulleiterin der Grundschule Obersäckingen. Denn nicht an allen Schulen werde gleich viel unterrichtet und dies führe zu Vergleichen, die wiederum die Eltern nicht verstehen würden. Doch Todt versichert: „Unfair ist es nicht.“ An ihrer Schule werden aktuell 26 Viertklässler in zwei Gruppen unterrichtet. Von sechs Lehrern fehlt eine schwangere Kollegin. Noch schwieriger werde der Schulbetrieb nach den Pfingstferien, wenn alle Schüler Präsenzunterricht im wöchentlichen Wechsel mit der Fernbeschulung erhalten sollen: Für 101 Schüler stehen dann vier Räume zur Verfügung. „Es wird schwierig dies aufzuteilen, aber es ist machbar, solange nicht noch mehr Kinder in die Notbetreuung kommen“, so Ingrid Todt.
Das sagt der Schulamtsleiter: Keine Ungleichbehandlung
Das Schulamt wollte lediglich verhindern, dass die Unterrichtspläne der Schulen miteinander verglichen werden, so Schulamtsleiter Hans-Joachim Friedemann. Denn in der Tat sei die Situation vor Ort sehr unterschiedlich. Es bestehe kein Gleichbehandlungsgrundsatz und regionale Lösungen müssten möglich sein. Friedemann sieht jedoch keine Ungleichbehandlung an den Schulen.
Talschule Wehr: Schüler kommen nicht jeden Tag
Kultusministerin Susanne Eisenmann hat in ihrem Schreiben an die Schulleitungen ausdrücklich individuelle Lösungen angeboten, da die Rahmenbedingungen an den Schulen so unterschiedlich sind. Sonja Dannenberger, Schulkreisvorsitzende des Verbands Bildung und Erziehung und Schulleiterin der Talschule Wehr, schätzt dies sehr: „Es ist wirklich gut, dass uns freie Hand gelassen wird und die Vorgaben nicht zu eng sind.“ Denn: „Es sind so viele Faktoren, die berücksichtigt werden müssen.“ Das führe nun dazu, dass nun jede Schule für sich entscheide, für wie viele Stunden die Viertklässler unterrichtet werden. Wenn möglich, sollte der Präsenzunterricht je Schüler zehn Stunden wöchentlich betragen. In der Talschule Wehr werden nun 62 Viertklässler in sechs Klassen unterrichtet, aufgeteilt auf verschiedene Wochentage zu je vier Unterrichtsstunden. Alle Schüler jeden Tag kommen zu lassen, sei schlichtweg nicht möglich, so Dannenberger. Denn aktuell werden zusätzlich noch zwei Notbetreuungsgruppen und Fernlernunterricht für alle 13 Klassen der Talschule angeboten. Außerdem fehlt mit acht Lehrern ein Drittel des Kollegiums. Denn diese gehören der Risikogruppe an und dürfen nicht den Präsenzunterricht übernehmen.
Grundschule Görwihl: Ein schöner Start
Zwei Gruppen mit insgesamt 22 Schülern starteten am Montag in der Grundschule Görwihl. „Die Kinder hatten einen schönen Start“, so Schulleiter Helmar Ganz, der den Umfang der Schulstunden nicht verraten wollte. Die Pläne für den Schulbetrieb nach den Pfingstferien werden aktuell noch konkretisiert.
Hebelschule Laufenburg: Halbierte Klassen
In der Hebelschule Laufenburg werden laut Schulleiterin Stefanie Brand die Klassen halbiert und zu versetzten Zeiten unterrichtet, in Rhina sind es 45 Schüler, in Luttingen 18. „Jede Schule macht das, was sie kann“, so Brand. Auch wenn Eltern ein Ungleichgewicht spüren würden, laufe der Schulbetrieb fair ab.
Hans-Thoma-Schule Laufenburg: Jungs und Mädchen getrennt
Musik und Bewegung in der Pause sorgten bei den 18 Viertklässlern an der Hans-Thoma-Schule Laufenburg für Abwechslung. Das Besondere hier: Die Klasse wurde in Mädchen und Jungs geteilt. Das passe ganz gut, denn aktuell laufe der Aufklärungsunterricht, so Schulleiterin Janine Regel-Zachmann. An allen Schultagen, außer dienstags, werden die Schüler unterrichtet. Auch nach den Pfingstferien will man sich auf die Hauptfächer konzentrieren. „Sonst bekommen wir das nicht gestemmt“, so die Schulleiterin. Räumlich bekomme man jedoch alle Schüler unter.

Grundschule Rickenbach: Viel Platz für Abstand
„Es war eine ungewöhnliche Situation mit dem starren Lernen“, erzählt Bernd Mugrauer, Schulleiter der Grundschule Rickenbach über den „ersten“ Schultag der Viertklässler. Doch die Schule hat räumlich keine Probleme. Man nutze die Räume aus Hauptschulzeiten, könne zum Beispiel in der ehemaligen Lehrküche und in sehr großen Unterrichtsräumen problemlos 15 Kinder gleichzeitig mit Abstand unterrichten. Hier gibt‘s Schule in zwei Gebäuden. Und ein Teil des alten Sportplatzes wird für die Pausen genutzt. Die Kinder der Notbetreuung nutzen die Sanitäranlagen der derzeit ungenutzten Turnhalle. 60 Viertklässler werden hier aktuell gleichzeitig unterrichtet. „Doch nach den Ferien werden wir die Gleichzeitigkeit mit einer weiteren Klassenstufe auch nicht immer schaffen“, so Schulleiter Mugrauer. Nach dieser Woche gehe die Schule in die konkrete Planung für den Unterricht nach den Ferien.
Grundschule Murgtalschule Murg: Nicht mehr als elf Kinder in einem Raum
Die zwei vierten Klassen der Murgtalschule wurden in vier Gruppen aufgeteilt, mit jeweils sieben bis neun Kindern. Sie werden zu unterschiedlichen Zeiten in den Kernfächern unterrichtet. Mehr als elf Kinder würden mit den derzeitigen Abstandsregeln nicht in einen Klassenraum passen, so Schulleiterin Stephanie Hikisch. Für den Unterricht nach den Pfingstferien laufen die Planungen. „Ich denke wir bekommen das hin“, so Hikisch. Die Eltern informiere die Schule noch vor den Pfingstferien, wie es dann weiter gehe.
Der Fahrplan für die Bildung
- Grundschulen: Nach den Pfingstferien, also ab dem 15. Juni sollen die Grundschulen auch wieder für die restlichen Jahrgänge öffnen. Das rollierende System sieht so aus, dass die Kinder im wöchentlichen Wechsel an die Schule kommen – also eine Woche die Erst- und Drittklässler, eine Woche die Zweit- und Viertklässler. Der Turnus ist immer eine Woche Unterricht an der Schule und dann wieder eine Woche Fernlernen von Zuhause aus. Hinzu kommen die Kinder der Notbetreuung, soweit sie nicht zu den Klassenstufen zählen, die Präsenzunterricht haben. Der Schwerpunkt des Unterrichts liege laut Kultusministerin Susanne Eisenmann auf Deutsch, Mathe und Sachunterricht – Noten und Klassenarbeiten seien zweitrangig.
- weiterführende Schulen: Ab dem 15. Juni sollen auch die weiterführenden Schulen wieder für die restlichen Jahrgänge öffnen. Im wöchentlichen Wechsel werden die Klassen 5 und 6, 7 und 8 und am Gymnasium 9 und 10 unterrichtet. Die erweiterte Notbetreuung für Schüler der Klassenstufe 5 bis 7 wird aufrechterhalten. So haben alle Schüler bis Schuljahresende noch mindestens zwei Schulwochen Präsenzunterricht an der Schule. Eine Ausnahme gilt für die Jahrgänge, die bereits am 4. Mai gestartet sind und in diesem oder im nächsten Jahr vor dem Abschluss stehen, sie bleiben dauerhaft in der Präsenz.
- Lerngruppen: Zusätzlich richten die Schulen gezielte Lerngruppen vor Ort für Schüler ein, die mit den Fernlernangeboten gar nicht oder nicht gut erreicht werden konnten.