Zum aktuellen Thema „Wolf und Weidetiere im Südschwarzwald – kann das gut gehen?“ hatte Reinhold Pix, Vorsitzender des Arbeitskreises Ländlicher Raum und Verbraucherschutzsprecher für Wald und Wild der Grünen-Landtagsfraktion von Baden-Württemberg, am Freitag eingeladen. An verschiedenen Standorten, darunter beim Goldbachhof in Bernau, informierte er über die Möglichkeiten des Herdenschutzes. Erst vor wenigen Tagen war festgestellt worden, dass sich ein zweiter Wolfsrüde am Schluchsee angesiedelt habe. Markus Kaiser vom Goldbachhof freute sich besonders über die Anwesenheit seiner Landwirtschaftskollegen von den Weidegenossenschaften aus Bernau.
Sie alle macht das Thema nervös, wie es mit dem Wolf und der Weidehaltung weitergehen solle. Auch wegen der Wanderer seien nahezu überall Weidezäune angebracht, aber wie solle ein Landwirt hohe Schutzzäune gegen den Wolf errichten können, die auf- und wieder abgebaut werden müssen, fragte Kaiser. Die Materialkosten und ein Teil der Arbeit würden zwar ersetzt „aber wie sollen wir zwölf noch aktiven Landwirte von ehemals 150 Betrieben in Bernau das schaffen?“, so Markus Kaiser. Deshalb sei es zu begrüßen, dass über dieses Thema nun mit Fachleuten beraten werden könne.
Reinhold Pix bezeichnete den Wolf als ein heißes Thema und zeigte sich auch erfreut über die Anwesenheit von Kreisräten aus dem Hochschwarzwald sowie von Bernaus Bürgermeister Schönemann, dessen Vorgänger Rolf Schmidt sowie von Holger Wegner vom Naturpark Südschwarzwald. Pix bemerkte, dass nach Besuchen von fünf „Wolfsländern“ in der Bundesrepublik es Zeit sei, sich jetzt über den Wolf auch hier zu informieren, bevor es durch eine Rudelbildung zu spät sein könne. Deshalb habe er mit den drei Experten Micha Herdtfelder, Frank Lambrecht und Johanna Fritz von der Forstlichen Versuchsanstalt Freiburg um Unterstützung und Beratung gebeten, da dieses Thema nur in Zusammenarbeit von Politik und Fachkräften zu bewältigen sei, um geltendes Recht und Gesetzgebung einzuhalten und adäquate Lösungen zu finden.
Erfahrungen fehlen
Wolfsexperte Micha Herdtfelder bemerkte, dass es für eine Herdenschutzberatung noch keine großen Erfahrungen mit dem Wolf gebe, weshalb der künftige Umgang mit ihm auf wissenschaftlichen Erkenntnissen und Monitoring-Daten aufgebaut und mit Ansprüchen von Nutztierhaltern erfüllt werden solle. Wolfsgebiete sollen auf Karten erfasst werden, auf denen Daten von Tierhaltern vermerkt sind. Er erwähnte die neuen Fördermöglichkeiten für 100 Prozent der Materialkosten für Schutzzäune und 60 Prozent für den Arbeitsaufwand. Hierfür seien Rückmeldungen der Landwirte erforderlich, wobei er auch darauf hinwies, dass der Schwarzwald nach der aktuellen Gesetzeslage dauerhaft ein Wolfsgebiet bleiben wird. Reinhold Pix erwähnte, dass der Wolf vor 100 Jahren ausgerottet wurde, nun sei er wieder da und im Schwarzwald könne keine Ausnahme gemacht werden, allerhöchstens mit Ausnahmegenehmigungen.
Hegeringleiter Bruno Kaiser bemängelte, dass der Wolf nicht dem Jagdrecht unterliege. Zumindest müsste man die Möglichkeit haben, den Wolf bei Notwendigkeit jagen zu dürfen. Außerdem solle die Gesamtheit von Tieren geschützt werden, wie beispielsweise eine Gams oder Rotwild, die gleich behandelt werden sollten. Er plädierte für einen wolfsfreien Bereich. Micha Herdtfelder gab zu bedenken, dass Schaf- und Ziegenherden am gefährdetsten seien, bei den Mutterkuhherden die Jungtiere, bei Rinderherden auch schwache oder verletzte Tiere. Gefährlich sei auch die Panikflucht einer ganzen Herde bei Auftauchen eines Wolfes, wobei nicht geklärt sei, wer für den Schaden aufkomme.