Noch ist es kaum hell an diesem Sommertag – schon gegen 5.30 Uhr kommen die ersten Männer der Firma Kühl an ihrem Betriebshof in Waldshut direkt an der Schweizer Grenze an. Ihre strahlendgelben Anzüge leuchten, lange bevor es die Sonne geschafft hat. Von hier aus starten ab 6 Uhr die verschiedenen Touren der Kollegen in den Landkreis, der die Firma mit der Müllentsorgung betraut hat.

Markus Domnick macht den Job seit zehn Jahren, erzählt er vor dem Aufstieg ins Betriebsbüro. „Ich mag die Arbeit an frischer Luft“, sagt er und regt die ebenfalls anwesenden Kollegen gerne zum Gruppenfoto an. Er ist in seinem Zweierteam der Entlader, der von Haus zu Haus hinten auf dem Trittbrett steht. „Das ist nicht schwierig, dafür muss man nicht lange lernen“, sagt Domnick. Allerdings braucht man Durchhaltevermögen. Das erste Mal, vor zehn Jahren, hätte es 21 Grad Minus gehabt. Zur Arbeit kommt er mit dem Fahrrad, das sei sein Frühsport, der bei der ständigen körperlichen Arbeit den gesamten langen Tag, gar nicht nötig wäre. „Die Kinder lieben die Müllmänner, das macht schon Spaß, das zu erleben“, meint er über die positive Rückmeldung, die zumeist aus der Bevölkerung komme.
Der Job ist fast schon Erholung
„Ich mache die Arbeit eigentlich gern“, gibt Felix Klemm zu. Nach Jahren in einer Spedition, in der die Schichten oft von 6 bis 22 Uhr gedauert hätten, „ist das hier fast Erholung“, gibt er zu Protokoll. Tobias Gärnter, an diesem Morgen Kapo für die Männer von der Müllabfuhr, ist seit acht Jahren bei der Firma. „Ich mag es, mit großen Maschinen zu tun zu haben“, sagt er und freut sich entsprechend, dass er in seinem Zweierteam der Fahrer ist.
Jürgen Walter und Muharrem Kaya tanken zunächst ihren Lastwagen auf, dann geht es aus dem Rheintal in wilder Schlängelfahrt das Steinatal hoch zum Bonndorfer Ortsteil Ebnet. Das idyllisch gelegene Dorf scheint noch zu schlafen. Nur zwei Mädchen, die einen jungen Hund ausführen, sind auf der Straße zu sehen. Von einem Balkon schaut ein Frühaufsteher hinunter und dem Bus begegnet das Müllentsorgungsteam aus der Kreisstadt, sonst ist es ruhig.
Genügend Schlaf ist wichtig
„Man muss schon schauen, dass man genügend Schlaf abbekommt“, sagt Jürgen Walter. Spätestens um 23 Uhr würde er zu Bett gehen. Muharrem Kaya hat daheim eine Tochter im Alter von eineinhalb Jahren. „Er kommt schon manchmal und sagt, dass sie ihn die ganze Nacht wachgehalten hat“, erzählt sein Kollege. Muharrem versteht zwar das meiste, tut sich mit dem Sprechen aber noch etwas schwer nach drei Jahren in Deutschland. „Es geht aber schon gut, wenn ich einmal einen Eimer übersehe, winkt mich Kaya gleich zurück. Er ist meine Versicherung“, lobt Jürgen Walter.

„Dieser Job als Lkw-Fahrer ist mit der schwierigste, den man machen kann. Man muss überall hinschauen und braucht 100-prozentige Konzentration“, meint er. Und die Beobachtung seines Tagesgeschäfts ringt tatsächlich Respekt ab. Links, rechts, vorne, hinten – praktisch überall gleichzeitig muss der Fahrer eines Mülltransporters die Augen haben. Seine Aufmerksamkeit gilt natürlich auch dem Kollegen hinten. „Wir machen das mit visueller Verständigung“, meint Walter und tatsächlich sind es zumeist kaum sichtbare Zeichen, auf die er vorne im Führerhaus reagiert. Muharrem Kaya treibt derweil Hochleistungssport – von der Stehplatte zur Tonne, im Laufschritt an den Einlass, entleeren, die Tonnen zurück an der Straßenrand stellen und schon wieder auf den Stehrost springen – Straße für Straße. Erschwerend hinzu kommen zunehmend mehr Müllsäcke.
Seit der Einführung der Biotonne und der damit einhergehenden Umstellung auf 14-tägigen Leer-Rhythmus des Hausmülls, behelfen sich viele Bürger mit den zusätzlichen Säcken. Diese dürfen bis zu 14 Kilogramm haben und müssen von Hand gehoben werden.
Hilfe bei großen Tonnen
Wenn viele Tonnen am Straßenrand stehen, oder die sogenannten 1-1-er, sprich Container mit 1,1 Kubikmetern Rauminhalt, springt Jürgen Walter aus dem Führerhaus, läuft nach hinten und hilft seinem Kollegen. Im Laufschritt geht es auch zurück, hoch ans Steuer. Für manche ist das schon ein mühsamer Kletterakt.

Er ist es gewohnt, außer Atem ist der 58-Jährige davon nicht. „Natürlich riecht man das, speziell im Sommer, aber man kann sich daran gewöhnen, das ist keine echte Belastung für mich“, sagt Jürgen Walter zum Gestank, den er beim „Stop-and-Go“-Gerüttel von Tonne zu Tonne ständig in der Nase hat. Zwischen 500 und 700 Restmülltonnen leeren die Beiden täglich.
Schwieriges Rangieren
An der Münchinger Deponie werden nach einem dreiviertel Arbeitstag etwas über acht Tonnen Hausmüll abgeladen. Zuvor hatte sich der Müllwagen durch den westlichen Teil der Löwenstadt geschlängelt. Im Bierbrunnen etwa gibt es Stichstraßen, die rückwärts bedient werden. Auch an der Hans-Lembke-Straße sind die Wendemöglichkeiten viel zu klein, als dass alles im Vorwärtsgang bewältigt werden könnte.
Zwischendrin kommen Autofahrer, zwängen sich durch, wo eigentlich zuvorkommendes Warten angesagt wäre, und verkomplizieren so das Rangieren. „Rücksichtnahme wird teils etwas defizitär geübt, so entstehen auch gefährliche Situationen“, sagt Jürgen Walter, nachdem eine Frau auf dem Fahrrad schnell noch zwischen Lader und Müllwagen vorbei gerast ist. Dennoch: „Das ist eine gute Tour, hier gibt es kein großes Chaos. Mit der Bevölkerung haben wir selten Probleme. Ich komme von hier und kenne die Mentalität der Leute. Da kommt man miteinander klar“, erklärt Walter.
Und tatsächlich gibt es – der Tag ist inzwischen auch für den Rest der Bevölkerung angebrochen – viele nette Begegnungen. Eine ganze Familie mit Kindergarten- und Kleinkind bleibt stehen und beobachtet, wie der Müll entsorgt wird. Die Müllmänner lächeln und winken freundlich zu – der Lohn sind strahlende Kinderaugen. Eine Frau holt dankbar die eben geleerte Tonne ab und hat ein paar nette Worte für die Männer. An einer Baustelle hilft einer der Arbeiter, die Tonnen über einen Graben zu heben. Im Sportplatzweg meint Ulrike Riester: „Das ist eine stinkige Arbeit unter Zeitdruck. Wenn man in einer Stadt nur einmal einen Tag Streik miterlebt hat, weiß man, was die Leute leisten. Man muss den Männern viel mehr Wertschätzung entgegenbringen. Und ich fürchte, die Bezahlung ist für den Job viel zu gering.“
Änderungen beim Müll
Der Eigenbetrieb Abfallwirtschaft weist darauf hin, dass ab 1. September auf dem regionalen Annahmezentrum Wutach-Münchingen kein A IV-Holz (zum Beispiel behandeltes Holz aus dem Außenbereich) mehr angenommen wird. Künftig können Kleinanlieferer auf der Grünabfallkompostierungsanlage Küssaberg-Ettikon und der Deponie Lachengraben oder bei Entsorgungsfirmen mit entsprechender Genehmigung A IV-Altholz entsorgen, informiert das Landratsamt in einer Pressemitteilung.