Region – So schön und so laut war der dritte Faiße in St. Blasien, Bonndorf und den Nachbargemeinden. Ein Überblick:
- Bonndorf: Narrenrat, Stadtmusik und Bonndorfer Guggenmusik erstürmten in den frühen Vormittagsstunden die Grund- und die Realschule. In der alten Sporthalle der Grundschule wurde von den Narrenräten unter Federführung von Narrenvater Clemens Podeswa mehr als eine halbe Stunde lang närrisch gefeiert, zur Polonaise marschiert und gesungen, Narrensprüchle aufgesagt und jede Menge Süßigkeiten ausgeworfen. Die Guggenmusik und die Abordnung des Narrenrats prallten auf Sanierungsmaßnahmen im Gebäudeinnern am Bildungszentrum. Kurzerhand wurde die Schülerbefreiung in die Stadthalle verlegt. (lim)
- Wutach: Musikverein und ehemalige Guggenmusiker, der Narrenrat und viele Ewattinger Strohbären versammelten sich vor dem Kindergarten und befreiten die Kinder, die närrische Sprüche aufsagten. Es wurden fasnächtlich getextete Lieder gesungen, für den Nachwuchs gab es Süßigkeiten vom Narrenrat. In der Grundschule versammelten sich die Narrenvereine Münchingen und Lembach, um die Kinder närrisch zu befreien. Auch hier wurde gesungen und Sprüchle aufgesagt. Die Lembacher Holderhafä stimmten den Narrenmarsch an. Die Narrenvereine wechselten vom Kindergarten zur Schule und auch wieder zurück. (rit)
- Grafenhausen: Die elf Baumsteller der Galgenvögel schmückten im Grafenhausener Bauhof traditionell den Narrenbaum mit Tännchen und bunten Bändern. Um 14.11 Uhr startete der närrische Tross am Gasthaus „Linde“, um den Narrenbaum mit Unterstützung der Zunftmusik und großer und kleiner Galgenvögel zu stellen. Auf dem Stamm saßen die elf Narrenräte und warfen Gutsele aus. Bis kurz vor das Rathaus auf dem Dorfplatz wurde der Stamm vom neuen Traktorfahrer Mario Stritt gezogen. Er ist der Neffe von Georg Stritt, der 47 Jahre lang dieses Ehrenamt ausgefüllt hat. Um den 27 Meter hohen Baum sicher am Standort aufzustellen, haben die Narren einen andernorts kopierten Mechanismus entwickelt, der im Boden eingelassen ist. Der Meister-Stammtisch unterstützte die närrischen Baumsteller. (ccm)
- St. Blasien: Bürgermeister Adrian Probst wurde zwar entmachtet und aus dem Rathaus geworfen, bei seiner Abschiedsrede übernahm er aber die Arbeit von Gaudi-Hans und seiner Marie: Er machte sich im Sinne der Narren über die Arbeit der Stadtoberen lustig und unterbreitete sogar ein Angebot in die Nachbarschaft: Ibach oder zumindest der Ortsteil Mutterslehen könnte doch zu St. Blasien dazugehören. Bereits am Morgen hatte die Narrenzunft „Der Gaudi-Hans“ Grundschullehrer eingesperrt, die Schüler befreit und mit den Kindergartenkindern gefeiert. Am Abend zog der Hemdglunkerumzug begleitet von der Guggenmusik Neonröhrer erstmals von der ehemaligen Krone durch die Hauptstraße in den Kurpark vor das Rathaus. Nach dem Rathaussturm ging Narretei im Klosterkeller weiter. (sb)
- Bernau: Die Narren mussten Bürgermeister Alexander Schönemann „usse us de stickige Kammer“ treiben, um an den Rathausschlüssel zu kommen. Die Verantwortung sei nicht einfach zu tragen, gab der zu bedenken, denn „de Geldbeutel vom mächtigen Bernauer Bär, de isch des Johr eifach komplett läär“. „Villicht höre mer dann bis am Zieschtig gar no en truurige Esel-Jammer“, so seine Befürchtung. Ob er unter den Umständen den Schlüssel vielleicht doch behalten sollte? Damit waren die Narren aber nicht einverstanden. Urlaub will der Bürgermeister nicht machen. Schönemann: „I mach in dere Zit einfach emol de Hirt vom Herzogehorn, da kann mir die Welt von hinte und vo vorn“. Der Machtübernahme ging ein Kinderumzug voraus, es schloss sich das Narrenbaumstellen an. (csi)
- Höchenschwand: Den Machtkampf zwischen dem Tannenzäpfle-Zunftmeister Martin Hagenbucher und Bürgermeister Sebastian Stiegeler entschied der Chef der Zunft für sich. Richtigen Widerstand leistete der Rathauschef allerdings nicht. „Bürgermeister komm raus“, forderte ihn der Zunftmeister auf, „zum Regieren üses schöne Höchenschwand, liegt jetzt`s Zepter in der Narrenhand“. Mit nachdenklichen Falten auf der Stirn sagte der Bürgi nach einigem Zögern: „Verehrter Zunftmeister komm rein, mein Rathaus ist für eine Woche dein“. (lib)
- Dachsberg: Nachdem die Dachse Kindergarten und Schule befreit hatten, holten sie im Rathaus Bürgermeister Stephan Bücheler aus seiner Amtsstube und nahmen ihm den Schlüssel ab. Bücheler konterte im Gegenzug zur Herausgabe des Schlüssels mit einer Aufgabe für die Dachse. Angesichts der politischen Lage trug er ihnen die schier unlösbare Bürde auf, höherenorts eine Kultur des Miteinander zu etablieren, die beinhaltet, miteinander zu reden, einander zuzuhören, Vertrauen zu schaffen und Verantwortung zu übernehmen. Die Nodenueli bekräftigten das Gesagte mit einer kräftigen musikalischen Einlage. Die Hierbacher Frauen verhalfen der Verwaltung mit dem bekannten Song „Wochenend“ – oh, pardon – „Photovoltaik und Sonnenschein“ zum Leuchten. (kss)
- Ibach: Pünktlich um 10.11 Uhr stürmten die Ibacher Wiiber unter Führung von Christina Müller das Rathaus. Sie hatte wie immer Einiges in Reime gefasst, und die Wiiber hefteten ihrem Bürgermeister die anstehenden Themen diesmal direkt auf den Leib. Die Fusion war ihnen natürlich einen solchen Denkzettel wert, aber auch die Straßensanierungen, und nicht nur die Dachsberger, so bemerkte sie, hätten schöne Wege, auch wenn in Ibach dafür nicht direkt ein Tier Pate stehen könnte – oder vielleicht doch? Christina Müller schlug eine eierlegende Wollmilchsau als Wappentier für einen Ibacher Weg vor, oder war es doch eher eine eierlegende Wolfsmilchsau? Jedenfalls konterte Bürgermeister Helmut Kaiser wie gewohnt ebenfalls mit einigen Versen, wobei er am Ende den Frauen riet, den Männern, wenn sie dann nach Hause kämen, deutlich zu sagen, wo‘s langgeht. (kss)
- Häusern: „Heut kriege die Hase die Macht über die Bevölkerung“, freute sich Hasenchef Frederic Aich. Aber einen Wermutstropfen gab es doch: Das „Säckle“, das Rathauschef Thomas Kaiser, der Bükai, ihnen übergab, war wieder einmal leer. Vielleicht lassen sich die Hasen ja mit der Hasenweide (Waldweide), die ihnen der Bürgermeister versprach, trösten. Für ihre Amtszeit gab Kaiser den neuen Gemeindeoberen einige Aufgaben mit auf den Weg. Unter anderem gilt es, Erzieherinnen zu suchen und bei der Gemeinderatswahl dabei zu sein. Ob das wohl was wird? Oder machen es die Hasen davon abhängig, dass die Gemeinde ihnen eine Hasenburg baut? Es bleibt spannend, auch über die Fasnetzeit hinaus. (csi)