Bonndorf – Seit Mitte Dezember, nach einer Besichtigung des Baurechtsamts zum Brandschutz im Schloss, ist Günter Hany zusammen mit zwei Helfern damit beschäftigt, Holzmasken von den Wänden abzuhängen, Fensterbereiche freizuräumen. Bereits besprochene erste Maßnahmen zur Brandverhütung werden so umgesetzt. Die Schließung der Narrenstuben treffe die Einrichtung hart. Günter Hany, der selbst mehr als 400 originalgetreue Fasnachtsfiguren in Miniaturform hergestellt hat: „Ein Museum mit einer derart umfangreichen Ausstellung zur schwäbisch-alemannischen Fasnacht samt der angrenzenden Schweiz und Österreich, findet man nirgends mehr.“

„Mehr als 100 der insgesamt über 420 Masken haben wir bereits aus einem Flur, der zu den Ausstellungsräumen im Gewölbe führt, entfernt. Auf diesem Fluchtweg darf nichts Brennbares hängen. Gelagert werden diese Masken nun in einem der insgesamt 15 Ausstellungsbereiche.“ Dies bedeutet jede Menge Arbeit für Günter Hany, die er eigentlich gerne anderweitig ins Museum gesteckt hätte. So richtig beginne die Arbeit einer Neukonzeption allerdings erst, wenn das Brandschutzgutachten mit den Regelungen vorliegt. Günter Hany nutzt die Zeit derweil so gut es geht, um zwei Räume, die nicht von möglichen Auflagen betroffen sind, neu zu gestalten.

Auf Nachfrage bestätigte Susanna Heim, Pressesprecherin des Landkreises Waldshut, dass es im Dezember eine Brandverhütungsschau im Schloss gegeben habe: „Der Bericht liegt Ende Januar vor.“ Das Landratsamt stehe in dieser Sache in enger Abstimmung mit der Stadtverwaltung. Ein Hoffnungsschimmer ist diese Aussage für Günter Hany, denn dann wird er genauer wissen, was er in den Schloss-Narrenstuben zu tun hat, um die Brandschutzbestimmungen zu erfüllen. Immerhin: „Die Stadt hat mir in der Sache Unterstützung zugesichert.“ Trotzdem: „Den Schlossnarrenstuben gehen momentan viele Besucher verloren.“ So kurz vor der Fasnet bedeuten die ersten Wochen des Jahres Hochsaison für den Ehrennarrenvater der Pflumeschlucker – freitags bis sonntags nimmt er normalerweise Führungen an, auf Anfrage auch unter der Woche. Vor der Pandemie habe er jährlich 4000 bis 6000 Besucher verzeichnet, rechnet Günter Hany vor. „Danach waren es 1000 Besucher und mittlerweile 2000.“

Durch die Schließung der Narrenstuben sieht er die zarte Blüte des Wiederaufbaus verwelken. „Drei Firmen, die mich um Termine für Führungen im Frühjahr anfragten, musste ich vorläufig absagen.“ Das sei deprimierend.

Für jeden Narren sind die Narrenstuben eine Fundgrube. An die 400 Miniaturfiguren närrischer Gestalten finden sich dort – sämtliche Zünfte der Vereinigung Schwäbisch-Alemannischer Narrenzünfte, der Landschaften Baar, Hochrhein, der Schwarzwälder und der Kleggauer Narrenvereinigungen, der Neckar-Gäu- und der Schlüchttalvereinigung. Günter Hany zählt nur einen Teil auf. Dazu gibt es eine Sammlung von rund 420 Holzmasken, mehr als zwei Drittel davon als Dauerleihgaben der Zünfte. Im Schwäbisch-Alemannischen samt Schweiz und Österreich gibt es rund 1100 verschiedene närrische Masken. In neun großen Glasrahmen werden Beispiele der Häsmalerei regionaler Zünfte gezeigt. Masken der Zünfte im Bonndorfer Umland zeigen die Arbeitsweise von Holzschnitzern. Und es gibt Schätze der Bonndorfer Fasnet: Das älteste Pflumeschluckerhäs von 1924 aus der Werkstatt von August Kramer und die ältesten Bonndorfer Holzmasken, eine davon von 1765.

Günter Hany erinnert sich an die Anfänge. 1971 entstand die erste Miniaturfigur. „Mein Vater Theo war in seinem Laden bekannt als Puppendoktor. Aus den vielen Ersatzteilen hat er den ersten Pflumeschlucker en miniature zusammengebaut.“ Die Sammlung wuchs. Im März 1981 gab es eine Ausstellung in den Sparkassen-Räumen, die schließlich einen festen Platz im Schloss fand. 1992 wurde die Sammlung schließlich durch Masken der Zünfte erweitert. „An der Entstehung des Museums war die Familien Hany, Podeswa und Schwenninger beteiligt“, erzählt Günter Hany. Nach 25 Jahren Narrenrat seit 1981 und Narrenvater bis 2005 habe er sich noch intensiver um die Narrenstuben gekümmert. Nicht zuletzt, um das Werk seines im Jahr 2012 verstorbenen Vaters Theo weiterzuführen.