Das Bonndorfer Freibad bleibt in dieser Saison geschlossen. Dies beschloss der Gemeinderat in einer Sondersitzung am Montagabend mehrheitlich. Dem Beschluss ging eine kontroverse Diskussion über coronakonforme Hygienekonzepte, Haftungsfrage und Zusatzkosten voraus. Die Stadtvertreter rund um den Ratstisch in der Stadthalle haben sich die Entscheidung nicht leicht gemacht.
Nachdem die Corona-Pandemie zunächst dafür gesorgt hatte, dass Schwimmbäder geschlossen bleiben müssen, geben die gelockerten Vorschriften nun die Möglichkeit, die Bäder mit entsprechenden Hygienemaßnahmen und Abstandsregelungen zu öffnen. Zwei Hygienekonzepte wurden in der Sitzung vorgestellt. Eines hatte Stadträtin Marika Keßler gemeinsam mit Werner Intlekofer ausgearbeitet, das andere hat Alexandra Ruf von der Stadtverwaltung präsentiert.
Konzepte und Kosten
Während Marika Keßler, die das Geschehen im Bonndorfer Freibad seit Jahren als DLRG-Mitglied kennt, der Meinung war, dass die bestehenden sanitären Anlagen im Bad ausreichen und auch der Eintritt ins Bad wie gehabt an der Kasse geregelt werden könnte, wurden seitens der Verwaltung zusätzlichen Dixie-Klos und ein elektronisches Einlasssystem als notwendig erachtet. Ebenso war die Verwaltung der Meinung, dass eine Aufsicht durch ehrenamtliche Ordnungskräfte – wie von Marika Keßler vorgeschlagen – nicht ausreiche. Es brauche wesentlich mehr Ordnungspersonal und dabei könne nicht auf das Ehrenamt zurückgegriffen werden, so die Ausführungen im städtischen Konzept. Auch in weiteren Punkten unterschieden sich die Konzepte, so letztendlich auch in den Kosten. Während das „Keßler-Konzept“, das – so Marika Keßler – auch mit dem Gesundheitsamt abgestimmt ist, von Zusatzkosten in Höhe von maximal 10.000 Euro ausgeht, kalkuliert die Stadt mit einer zusätzlichen Belastung von 106.000 Euro.
Als mögliche Öffnungszeit des Bades wurde Anfang August genannt, damit blieben 42 Tage, an denen der Badespaß in dieser Saison noch genossen werden könnte. Der Knackpunkt an der ganzen Sachen waren letztlich aber nicht der zusätzliche Aufwand oder die Kosten, sondern vielmehr die Frage der Haftung. Diese liegt nämlich beim Betreiber des Bades, sprich der Stadt beziehungsweise dem Bürgermeister. Bei auftretenden Problemen können Haftstrafen oder hohe Geldstrafen drohen, gab Alexandra Ruf bekannt. Insofern pochte die Verwaltung auf eine 100-prozentige Umsetzung der Verordnungen, und das wurde beim Hygienekonzept von Marika Keßler seitens der Verwaltung angezweifelt. Michael Scharf: „Das einzige Konzept, das ich unterschreiben werde, ist das eigene.“
Es gebe gewichtige Gründe das Bad zu öffnen, meinte Werner Intlekofer, der die Haltung der Stadt nicht nachvollziehen konnte. Ähnlich sah das auch Martha Weishaar, die – wie viele andere Ratsmitglieder – das „Marika-Konzept“ als gewissenhaft ausgearbeitet bezeichnete und darauf hinwies, dass das Bad dem Gemeinwohl diene, insbesondere den Familien, die unter dem Corona-Lockdown ohnehin stark gelitten hätten. Weishaar verwies auch darauf, dass es in anderen Kommunen im Umland mit der Öffnung der Bäder keine Probleme gegeben habe. Patrizia Schwanke-Kech forderte dazu auf, positiv zu denken. „Wir sollten die Öffnung probieren.“
Ingo Bauer machte deutlich, dass das Freibad allen Gemeinderäten am Herzen liege, nichtsdestotrotz sollten Nutzen und Kosten abgewogen werden und es stelle sich eben die Frage, wer bei einem abgespeckten Konzept die Verantwortung übernimmt. Bruno Kalinasch war der Meinung, dass man sich eine Öffnung finanziell leisten könne, er bei der Haftungsfrage aber selber unschlüssig sei. Und Tilman Frank, wie auch Mechthilde Frey-Albert suchten nach einem Kompromiss. Man sollte aufeinander zugehen. Eckhard Fechtig stellte die Frage, ob die hohen Kosten für die kurze Zeit verhältnismäßig seien. Sicherlich sei es für Familien eine drastische Zeit, dennoch sehe er eine Öffnung des Bades kritisch.
Pochen auf Corona-Vorschriften
Bürgermeister Michael Scharf pochte erneut auf die Corona-Vorschriften, die sich nicht die Stadt ausgedacht habe. „Ich bin kein Schwimmbadschließer, wir müssen uns aber an die Verordnungen halten, und dann müssen wir Geld in die Hand nehmen. Ansonsten übernimmt niemand die Verantwortung.“ Diesbezüglich sorgte dann Werner Intlekofer für eine Überraschung. „Ich würde bei der Umsetzung des Marika-Konzepts die Haftung übernehmen“, sagte der Stadtrat und beteuerte, dass er dieses Angebot ernst meine und weder unter Alkohol noch unter Drogen stehe.
Hier griff dann Marika Keßler selbst ein, die klar stellte: Die Haftungsübernahme geht nur, wenn man Betreiber des Bades ist. Diesen Ball griff wiederum Michael Scharf auf, der dem Gemeinderat vorschlug, Werner Intlekofer zum Geschäftsführer des Schwimmbades zu machen. Über diesen Vorschlag ließ er abstimmen, mit dem Ergebnis, dass sich lediglich Monika Spitz-Valkoun dafür aussprach, 15 Stadträte waren dagegen.
Einen Antrag auch Schluss der Debatte stellte schließlich Simon Scherble. So kam es dann zur entscheidenden Abstimmung über die Öffnung des Bades, wobei der Bürgermeister nochmals klarstellte, dass eine Öffnung für ihn nur mit der Umsetzung des städtischen Konzepts in Frage kommt. Sieben Stadträte sprachen sich für eine Öffnung aus, elf waren dagegen und ein Ratsmitglied enthielt sich der Stimme. Damit bleibt das Schwimmbad geschlossen.