Im alle Kräfte fordernden Einsatz befanden sich 140 Feuerwehrleute beim Großbrand des Betriebsgebäudes der Adler OHG in Bonndorf (wir berichteten). Olaf Thor, Pressewart der Gesamtfeuerwehr Bonndorf, erzählt im Gespräch die Ereignisse aus seiner Sicht, also aus der Sicht eines Feuerwehrmannes, der selbst beim Einsatz in vorderer Linie dabei war. Werner Steiert vom Stadtbauamt erläuterte zudem, wie selbst in höheren Lagen wie dem Lindenbuck die Verfügbarkeit von Löschwasser geregelt ist.
Feuerwehrmann schildert Einsatz
Feuerwehrmann Olaf Thor berichtet: Nach der ersten Alarmierung der Einsatzkräfte hieß es noch Brand 2, was so viel wie unklare Rauchentwicklung in einem Gebäude bedeutet. Wenige Minuten danach wurde auch schon auf Brand 3 erhöht.
Diese Erhöhung macht bei einer Alarm-und Ausrückordnung (AAO), die jede Feuerwehr auf der Leitstelle hinterlegt findet, weitere Alarmierungen notwendig. Die Nachalarmierungen auch von Sonderfahrzeugen rief sehr schnell viele Einsatzkräfte der Feuerwehren der Region, eines Krankenwagens und des Roten Kreuzes auf den Plan.

Es wurden mehrere Atemschutztrupps der Feuerwehr Bonndorf in das Gebäude geschickt, um das Feuer zu lokalisieren und zu bekämpfen. Das Schwierige war, richtig einzuschätzen, wie viel Schlauchmaterial benötigt wird, um bis an den Brandherd vorzudringen. Durch viele Abzweigungen und Etagen verlängerte sich die Wasserleitung enorm.
Durch die Geschäftsleitung der Adler OHG erhielt die Feuerwehreinsatzleitung unter Hansjörg Ketterer den Bescheid, dass alle Personen das Gebäude verlassen hatten. Trotz allem blieben die ersten Feuerwehrtrupps im Gebäude höchst aufmerksam. Nachdem das Feuer lokalisiert war und die Brandbekämpfung von Außen in vollem Gange war, wurden zusätzliche Atemschutztrupps über das Flachdach in Stellung gebracht.
Durch die vielen nachrückenden Kräfte wurde die Einsatzstelle in drei Abschnitte eingeteilt. So etwas wird gemacht, wenn entweder eine große Anzahl von Einsatzkräften vorhanden ist oder es sich um ein schwer überschaubares Einsatzgebiet handelt. Ein Einsatzleiter kann allein ein solches Gebiet nicht überschauen. Die Abschnittsleiter gaben Hansjörg Ketterer wichtige, entscheidungsrelevante Informationen.
Löschroboter kommt zum Einsatz
Nachdem auch im rückwärtigen Gebäudeteil zum Gewerbegebiet hin das Feuer unter Kontrolle war, kam ein Bagger zum Einsatz, der die Außenfassade abriss. Dadurch kamen die Einsatzkräfte besser an den Brandherd. Ein spezieller Löschroboter kam zum Einsatz.

Dieses Fahrzeug gehört dem Landkreis und ist bei der Feuerwehr Lauchringen stationiert. Das Löschunterstützungsfahrzeug (LUF 60) ist das ideale Fahrzeug für Einsätze, wo normale Strategien nur erschwert umsetzbar sind. Das LUF bietet technische Perfektion im Aufbau, in der Funktion und Bedienung. Viel Kraft für die hohen Anforderungen liefert der 140 PS (104 kW) starke und robuste Dieselmotor.
Präzise Fahr- und Wendemanöver
Das ferngesteuerte LUF 60 ermöglicht es den Lösch- und Rettungsmannschaften, selbst unter schwierigsten Umständen bis unmittelbar zum Brandherd vorzudringen. Das Raupenfahrwerk erlaubt präzise Fahr- und Wendemanöver, eine besonders hohe Standfestigkeit, es kann bewegliche Hindernisse beseitigen sowie Stiegen und Rampen bis zu einem Neigungswinkel von etwa 30 Grad überwinden.
Aus bis zu 2400 Liter Wasser je Minute wird ein „vernebelter Wasserstrahl“ aus Milliarden kleinste Wassertröpfchen auf eine Distanz von über 60 Metern erzeugt. Ist der Einsatz von Schaum notwendig, kann der Löschroboter jederzeit umgeschaltet werden. Die Wurfweite von Schaum beträgt rund 35 Meter. Mit diesem Fahrzeug konnten die weiter im Gebäudeinneren liegenden Glut-und Brandnester gut gelöscht werden, bis in die Nacht hinein.
In der Nacht waren mehrere Brandwachentrupps in Schichten eingeteilt, die das Gebäude auf eventuelle Brandnester kontrollierten. Bei einem Kontrollgang wurde ein Wiederaufflammen des Feuers bemerkt und eine Schleife der Feuerwehr Bonndorf nachalarmiert. Um 5 Uhr wurde „Feuer aus“ gemeldet. Am Morgen bei den Aufräumarbeiten musste nochmals nachgelöscht werden.
Während des Einsatzes wurden die Einsatzkräfte durch die DRK-Ortsgruppe und Helfer aus dem Rathaus unter Leitung von Bürgermeister Michael Scharf mit warmen und kalten Getränken versorgt. Außerdem wurden von der Stadtverwaltung über 800 belegte Brötchen zur Verfügung gestellt. Am Abend erhielten die Einsatzkräfte im Foyer der Stadthalle (Corona-Verordungskonform) Gulaschsuppe. Im Einsatz waren die Feuerwehren Bonndorf mit allen Abteilungen, Wutach mit allen Abteilungen, Stühlingen, Löffingen, St. Blasien, Lauchringen, Waldshut (Drohneneinsatz) und Grafenhausen.
Löschwasserzufuhr gesichert
Die Wasserversorgung zur Bekämpfung des Großbrands in der Adler OHG sei zu jedem Zeitpunkt gesichert gewesen, erläuterte Werner Steiert vom Stadtbauamt Bonndorf, der die Versorgungslinien wie seine Westentasche kennt, auf Anfrage. Auf dem Lindenbuck und im nebenan liegenden Gewerbegebiet Im Breitenfeld hoch über der Kernstadt kann die Feuerwehr bei Einsätzen auf ein gesichertes System zurückgreifen.
Über den Lindenbuck führe eine 200-er Frischwasserförderleitung in Richtung Münchingen. Die Hydranten beim Werksgebäude der Adler OHG werden aus dieser städtischen Leitung gespeist. Zudem habe die Feuerwehr Bonndorf bei ihrem Brandeinsatz auf die beiden Hochbehälter auf der Wacht (zwei mal 500 Kubikmeter Wasserfassungsvermögen) und dem Lindenbuck (1000 Kubikmeter Wasserfassungsvermögen) sowie das Freibad zurückgreifen können.
In beiden Behältern verbleibe stets eine Brandreserve von 250 Kubikmeter Frischwasser. In der Summe stehen also auf jeden Fall 500 Kubikmeter Frischwasser für Brandgeschehen zur Verfügung.
Hochbehälter wird nachgefüllt
Nach dem Einsatz an der Adler OHG habe der Füllstand in beiden Hochbehältern immer noch 1400 Kubikmeter Frischwasser betragen, mit dem Privathaushalte versorgt werden, erläuterte Werner Steiert. Über die Leitung des Zweckverbands Gruppenwasserversorgung Hochschwarzwald seien, bedingt durch die Entnahme der Feuerwehr, 140 Kubikmeter Frischwasser in den Hochbehälter Lindenbuck nachgeliefert worden. Der Hochbehälter Lindenbuck wird durch den Zweckverband Gruppenwasserversorgung Hochschwarzwald befüllt. Der Hochbehälter Wacht erhält Quellwasser und kommuniziert über eine Leitung mit dem Behälter Lindenbuck. Überschuss aus den Quellen vom Kesselberg, Vogtsberg, Glashütte und Scharmützelbrunnen fließen in den Hochbehälter.