Stefan Limberger-Andris

Herr Schallmayer, wann keimte in Ihnen der Wunsch, in die Landespolitik wechseln zu wollen?

Ich arbeite derzeit als Lehrer an einer beruflichen Schule und bin dort auch Personalratsvorsitzender. Gerade darüber musste ich zunehmend feststellen, dass Veränderungen vor Ort in gewissem Rahmen zwar möglich sind, Veränderungen der Rahmenbedingungen aber leider kaum. Trotz aller Anstrengungen gelingt es uns beispielsweise nicht, den Lehrkräftemangel vor Ort dauerhaft zu beheben. Offenbar braucht es da Veränderungen an anderer Stelle. Und beim Thema Bildung, meinem Herzensthema, ist das eben die Landespolitik. Unter anderem deswegen möchte ich auch nach Stuttgart wechseln.

Wie werden Sie mit dem Amt des Ortsvereinsvorsitzenden Bonndorf verfahren, falls Sie in den Landtag gewählt werden?

Ich bin sehr gerne Vorsitzender des Ortsvereins Bonndorf und möchte das Amt ausfüllen, solange es mir möglich ist. Mich verbinden einfach sehr viele Erlebnisse und Erfahrungen mit den dortigen Mitgliedern. Ich bin mir aber sicher, dass wir gemeinsam eine gute Lösung für den Vorsitz finden werden, wenn ich nach Stuttgart gehe. Aber auch dann werde ich mich weiterhin im Ortsverein einbringen. Bonndorf ist und bleibt meine politische Heimat.

Sie fanden ja über Ihre Doktorarbeit in die Lokalpolitik. Wann genau war dies? Waren Sie vorher gänzlich unpolitisch? Und warum wählten Sie gerade den Orstverein Bonndorf als lokalpolitische Heimat?

Die Heuschreckendebatte hat ungefähr 2005 angefangen. Dabei ging es um Kritik am Aufkaufen und Zerschlagen von Firmen durch Hedge-Fonds. Die Argumente und die Ausdauer von Franz Müntefering im Kampf gegen dieses Geschäftsmodell haben mich damals nachhaltig beeindruckt und dann auch meine Doktorarbeit maßgeblich beeinflusst. Natürlich habe ich schon während des Studiums versucht, theoretisches Wissen praktisch zu nutzen – nicht umsonst habe ich Germanistik in Verbindung mit Journalismus studiert. Spätestens mit meiner Doktorarbeit habe ich dann aber gemerkt, dass Karl Marx einfach recht hatte: „Die Philosophen haben die Welt nur verschieden interpretiert, es kommt aber darauf an, sie zu verändern.“ Seither versuche ich, dem mit Sachkenntnis und Pflichtbewusstsein nachzukommen – auch in Bonndorf. Dorthin bin ich übrigens nach meiner Promotion gezogen, um eine Stelle am Kolleg St. Blasien anzutreten. Und in Bonndorf bin ich auch gleich in die SPD eingetreten. Die Genossinnen und Genossen haben mich mit offenen Armen empfangen. Das war ein sehr schönes Gefühl.

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Hat Sie die Arbeit im Ortsverein und/oder im Kreisverein der SPD geprägt? Was nehmen Sie aus diesen beiden Bereichen mit, falls Sie in die Landespolitik wechseln? Welchen Stellenwert wird dann der Ortsverein Bonndorf für Sie behalten?

Dank der Genossen vor Ort habe ich Politik ganz bodenständig oder von Grund auf gelernt, wofür ich den Mitgliedern sehr dankbar bin. Wie funktioniert ein Ortsverein oder eine Kommune? Wie kommt Meinungsbildung zustande? Wie lässt sich eine Meinung oder Überzeugung in politisches Handeln übersetzen? Ich glaube, ohne kommunalpolitische Verwurzelung kann Politik auch gar nicht funktionieren. Es fehlen dann einfach Gefühl und Verständnis für die Menschen und ihre Lebenswelt(en). In den Kommunen spielt sich ja unser tägliches Leben ab. Und es ist immer wieder ein Ansporn zu sehen, wie sich die Menschen hier tagtäglich „für die gute Sache“, unser demokratisches Zusammenleben einsetzen. Ihre Anliegen und Anregungen in der Bildung, in der Mobilität, in der Gesundheit oder auch in der Parteiarbeit will ich mit nach Stuttgart nehmen. Dort kommt mir der Blick auf den ländlichen Raum, auf den Südschwarzwald und den Hochrhein einfach zu kurz.

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Wie hat der Ortsverein Bonndorf auf Ihre Absicht zur Kandidatur reagiert?

Schon bevor ich mich offiziell um die Kandidatur beworben habe, habe ich sehr viel Zuspruch von den Genossen in Bonndorf und in anderen Ortsvereinen erfahren. Sie haben mich in der Absicht bestärkt, bei der Landtagswahl 2021 das Mandat für die SPD zurückzuerobern. Wir haben uns vorgenommen, gemeinsam Türen zu öffnen, und zwar in zwei Richtungen: in Stuttgart für unsere Anliegen und im Wahlkreis für neue Ideen. Gerade in diesen Corona-Zeiten braucht es eine starke sozialdemokratische Stimme in der Debatte, wo und wofür wir die plötzlich verfügbaren Mittel einsetzen wollen. Auf jeden Fall müssen es Investitionen in eine sozial gerechte und auch nachhaltige Zukunft sein.

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