Dachsberg Einem besonderen Hobby hat sich der Zahnarzt im Ruhestand, Michael Guggolz, verschrieben: Er fotografiert Tropfenbilder. Mit einer Apparatur, die er konstruiert hat, hält er Skulpturen fest, die in der nächsten Millisekunde wieder verschwunden sein werden. Jedes Foto ist ein Unikat. Einige seiner Werke wird er in einer Ausstellung im Treppenhaus des Dachsberger Rathauses zeigen. Die Vernissage ist am Sonntag, 28. September, um 11 Uhr.

Schon immer hatte Guggolz als Ausgleich zu seinem Beruf intensive Hobbys wie Skifahren und Bergsteigen. Ende 2012 brach er zu seiner ersten Antarktisexpedition auf, der etliche folgten. Während des ersten Corona-Lockdowns sprang ihn in Freiburg ein Tropfenbild an, und er beschloss, sich dieser Art der Fotografie zu widmen.

„Eine steile Lernkurve folgte“, sagt Guggolz. Er habe zuvor nie fotografische Ansprüche an seine Bilder erhoben und keine Vorstellung von der Komplexität der High-Speed-Fotografie gehabt, die sechsmal schneller als der menschliche Wimpernschlag Bilder festhält. In fast fünf Monaten konstruierte er eine Tropfenanlage und ein Steuergerät, um die Auslösezeiten von Kamera, Blitzgeräten und Ereignissen wie das Einblasen von Luft oder Rauch, das Abschießen von Schrotkugeln und die Farbgebung zu koordinieren. Jedes Projekt benötigt einen anderen Aufbau.

„Diese Art der Fotografie ist zu einem wesentlichen Teil meines Lebens geworden“, so Guggolz. Für ihn sei es unglaublich faszinierend, nur aus Wasser und Farbe solche komplizierten Figuren zu schaffen, das Wasser für einen winzigen Augenblick zu einer sofort wieder in sich zusammenfallenden Figur zu formen. Dabei weiß er nie, was aus der Versuchsanordnung wird, dennoch sind seine Bilder kein Zufallsprodukt, sondern das Ergebnis von rund 300 bis 400 Versuchen.

„Das ist ein Riesenspaß für mich, aber auch anstrengend“, gesteht Guggolz. Die Vorbereitung auf eine Versuchsreihe benötige zwei bis drei Stunden. Bis der erste Schuss sitze, rechne er mit weiteren zwei bis drei Stunden zur Positionierung der Ventile, zum Aufbau der Figur. Alles müsse im Mikrobereich stimmen, selbst der sich ändernde Füllstand des Wasserbehälters und der Druck beim Abschießen des Tropfens veränderten die Figur vollständig.

„Ich habe die Vorstellung für eine Figur im Kopf, aber der Zufall spielt immer mit“, erklärt er. Sein Fokus liege auf Ästhetik. Wenn er einen Tropfen fallen lasse und einen weiteren Tropfen dagegen schieße, entstehe ein Chaos an Spritzern, mit jedem weiteren Auslösen komme er seiner Vorstellung näher. Mit einem Luftstoß könne er die Wassersäule verbiegen, mit dem Einsatz von Rauch oder Verbrennungsgasen ergäben sich andere Ergebnisse. Die Koordination sei extrem schwierig, aber das rege ihn zu immer neuen Versuchen an. An Ideen, wie er die Tropfenbilder variieren kann, fehlt es Guggolz nicht. Gerade schwebt ihm vor, eine Spiegelung in den Tropfen zu bringen.