Das erste Konzert des diesjährigen Görwihler Kultursommers war gleich ein ganz besonderes, von den zahlreichen Besuchern begeistert umjubeltes Ereignis. Gabriele Steinfeld (Barockvioline) und Anke Dennert (Cembalo), als Ensemble „La Porta Musicale“ den Stammgästen der Konzertveranstaltungen in der Görwihler Kirche noch von ihrem letzten Auftritt bestens in Erinnerung, hatten zu diesem Eröffnungskonzert Sopranistin Christine Roterberg und Eurythmistin Danuta Swamy von Zastrow mitgebracht. Mit ihrem Programm „Passacaglia della Vita“ boten sie eine in sich abgerundete, szenisch durchkomponierte Performance, ein Gesamtkunstwerk, in dem die einzelnen Stücke nahtlos aneinander gefügt wurden, selbst die Übergänge quasi spielerisch mit einbezogen waren.

Die vier Künstlerinnen setzten sich thematisch mit der Coronapandemie auseinander, indem sie der historischen Auseinandersetzung mit Kriegen, Krisen und Epidemien innerhalb der Kunst des Barockzeitalters nachgingen. Den Brückenschlag zwischen Barock und Jetzt schuf dabei die Eurythmie.

Von der Empore herab erklangen danach zwei Violinstücke von Thomas Baltzar, zu denen die Eurythmistin mit der Geige an den Stufen des Altarraumes tanzte. Abgelöst wurde diese Szene durch Diederich Buxtehudes Trauerlied „Mit Fried und Freud ich fahr dahin“, an dessen den Tod thematisierendem Anfang die Sängerin zusammengekauert am Rand des Altarraums hockte, um sich zur Verheißung des ewigen Lebens aufzurichten, wie parallel dazu auch ihr hoch flexibler stimmlicher Ausdruck sich von Trauer in Zuversicht wandelte.

Mit der Tänzerin wanderte nun auch das Cembalo die Stufen hinab zu Johann Schops Nobelman, den erstere flink um in einer kleinen Spirale ausgelegte Pfeile huschend interpretierte. Und in Johann Philipp Förtschs „Herr, wie lange“ wandelte sich dann die melismatisch weitschweifige Anklage der Sopranistin angesichts des vermeintlichen Vergessens Gottes den Menschen gegenüber über die lebendige, bravourös vorgetragene Bitte „Schau doch“ bis hin zum in freudiger Gewissheit frohlockenden „Ich will dem Herrn singen“.

In Matthias Weckmanns Liedvariationen zu „Die lieblichen Blicke“, auf dem Cembalo mit ebenso genialem Gestaltungsvermögen umgesetzt wie im faszinierend exakt und dennoch mit graziler Leichtigkeit dazu passenden Tanz, mutierten dann Sängerin und Violinistin zu andächtig aufmerksamen Beobachtern, während bei Buxtehudes „Jesu meines Lebens Leben“ wieder der strahlende Sopran Christine Roterbergs der tief empfundenen Dankbarkeit gegenüber dem für uns Geopferten Ausdruck verleihen konnte, ja sich am Ende in einen wahren Wettstreit mit den Instrumenten begab.

Zu einer Passacaglia von Heinrich Ignaz Biber, hoch virtuos vorgetragen von der in der Mitte stehenden Gabriele Steinfeld, lud dann die Eurythmistin Sängerin und Cembalistin ein, sich mit ihr im Kreis zu drehen. Der Tod als Gewissheit gehörte im Barock ebenso zum Leben wie die freudige Gewissheit der Gläubigen, dass es ein Leben nach dem Tod gibt.

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