Der Wunsch nach einem Jahrmarkt war groß – Bittschriften führten lange ins Leere. Doch die Gemeinde ließ sich nicht unterkriegen. Ihrer Hartnäckigkeit sei Dank erhielt sie 1860 das Recht, jährlich einen Markt abzuhalten. Die Rede ist von Görwihl, das am Samstag, 9. November, wieder seinen regional größten Martinimarkt feiert.
Der Wunsch nach einem Markt blieb Görwihl lange verwehrt
Karl-Heinz May, Vorsitzender des Schwarzwaldvereins Görwihl, verfügt über Informationen, wie Görwihl zu seinem Marktrecht kam. Er entnahm sie dem Büchlein „Aus der Geschichte von Görwihl und des Görwihler Berges“ von Jakob Ebner aus dem Jahr 1952. Darin wird berichtet, dass Görwihl 1813 zum ersten Mal eine Bittschrift an das Amt in Kleinlaufenburg und damit an das Kreisdirektorium in Freiburg für Viehmärkte richtete. Begründet wurde dies mit der zentralen Lage Görwihls in der Mitte der auf dem Gebirge gelegenen Ortschaften der Grafschaft Hauenstein mit damals beinahe 4000 Bewohnern.
Einen Monat später kam die Absage. Es mangele an gangbaren Straßen, hieß es. Und auch wenn es diese gäbe, wären sie zur Winterszeit wenigstens sechs Monate lang unzugänglich. Görwihl ließ sich aber nicht abschrecken und erneuerte sein Gesuch 1820, nun erweitert um einen Markt für Krämerwaren. Man habe jetzt eine schöne Hauptstraße über Tiefenstein und Schachen an den Rhein, teilten die Antragsteller mit. Außerdem gäbe es eine Anzahl leerer Steinhäuser, die als Lager dienen könnte. Auch für die Unterbringung fremder Kaufleute sei gesorgt. Doch dieser Antrag wurde ebenfalls abgelehnt und ebenfalls gaben die Görwihler nicht nach.
Sie versuchten es mit zwei Jahrmärkten und verwiesen auf die Befangenheit des befragten Ortsgerichts. Denn dies bestände doch aus dem Wirt und dem Handelsmann, die Konkurrenz witterten. Stattdessen schlug man die Befragung der Bürger vor. Die behördliche Antwort aus Waldshut, „zeigt wieder eine spezielle Sicht auf die Hotzenwälder“, so Karl-Heinz May. Nach den Worten der Behörde sei eine Bürgerbefragung völlig sinnlos, wenn die Bürger der Sache nur zustimmen würden, um zwei Tage in Saus und Braus zu verbringen. Ein Nutzen für die Gemeinde würde nicht entstehen, wohl aber beträchtlicher Schaden in sittlicher und polizeilicher Hinsicht. Von „unbändiger Rauflust der Jugend“ sei die Rede.
Folglich wurden 1840 die Viehmärkte zwar akzeptiert, die Jahrmärkte jedoch immer noch nicht. Dafür sollte der Marktplatz erst in einen besseren Zustand versetzt werden. Doch die Realität überholte die Vorbehalte der Behörden. 1860 stellte das Kreisdirektorium fest, dass sich an den Viehmärkten in Görwihl nach und nach auch andere Händler eingestellt hatten. Solche Verhältnisse würden wahrlich nur in einer Hotzengegend vorkommen, hieß es.

Görwihl gewinnt das Tauziehen um den Markt
Es müsse aber zugegeben werden, dass der Markt auf dem mittlerweile neu hergerichteten Marktplatz ein ganz anständiges Aussehen hätte. Die Leute erschienen durchweg im Sonntagsstaat und überall herrschte heitere Marktstimmung. Waldshut befürwortete die nachträgliche Genehmigung, auch mit der Begründung, dass der Mensch nicht immer arbeiten und beten könne. Er müsse auch Zeit haben, um sich recht gehen zu lassen. Und was für den Städter und Gebildeten eine Reise oder ein Spaziergang sei, sei für den Landmann oder den weniger Gebildeten ein Marktbesuch.
Oder für Martinimarkt-Besucher ein frohsinniges Treiben am Samstag, 9. November in Görwihl. Zwischen Hotzenwaldhalle und Marktplatz winkt dann ein reichhaltiges Warenangebot. An 150 Ständen gibt es viel zusehen, zu Essen und zu Trinken. Gemeinsam kann dann das gewonnene Tauziehen um einen örtlichen Markt gefeiert werden.