Anfang dieses Jahres warf der im Mai verstorbene Heimatforscher Paul Eisenbeis die Kopie einer Aufnahme aus dem Heimatmuseum Görwihl in den Briefkasten von Brigitte Gärtner. Diese zeigte die Wetterfahne des 1929/30 errichteten alten Gugelturms bei Engelschwand. „Gefertigt im Hause Würth“, hatte Eisenbeis von Hand auf die Kopie geschrieben.
Damit konnte nur Brigitte Gärtners 1929 verstorbener Großonkel Albert Würth gemeint sein. Er hatte in der ehemaligen Kaiserlichen Postagentur, heute Hauptstraße 31 in Görwihl, eine Schlosserwerkstatt betrieben. Einige Zeugnisse seiner Arbeit sind heute noch im Haus vorhanden. Kleinere Kerzenständer werden noch benutzt, ein Fenstergitter im Jugendstil wurde renoviert und ziert nun ein Fenster des Anbaus.
Der besagte Albert Würth erhielt seine Schlosserausbildung in der Pfalz. Dort verliebte er sich in ein Kurpfälzermädel, das er aber nicht heiraten durfte. Sie war evangelisch, Würths eigene Familie hingegen streng katholisch. Albert war das fünfte von insgesamt sieben Kindern, ein älterer Bruder wurde Pfarrer und zwei jüngere Schwestern gingen ins Kloster.
Der in der Fremde unglücklich verliebte Albert kehrte als Lediger in den Hotzenwald zurück, wo er im Anbau der ehemaligen Poststelle seine Schmiede betrieb. Er entwickelte sich zum Görwihler Original, saß gerne im Gasthaus „Rebstock“, wo er für seine despektierlichen, etwas abfällige Sprüche über die parfümierten Damen bekannt wurde. Das Gebäude, in dessen Anbau Albert Würth Anfang des vergangenen Jahrhunderts bis zu seinem Tode 1929 seine Schmiede betrieb, war 1824 nach einem Großbrand im Görwihler Ortszentrum von Joseph Meier erbaut worden. Heinrich Würth aus Stühlingen, ein gelernter Säcklermeister, erwarb das Maierbecksche Haus 1867. 21 Jahre lang beheimatete das Gebäude die erste Poststelle von Görwihl, ehe es an Carl Würth und nach dessen Tod 1949 an Gertrud Hunold, geborene Würth überging.

Schon als 1970 die Geschwister Heinz Hunold und Brigitte Gärtner das Haus erbten, lagen auf dem Spitzboden unter dem Dach vier kunstvoll geschmiedete niedrige Einfassungsteile. Vermutlich hatten sie einmal ein Grab eingerahmt. Ihr Bruder schleppte die schweren Teile vom Dachboden herab und lagerte sie an immer wieder anderen Stellen, wo sie aber ebenfalls nur im Wege standen.

Da kam Brigitte Gärtner der Gedanke, sie dem Kunstschmied Marc Wilhelm von der Burgschmiede in Görwihl zu zeigen: „Schon immer war es ein Traum von mir, sie einmal für ein Balkongeländer zu verwenden.“ Wilhelm war gleich Feuer und Flamme für die Idee und machte einen Entwurf. Die von Paul Eisenbeis eingeworfene Aufnahme der Wetterfahne gab schlussendlich den Ausschlag den Plan zu verwirklichen und die Hinterlassenschaft des Großonkels in ein stabiles Geländer einzuarbeiten. Gesagt getan, die Gitter mussten entrostet, teilweise ergänzt, verzinkt und lackiert werden, danach waren sie wie neu. Seit drei Wochen ziert die schmucke Arbeit der Gebrüder Wilhelm die Südfassade der ehemaligen Görwihler Postagentur.
