Gerhard Krug hat sich einen Namen als Autor für Sachbücher und Romane gemacht. Zu seinen Publikationen gehören „Tarnen, Tricksen, Täuschen“, „Verplant, Verpeilt, Verpennt“, „Die Söldnerin“ und „Richtig krank sein – für Männer“.

Nun hat er sich mit einem Teil der regionalen Geschichte befasst, der stets kontrovers diskutiert wurde und immer noch wird: mit den Befestigungsanlagen des Südschwarzwalds wie Landhag, Haagwald, Wallmauern, Schanzen, Letzen und Lezinen.

Daraus entstanden ist ein 156-seitiges Buch mit dem Titel „Der Vordere und Hintere Landhag der Grafschaft Hauenstein – eine Bestandsaufnahme und Klärung.“

Was er festgestellt hat: „In den letzten Jahrzehnten haben sich in der Diskussion um die Befestigungsanlagen des Südschwarzwalds immer mehr Unschärfen und Wunschtatsachen eingeschlichen, die sich nicht belegen lassen.“ Diese hätten dazu geführt, dass die einzelnen Verteidigungsanlagen aus verschiedenen Zeiten und Anlässen miteinander vermischt und als Einheit gesehen werden.

Ein weiterer Überrest des Landhages bei Kiesenbach-Albbruck, Blick nach Osten Richtung Schweizermatten.
Ein weiterer Überrest des Landhages bei Kiesenbach-Albbruck, Blick nach Osten Richtung Schweizermatten. | Bild: Gerhard Krug

Gerhard Krug weiter: „Ebenso wurden Wallmauern und Landhage in ihrer Entstehung und Lage nicht klar unterschieden, sodass der Eindruck entstand, dass diese räumlich, bautechnisch und auch zeitlich zusammengehören. Teilweise wurde der Verlauf des Landhags auch falsch beschrieben. So verlief er nie zum Rothen Haus bei Murg.“

Bei der Durchsicht der Originaldokumente habe sich ihm zusätzlich gezeigt, dass selbst bei den Originalquellen und deren Abschriften deutliche Unterschiede bestehen, auf die nur stoße, wer beide Versionen vor sich habe und vergleiche.

Vorderer Landhag im Fokus

Im Fokus der Untersuchungen von Gerhard Krug stehen der Vordere Landhag wie der „Hag des Steinen Brückleins“ bei Bergalingen/Jungholz in der Gemeinde Rickenbach, der dann als Rothen Mattenhag über Rickenbach via Hottingen und danach entlang der Hochsaler Wuhr und dem Andelsbachtal und unterhalb Niederwihl als „Hag an der Röthe“ bis Tiefenstein verläuft.

Bild 2: Über die Landhage wird kontrovers diskutiert, jetzt hat Autor Gerhard Krug neue Erkenntnisse
Bild: Müller, Cornelia

Dieser Teil galt bisher als nicht existent. Sowie der „Hag ob Albbruck“, der „Hag im Eschbacher Thal“ und der „Hag oder Lezin uei den Hundsweg“ entlang Gurtweil bis Aichen. Außerdem der „Landhaag“, der auf dem Dachsberg bei Ibach beginnt und sich ab der Alb als „Großlandhag“ via Brunnadern bis auf Höhe Weilheim-Nöggenschwiel erstreckt.

Gerhard Krug verweist auf die Vorarbeit anderer Autoren wie Mone, Deecke und insbesondere Jakob Ebner.

Auch optisch gibt das Buch viel her. Denn Gerhard Krug hat die alten Landkarten georeferenziert. Dabei handelt es sich um ein Verfahren, mittels dem die Zuweisung raumbezogener Informationen, der Georeferenz, zu einem Datensatz vorgenommen wird. Diese Informationen hat Krug mit aktuellen Karten abgeglichen.

Karten stammen aus unterschiedlichen Jahrhunderten

Den Landhag hat er zur leichteren Abgrenzung farblich und mit entsprechender Strichstärke hervorgehoben, um die Sichtbarkeit zu erhöhen. Die Karten stammen aus unterschiedlichen Jahrhunderten und sind somit häufig nicht deckungsgleich, da der Stand der Vermessungstechnik im 18. und 19. Jahrhundert nicht heutigen Verhältnissen entsprach.

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„Ein wichtiges Element des Landhags war schlichtweg seine Existenz“, betont Gerhard Krug. Denn: „Der Landhag war für die Bauern eine politische Aussage und ein zentraler Bestandteil ihres Selbstverständnisses als Freibauern mit eigener Verwaltung und entsprechenden Rechten. Dafür kämpften sie unablässig und ließen sich dies auch immer wieder in den Freiheitsbriefen bestätigen“, sagt er.

Bedeutet: Es ging in der Ausweisung und Pflege des Landhags nicht nur um die militärische Seite. Er diente in diesen Bereichen vielmehr zur Verteidigung der Rechte gegenüber den Klöstern St. Blasien, Rheinau und anderen und auch dem Stift Säckingen auf der einen Seite und den adligen Herrschaftsgebieten andererseits. Dies erklärt dann auch den häufig „seltsamen“ Verlauf des Haags durch das Einungsgebiet, so Krug.

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