Boris Burkhardt

Eine vier Meter lange stählerne Stecknadel mit rotem Kopf wird künftig den südlichsten Punkt Baden-Württembergs markieren, der sich an der Rheinböschung in Wyhlen östlich der Holcim-Kiesgrube befindet. Insgesamt drei Orte entlang des Wyhlener Rheinufers will die Gemeinde im Rahmen des IBA-Projekts „Rheinufer extended“ für Tourismus und Naherholung aufwerten.

„Die Idee der Stecknadel stand plötzlich im Raum“, erzählt Roland Senger vom gleichnamigen Landschaftsarchitekturbüro in Nollingen über den Findungsprozess seines Teams: „Wir hatten etwas sehr Einfaches gesucht, weil wir den Eingriff in die dortigen Pflanzen so klein wie möglich halten wollen.“ Eine Aussichtsplattform habe man aus diesen Gründen wieder verworfen. Für die Stecknadel müsse nur ein Ein-Punkt-Fundament gegossen werden, das die Wurzeln nicht beeinträchtige. Das vorhandene gelbe Ortsschild mit der Aufschrift „Südlichster Punkt Baden-Württembergs: Grenzach-Wyhlen, Landkreis Lörrach“ soll laut Senger erhalten bleiben.

Sengers Büro wurde von der Gemeinde mit der Gestaltung der Aufwertungen entlang des Rheinufers beauftragt. Neben dem südlichsten Punkt Baden-Württembergs werden das römische Brückenkastell bei der Fährlände Herten und der Rheinuferweg beim Kraftwerk neu gestaltet. Die Maßnahmen sind Teil des „Rheinuferwegs extended“ der elf Anrainergemeinden beiderseits des Rheins zwischen Grenzach-Wyhlen und Stein/Säckingen. „Rheinuferweg extended“ wiederum ist eines der Projekte der Internationalen Bauausstellung Basel 2020 (IBA), die bereits Umsetzungsreife erlangt haben.

Die Ruinen des römischen Kastells verdienen laut Senger einen schöneren Zugang: „Der Pfad ist derzeit sehr verwildert. Die Leute sollen aber eingeladen werden und wissen, wohin er führt.“ Eines der drei erhaltenen Fundamente des alten Brückenkopfs (die restlichen fünf wurden im Laufe der Jahrhunderte ausgeschwemmt) soll begehbar gemacht, die Vegetation für einen Ausblick auf den Rhein und das Augster Ufer zurückgeschnitten werden.

Die anderen beiden Fundamente konnten laut Senger nicht eingebunden werden, weil der Zugang wegen des Steilufers zu gefährlich sei. Anders erklärt sei der nötige Eingriff in die vorhandene Natur und Topografie für einen sicheren Zugang zu hoch. Aus diesem Grund verzichteten Senger und die Gemeinde auch auf einen barrierefreien Zugang der Ruinen: „Wir hatten sogar eine Begehung mit dem Denkmalamt und Naturschutzorganisationen.“ Ohne Stufen im Pfad wären Rodungen und Abgrabungen nötig geworden.

Der dritte Ort, den Senger und sein Team neu gestalten, ist der sogenannte „Kraftwerksblick“: Bisher ist es der recht unauffällige Beginn des Rheinpfads an der Gewerbestraße. Durch die Aufwertung soll dort aber ein „Tor zum Rhein­uferweg“ entstehen. Der Pfad soll sich in Zukunft gabeln und mit einem westlichen und östlichen Ende ein dreieckiges Wiesengrundstück mit Bänken und Bäumen umfassen. Der Aufenthaltsort soll gute Sicht auf das Kraftwerk, aber auch auf den Dinkelberg ermöglichen. Das Grundstück war bereits im Besitz der Gemeinde.

Senger, der auch die Aufwertung des „Sunnebuggeli“ in Rheinfelden plant, hält die Maßnahmen in Grenzach-Wyhlen für „besonders attraktiv“: „Das ist eine schöne Aufgabe; besonders spannend ist der Umgang mit so etwas Bedeutendem wie den Ruinen des Brückenkastells.“

Für die Baumaßnahmen und die Aufwertung des Pfads sind 250 000 Euro veranschlagt; die Umsetzung ist bis 2020 geplant. Laut Bauamtsleiterin Sabine Schneider will die Gemeinde die Neugestaltung auch nutzen, um Ökopunkte für Ausgleichsmaßnahmen zu sammeln. Die Anlagen würden aus Angst vor Vandalismus bewusst schlicht gehalten.