Grenzach-Wyhlen-Herten – Die Agrico-Genossenschaft mit Sitz im schweizerischen Therwil bewirtschaftet rund 74 Hektar Land rund um den Markhof in Herten. Dort wird Biogemüse- und obst angebaut und auf Wochenmärkten sowie an Abonnenten verkauft. Dieses Angebot soll nun erweitert werden: Die Genossenschaft plant den Bau eines mobilen Stalls für bis zu 1600 Hühner. Weil der dafür angedachte Standort – Marker Letten – in direkter Nachbarschaft zu Wyhlen liegt, wurde das Projekt dem technischen Ausschuss vorgestellt.
Schon einmal hatte sich der Ausschuss mit dem Bauantrag – der bei der Stadt Rheinfelden im November eingereicht wurde – beschäftigt. Da sich damals jedoch keines der Mitglieder etwas darunter vorstellen konnte und Aussagen zu Lärm- und Geruchsemissionen fehlten, kamen Jan Höll und Andreas Tanner von Agrico am Dienstag in die Sitzung.
Der 25-jährige Höll arbeitet seit zwei Jahren auf dem Markhof und hatte sich für die Präsentation gut vorbereitet. Ein kleiner Imagefilm zeigte den Mitgliedern den Stall – der aussieht wie ein Wohnwagen – in dem bis zu 1600 Hühner leben können. Die Tiere können den Stall tagsüber selbstständig verlassen und genießen so möglichst viel Auslauf. Die Überwachung und Futtergabe erfolgt voll automatisiert und kann per Handy oder Tablett gesteuert werden. „So können wir jederzeit kontrollieren, ob die Tiere genug trinken oder ob irgendwas nicht stimmt“, erklärt Höll auf Nachfrage. Die Eier werden per Förderband transportiert und von Hand verpackt. Auch bei der Sauberkeit hilft die Technik – auf einem Band wird der Kot aufgefangen und dann abtransportiert. Da eine externe Stromversorgung nicht möglich ist, wird auf dem Dach des Stalls eine eigene Photovoltaikanlage installiert.
Lärm oder Geruchsbelästigung für die direkten Anwohner seien nicht zu befürchten, so Höll. „Von gesetzlicher Seite gibt es bei Ställen dieser Größenordnung keine Vorschriften“, so Höll. Der Stall wird regelmäßig auf dem gut 20 Hektar großen Gelände südwestlich des Markhofs, bewegt werden. „Der kleinste Abstand Richtung St. Josefshaus betrüge 139 Meter, Richtung Siedlung 430 Meter“, so Höll. Nachts seien die Tiere ruhig, Lärmspitzen seien lediglich bei der Fütterung zu erwarten. Oder wenn einer der Hähne schreit. Denn davon möchten Tanner und Höll bis zu 20 halten. „Das gehört für uns zu einer artgerechten Haltung dazu.“ Christa Wolf (SPD) kritisierte das Vorhaben. „Die Bewohner des St. Josefshauses kriegen alles ab, das ist unzumutbar.“ Höll erinnerte daran, dass am gleichen Standort früher sogar Schweine gehalten wurden. Außerdem seien die Tiere auch eine Bereicherung für Bewohner oder Besucher.
Die anderen Räte sprangen ihm bei. „Ich bin ein Hühnerfreund und finde die Art von Haltung gut“, sagte etwa Hansruedi Oertlin. Das sieht auch Siegfried Grether (CDU) so. „Immer wenn ich im Fernsehen Beiträge über gequälte Geschöpfe sehe, wird mir anders. Dieses Projekt ist nicht schlecht.“ Ralf Blubacher lobte die Entschlossenheit Höll. „Da ist ein junger Mann, der in die Landwirtschaft investiert.“ Hühnerkot stinke zudem nicht und sei bester Dünger. „Alle schreien nach Eiern von glücklichen Hühnern, aber in der Nachbarschaft haben wollen wir sie nicht“, so Blubacher Richtung Wolf. Höll und Tanner zeigten sich am Tag nach der Sitzung zufrieden. „Wir finden es gut, wenn auch kritisch nachgefragt wird“, so Tanner gegenüber dieser Zeitung. Die letztlich überwiegend positive Rückmeldung freut die beiden, schließlich wird die Genossenschaft viel Geld in die Hand nehmen, um diese Form der Legehennen-Haltung zu realisieren. „Insgesamt sprechen wir von Kosten in Höhe von 270 000 Euro“, so Tanner.
Noch gab’s seitens der Stadt kein grünes Licht. Laut Baurechtsamtsleiter Christian Rooks hängt die Genehmigung weniger mit dem Baurecht zusammen (als landwirtschaftlicher Betrieb gibt’s eine Privilegierung für den Außenbereich), sondern mit ausstehenden Stellungnahmen verschiedener Fachbehörden und des Regierungspräsidiums. Diese hätten bis Mitte März die Möglichkeit, sich zum Projekt zu äußern. Danach prüfe die Stadtverwaltung die verschiedenen Eingaben. „Erst dann können wir zu einer Entscheidung kommen und das Vorhaben in die politischen Gremien bringen“, so Rooks abschließend.
Jan Höll hofft, dass der Stall bis spätestens Ende dieses Jahr stehen kann. Noch besser wäre im Herbst. „Die jungen Hühner sollten zu Beginn keinem extremen Klima ausgesetzt sein und weder frieren noch schwitzen, daher wäre eine Übergangsjahreszeit wünschenswert.“