Grenzach-Wyhlen – Was wäre, wenn Grenzach wirklich ein Heilbad geworden wäre? Diese Frage stand am Anfang des Vortrags von Kurt Paulus, Vorsitzender des Fördervereins Emilianum, am Kulturpavillon des Fördervereins. Er befasst sich seit vielen Jahren mit der Grenzacher Heilwassergeschichte und hat einige neue Informationen ausgegraben. Mitte der 1860er Jahre wurde bei der Suche nach Salz eine ergiebige Quelle gefunden. Der Apotheker Franz Förster kaufte sie und vertrieb das Wasser in offenen Tonkrügen. Die Quelle wechselte mehrmals den Besitzer. 1878 trat Emil Schoch auf den Plan und gab der Quelle seinen Namen. Seitdem wurden Quelle und folgende Anlagen alle nach Schoch benannt. Im gleichen Jahr errichtete er ein Gebäude um die Quellenfassung und baute es zum Kurhaus aus.

Die Voraussetzungen, dass Grenzach Heilbad werden könnte, waren zwar gegeben, aber es klappte aus mehreren Gründen nicht. Alle Besitzer zeigten wenig Ehrgeiz, die Quelle zu wirtschaftlichem Erfolg zu fuhren, sagte Paulus, sondern nutzten sie nur zum eigenen Vorteil. Mehrmals waren die Eigentümer verschuldet. Dennoch gelang mit dem Grenzacher Heilwasser zeitweilig ein erfolgreicher Verkauf. Nach 1930, als die Quelle im Besitz der Riegeler Brauerei war, wurden bis zu 800.000 Flaschen im Jahr abgefüllt und bis nach Berlin versandt. 1985 gab es die staatliche Anerkennung als Heilwasser. Die Einwohner waren aber mit der damit verbundenen zwangsläufigen Absperrung des Geländes und auch des Emilienparks nicht einverstanden, und die Anerkennung wurde wieder aberkannt.

2004 wurde auch der Ausfluss des Wassers am Brunnen vor dem Seniorenzentrum abgestellt. Als Gründe dafür, dass Grenzach kein Heilbad wurde, zählte Paulus mehrere Ursachen auf. Einmal gab es zahlreiche Einwohner, die in der angesiedelten chemischen und Pharmaindustrie einen solch massiven Gegenpol zu einem Kurort sahen, dass dieser keinen Bestand gehabt hätte. Anderseits war das Wasseraufkommen ziemlich gering. Paulus empfahl den Besuch des Quellenhäuschens, denn darin sind viele Einzelheiten zum Grenzacher Heilwasser dargestellt. Er warf auch einen Blick auf die Badekultur in der griechischen und römischen Antike. Im Mittelalter wurde Baden mit Feiertagen oder besonderen Anlässen verbunden, schließlich galt das auch als Reinigung von Sünden.