Zwischen Wiesental und Wehratal liegt die kleine Gemeinde Hasel. Dank vieler Vereine bleibt das Dorf lebens- und liebenswert. Es gibt in den vergangenen Jahren wieder Zuzug von jungen Familien. Auch, weil man sich im Dorf für den Erhalt von Kindergarten und Grundschule starkgemacht habe.
Ursula Jost gründet den Höhlen- und Heimatverein Hasel
Eine von jenen, die stets ihre Stimme erhob, ist Ursula Jost. Die 66-Jährige wuchs selbst in Wehr auf, wobei ihre Großeltern aus Hasel stammen. Mit ihrem Ehemann Rainer wohne sie von Anbeginn ihrer Ehe – das war 1980 – in seinem Geburtshaus in der Haseler Hauptstraße. Als Kind im Turnverein Wehr liebte sie den Stufenbarren und den Schwebebalken, half später als Jugendliche beim Kinderturnen aus. Ehrenamtlich versteht sich, weil sie es von ihren Eltern so kannte. So war sie auch in der Fröschezunft Wehr 1950 e.V., wo ihr der Zusammenhalt immer gut gefallen hatte.

Ihre Berufsausbildung als Textilveredlerin habe sie ab 1975 bei der MBB absolviert. Bis 1980 arbeitete sie im Brennet-Areal im Vorwerkbüro, wo sie Aufträge der Zettlerei bearbeitete. Mit Hochzeit und Geburt des ersten Kindes widmete sie sich ganz ihrer Aufgabe als Mutter und unterstützte den Schwiegervater in der Landwirtschaft und mit den Kühen. „Das war damals so“, erzählt sie. Ihre Schwiegermutter habe gekocht und ihre Kinder großgezogen, so wie sie es letztlich heute mache. Die Familie sei ihr sehr wichtig, vermisst habe sie ihren Beruf nie. Heute leben zwei der drei Kinder mit ihren Familien im Haus, jeder auf einer Etage. „Bei uns wird Großfamilie gelebt“, sagt sie überzeugt.
Im Haseler Frauenverein war Ursula Jost 19 Jahre im Vorstand, vorher ihre Schwiegermutter. Und jetzt sei eine Tochter im Vorstand, was sie richtig stolz mache. „Unsere Aufgabe war es unter anderem, Frauen und Männer ab 75 Jahren mit kleinen Geschenken zum Geburtstag zu gratulieren“, berichtet sie. Durch solch‘ kleine Gesten werde schließlich der Zusammenhalt der Dorfgemeinschaft gestärkt. „Man muss die Ehrenamtlichkeit vorleben, sonst gibt es keine nachfolgenden Generationen. Wir Ältere sind Vorbilder für die Kinder“, sagt Ursula Jost. „Man müsse schauen, dass junge Leute nachkommen.“ Ihre drei Kinder seien alle in einem Verein.
Als Gemeinderätin war sie drei Amtsperioden tätig und zudem acht Jahre als Jugendschöffin in Waldshut tätig. „Alles eine Sache der Planung“, sagt Jost. Ganz genau erinnere sich Jost noch daran, dass sie im Mai 2000 den Höhlen- und Heimatverein Hasel für die Gemeinde mitgegründet habe. Von Anfang an ist Ursula Jost im Vorstand, der aktuell 45 erwachsene Mitglieder zählt. In einem Ordner sammle sie alle Zeitungsartikel, die um den Höhlen- und Heimatverein Hasel gehen. „Das Willkommensschild am Ortseingang von Hasel hat der Verein gezahlt. Einen Baum beim Feuerwehrgerätehaus und Rathaus auch. Ebenso Geschirr für das Bürgerhaus und fahrbare Garderoben. Für den neuen Spielplatz an der Hofstraße spendeten wir 6000 Euro und so weiter“, zählt Ursula Jost auf. „Dass ich so lange im Vorstand bin, macht mich unendlich stolz. Dieser Zusammenhalt hier freut mich, auch dass ich tolle Unterstützer in der Gemeinde habe“, erzählt sie.
Früher habe sie ehrenamtlich in der Tagespflege geholfen. Neben der Viehhaltung arbeitet sie heute noch auf Minijobbasis im Mühlehof Seniorenzentrum in Steinen. Da richtet sie das Abendessen für die stationierten Bewohner, redet mit ihnen. „Da liegt mir noch viel dran. Ich bin halt noch vom alten Schlag. Mein Chef ist froh, weil die Abendschichten oft keiner machen kann.“
Dorfchronist Karlfrieder Mattes appelliert an alle
Karlfrieder Mattes ist in Schopfheim geboren, aber lebt die überwiegende Zeit in Hasel. Nach der mittleren Reife habe er eine Banklehre bei der Sparkasse Bad Säckingen gemacht. Anderthalb Jahre war er während seiner Bundeswehrzeit in Birkenfeld an der Nahe. Zu dieser Zeit habe er seine Frau Karin kennengelernt. „Jetzt sind wir 57 Jahre verheiratet“, verrät Mattes. Sie haben zwei Söhne, 56 Jahre und 46 Jahre.

Nach Bundeswehr und Bankzeit arbeitete er in der Ciba-Geigy, in der IT der Finanzabteilung. „Das war damals eine schöne Zeit. Da konnte man noch gestalten“, erzählt Mattes. „wir waren jung und haben erkannt, dass das eine riesen Chance mit den Computern war.“ Ab 1988 war er Projektleiter für SAP-Projekte bei der Ciba-Geigy in Wehr. Dann kam 1995/1996 die Fusion von Ciba-Geigy mit Sandoz zu Novartis, und die Firma in Wehr wurde aufgelöst. Die letzten zehn Jahre seines Arbeitslebens habe er in Basel bei Novartis und später Syngenta gearbeitet und dort die SAP-Systeme betreut. Seit 2006 ist er im Ruhestand.
Mattes ehrenamtliche Arbeit begann mit dem Umschreiben des Buches von Pfarrer Heinrich Weidner „Die Geschichte von Hasel und Glashütten“ aus dem Jahr 1936. Grund hierfür war das 250-jährige Jubiläum der ersten schriftlichen Erwähnung der Erdmannshöhle. In dem Zusammenhang fiel auf, „dass wir alle viel zu wenig Ahnung hatten, was alles geschehen war“, erzählt Mattes. Daraufhin habe ihn der „alte“ Bürgermeister Helmut Kima 2005 gefragt, ob er nicht bereit wäre, das Dorfgeschehen aktuell fortzuschreiben, als Dorfchronist. Für diese Tätigkeit gab es keine amtliche Berufung, sondern eine persönliche Absprache zwischen Kima und Mattes. Seitdem schreibe er eben die kleinen Texte über Veranstaltungen, Veränderungen, rundum Hasel. Alle zwei bis drei Jahre gebe so Karlfrieder Mattes im Auftrag des Höhlen- und Heimatvereins Hasel seine chronologischen Sammlungen heraus. „Da liest man, was so in Hasel passiert ist“, sagt Mattes. Liebevoll nennt er sie „kleine Bändchen“.
Für seine Arbeit der Dorfchronik sammle Mattes über das Jahr die Informationen, die Veranstaltungen und die Zeitungsartikel zu Hasel und zum Dorfgeschehen – nach Monaten sortiert – zusammen. Dafür lege er sich ein digitales Archiv auf seinem Computer an. Freunde und Menschen aus dem Dorf, zum Beispiel Heimatforscher und Wahl-Glashüttener Clemens Wittwer, halfen und helfen ihm dabei. Manchmal habe er auf Festen auch selbst fotografiert. „Beim Schreiben der kleinen Chronikartikel muss man darauf achten, dass sich keiner verletzt fühlt, aber trotzdem alles drin steht. Man muss neutral bleiben“, schildert Mattes weiter. Mit Kima habe er an den Worten gefeilt und versucht Fingerspitzengefühl einzusetzen.
Seit 2022 ist Frank-Michael Littwin Bürgermeister. Grund für ihn in der Gemeinde nachzufragen, ob die Chroniken noch gewünscht seien. Leider sei da zu wenig Feedback gekommen. Auch vom Höhlen- und Heimatverein Hasel selbst gäbe es bis jetzt keine Entscheidung. „Wenn man nichts hört aus der Bevölkerung, ist das schade. Man macht sich viel Mühe und koste Zeit und dem Verein auch Geld“, sagt er. Also schreibe der 81-Jährige die kleinen Texte erstmal alleine weiter. Er habe für 2023 und bis April 2024 schon die Auswahl getroffen. Ob letztlich die Hasler Chronik der beiden vergangenen Jahre gedruckt werde, wird sich zeigen.
Neben seiner ehrenamtlichen Chronistenarbeit, gestaltete er gern Flyer und Werbung für die Gemeinde. Da Mattes als EDV-ler „zahlenoreintiert und computeraffin“ sei, mache ihm das Spaß. Gerade habe er die Broschüre der Erdmannshöhle überarbeitet. Daneben war Karlfrieder Mattes bis 2019 48 Jahre im Gesangsverein Hasel Mitglied. Hier war er neun Jahre im Vorstand und 14 Jahre Schriftführer. Aktuell ist er neben seinem Sohn im Vorstand des DRK Wehr. Da kümmere er sich um die Buchhaltung.
Wenn man sich nicht ehrenamtlich betätige, gehe der Charakter eines Dorfes kaputt, klagt Mattes an. Er beobachte, dass die Menschen keine Lust mehr hätten, sich in Vereinen zu binden. „Es wäre schade, wenn Hasel zu einem Schlafdorf verkümmere. Man morgens zum Arbeiten rausfährt und abends zum Schlafen wiederkäme“. Man müsse bei Dorfveranstaltungen hingehen, miteinander reden und zusammensitzen, sagt er. „Nur mosern und nichts beitragen, ist doch schade“, so Mattes, „Gemeinschaft lebt, wenn ich dazu beitrage“. Mit seiner Ehefrau Karin, die sich auch in diversen Vereinen engagiert, haben sie ihre beide Söhne so erzogen, dass „auch sie geben und nicht nur nehmen“.
Hasel in Zahlen, Daten, Fakten
- Kreis: Lörrach
- Fläche in Hektar: 1165
- Bevölkerung: 1162
- Einwohner pro km²: 100
- Pendler: ein: 72, aus: 629
- Altersdurchschnitt: 43
- Bildung: eine Grundschule
- Miete pro m² in Euro: 7,07
- Wohnung Kaufpreis pro m² in Euro: 2704,77
- Haus Kaufpreis pro m² in Euro: 3436,86
- Bautätigkeit: Derzeit stehen in Hasel laut Homepage keine Bauplätze zur Verfügung.
- Fernverkehr: nein
- Regionalbahn: nein
- Schwimmbäder: nein
- Gastro: ja
- Pflegeheime/Seniorenzentren: nein
- Hausärzte: 0
- Kitaplätze: Ein Kindergarten. Keine Angaben zur Zahl der Plätze.