Hochpoetisch wie ihre Werke selbst war auch deren Vorstellung auf der Ödlandkapelle am Montagnachmittag im Rahmen des Görwihler Kultursommers. Jana Wilsky las unter anderem Verse aus dem Gedichtband „Das Schmetterlingstal. Ein Requiem“ der Dänin Inger Christensen als Einstimmung auf ihre zwölf Bilder und ein Leporello mit dem Titel „Flattertanz“.

Jana Wilsky präsentierte auf dem Ödland ihren Flattertanz, begleitet von Wolfgang Daiss auf Zister und Theorbe.
Jana Wilsky präsentierte auf dem Ödland ihren Flattertanz, begleitet von Wolfgang Daiss auf Zister und Theorbe.

Aber auch in ihren eigenen Worten fand die Künstlerin poetische Bilder, wenn sie beschrieb, wie ihre Blätter, Faltern gleich, vor wenigen Stunden einen Platz gefunden hätten, um in der Kapelle zu verweilen. Das Betreten der Kapelle verglich sie mit sich öffnenden Kokons, Verstecken, aus denen die Wahrnehmung durch den Betrachter sie herausholt. Alles, so Wilsky, sei in einem solchen Moment im Wandel, nur der Augenblick, das Jetzt zähle.

Jana Wilsky präsentierte auf dem Ödland ihre Werke und las zur Einstimmung Verse aus einem Gedichtband vor.
Jana Wilsky präsentierte auf dem Ödland ihre Werke und las zur Einstimmung Verse aus einem Gedichtband vor.

Aus gealterten Notenblättern, überzogen mit Tusche und Acryl, hat Jana Wilsky zarte Schmetterlingsporträts gestaltet, so federleicht, dass man meinen könnte, sie flögen jeden Augenblick davon.

Das Leporello, in kräftigeren Farben angelegt, scheint dem Wind auf der freien Fläche vor der höchstgelegenen Kapelle der Seelsorgeeinheit etwas mehr Standhaftigkeit entgegenbringen zu können. Aber auch ihm ist derselbe Seelenzauber und Friedensanhauch inne, wie ihn die Gedichtverse der Schönheit und Zerbrechlichkeit der Falter zuschreiben. Passend zum fragilen Charakter der Falter von Jana Wilsky hatte Wolfgang Daiss die zarten Töne der Theorbe im Gepäck, während das Spiel auf der Zister ähnlich dem Leporello etwas handfester klang.

Die Theorbe, quasi eine Laute mit Bass-Saiten, deren Saitenlänge bis zu zwei Meter vierzig betragen konnte, ist das größte Instrument seiner Gattung, die birnenförmige Zister hingegen das kleinste. Dafür wurde sie bereits Ende des Mittelalters mit Metallsaiten bespannt und mit einem Plektrum angerissen.

Um zu zeigen, dass sich das einfache, aus nur zwei Akkorden bestehende Schema diverser Stücke vom Mittelalter quasi bis heute gehalten hat, spielte Daiss auf der Zister zunächst ein Potpourri aus alten und neuen Werken und baute dann im zweiten Stück die virtuosen Melismen originaler Zistertabulaturen in dieses Schema ein.

Die barocken Beispiele, die er auf der Theorbe vortrug, hatten eher beinahe meditativen Charakter und stammten vom Theorbisten Ludwigs XIV., dem einzigen Menschen, der außer der Dienerschaft beim Aufstehritual des Sonnenkönigs anwesend sein durfte und dabei zu musizieren hatte.