Herrischried Kein Zweifel: Die Melodien des Eröffnungsstückes hätten auch auf den Hotzenwald gepasst. Gerade die ruhigen, sanften und warmen Passagen aus Sentinel von Robert Sheldon vertonten, was in diesen Momenten draußen passierte: Ein stimmungsvoller Sonnenuntergang leitete in die blaue Stunde hinüber. Aber auch mit ihren brachialeren Teilen wäre so manches Wetter hier oben gut dargestellt. Sentinel aber bedeutet im Englischen Wächter und der Komponist hatte weniger die sanften Höhen des Südschwarzwaldes vor Augen als einen Leuchtturm in Florida, der den Elementen ausgeliefert ist. Aber auch das Gebirge blieb an diesem Abend nicht aus: „Auf Adlers Schwingen“ ging es nach der Pause zu einem Flug über die Alpen; teils turbulent, teils langsam und oft ehrfürchtig malte dieses Stück der unbeschreiblichen Schönheit der Berge.

Wahrscheinlich hätte niemand am Samstag das „Vater unser“ erwartet und doch erklang es von der Bühne: Baba Yetu heißt es in der Sprache der Swahili. Das 2005 von Christopher Tin komponierte Stück gelangte als Soundtrack zum PC-Spiel Civilization 4 zu Weltruhm; Weltmusik im Hotzenwald.

Mit der Heublumenpolka von Kurt Gäble oder einem Egerländer Traum aus der Feder von Alexander Pfluger spielte die Trachtenkapelle aber auch klassische Blasmusikstücke. Es war diese Mischung aus Tradition und Modernem, die die Menschen begeisterte. Und selbst jene, die vom Disney-Film Frozen womöglich noch nie etwas gehört hatten, wurden von der abwechslungsreichen, durchaus herausfordernden, aber mit Bravour vorgespielten Filmmusik ergriffen.

Skurril, witzig und besser als die Originale aus dem Fernsehen war der Sketch zum Ende: Die Trachtenkapelle suchte jemanden fürs Klavier. Beim Casting prallte mit Dieter Bohlen – sagen wir – norddeutscher Charme auf hotzenwälder Eigenheiten: „So viel Blech wie hier gibt‘s doch sonst nur auf dem Schrottplatz“, tönte der bissige Juror (Christian Matt), als die Kandidaten in unterschiedlichen Rollen antraten, darunter ein Bauer, ein Priester (Martin Matt) und treue Leser des Schnapp (Michael Matt). Stefan Matt spielte seinen Vater Peter Matt, im echten Leben erster Vorsitzender und hier einer der Juroren. Es ging trotz der harten Sprüche gut aus.

Joachim Wehrle ist noch keine 30 Jahre alt, hat mit Ende dieses Jahres aber schon elf Jahre als Dirigent der Trachtenkapelle hinter sich, die er 2014 im jungen Alter von nur 18 Jahren übernahm. „Wir werden ihm den Abschied so schwer wie möglich machen“, scherzte Peter Matt, als er Wehrles Abschied verkündete. Die Trachtenkapelle Hogschür ehrte im Rahmen des Jahreskonzerts für 25 Jahre aktives Musizieren Sandra Reinhard, Michael Matt und Christian Matt. Sie erhalten die Ehrennadel in Silber.