Mit viel Musik und den entsprechenden nostalgischen Fahrzeugen lässt die Freilichtbühne Klausenhof auch in dieser zweiten Saison die turbulenten 70er-Jahre wieder auferstehen. Markus Manfred Jungs Schauspiel „Voll im Dreck oder Alfa Romeo und Julia auf dem Dorfe“ feierte am Samstag eine zwar nicht ganz ausverkaufte, aber dennoch heiß umjubelte Premiere.

Großer Spaß auf der Bühne
Dass, wie Herrischrieds Bürgermeister Christian Dröse in seiner Begrüßung anmerkte, das Wetter der Schauspieltruppe ein doch sehr bescheidenes Probenjahr beschert hatte, merkt man der Aufführung in keiner Weise an, im Gegenteil, Regisseur Gotthard Jost hat das Kunststück fertiggebracht, die gesamte Truppe derart ins Spielen zu bringen, dass alles so vollkommen natürlich wirkt, als ereigne es sich gerade tatsächlich. Dazu trägt die Sprache entscheidend bei, bei der der Autor seinen Akteuren bewusst viel Spielraum gelassen hat, und auch die örtliche Einbettung tut mit diversen gezielten Hinweisen das Ihre.
Schauspieler arbeiteten an ihren Rollen
Die Charaktere wirken stärker ausgefeilt als im Vorjahr. Das gilt nicht nur für den eifersüchtigen Wirt Branco (Michael Frank) und den Verehrer von dessen Frau (Götz Hinze), auch die Gruppe der Jugendlichen und die Kinder, die diese im Spiel nachahmen, treten deutlicher hervor. So richtig freigespielt hat sich Polizist Edgar Kaiser alias Andreas Kramer, der gleich zu Beginn in seinem Arbeitseifer das Publikum mit einbezieht.

Und neben dem unangefochtenen Hauptdarsteller Bernd Wallaschek als ebenso Musik wie Maschinen liebender Opa Gustav erhält dessen Frau Bertha (Karin Schlachter) Profil durch die vor ihr kreischend fliehenden Kinder einerseits, durch den sich auch in ihrem Handeln durchziehenden „Running Gag“ in Form von Gustavs Satz „D‘ Berthe isch scho recht – eigentlich“ andererseits.
Bertha holt ihren Gustav immer mal wieder auf den Boden der Tatsachen zurück, wenn er über der Freude an seiner jugendlichen Mopedschrauberei um Enkel Paul (Jonas Huber) die anstehenden Arbeiten um Haus und Hof vergisst, sie vermittelt den Kindern aber auch den Begriff der Toleranz und ist damit Teil der anderen, der nachdenklichen Ebene, die dieses Stück neben der puren Lebensfreude vermittelt. In ihr geht es um die Überwindung von Vorurteilen und Vorverurteilungen, präsentiert als vermeintlich leichte Kost, und damit vielleicht wirksamer als der berühmte erhobene Zeigefinger.
Publikum ist begeistert
Im Vordergrund aber steht bei diesem Stück eindeutig der Spaßfaktor, auf der Bühne wie auf der Zuschauertribüne. Das wird unüberhörbar deutlich, wenn die Mopedclique ein uns andere Mal mit Karacho vorfährt, und auch wenn die Kinder das mit entsprechendem Enthusiasmus nachahmen, es wird aber vor allem deutlich, wenn in der Livemusik (Bernd Wallaschek, Gitarre und Gesang, Lisa Siebold, Bass, Dirk Bürklin, Schlagzeug) der Discoszene das Publikum begeistert rhythmisch mitklatscht und auch nicht mit Zwischenapplaus geizt.
In diesem ausgedehnten ersten Teil des Stücks wird die Atmosphäre bereitet und ausgekostet. Der Höhepunkt ist dann selbstredend das Wettrennen zwischen Enkel Paul auf seinem Mofa und Opa Gustav auf dem „Bulldog“, und schließlich tritt dann auch noch der rote Alfa Romeo, das Heiligtum Gustavs, leibhaftig in Aktion.

Die nächtliche Spritztour der reichlich alkoholisierten Jugendlichen mit Gustavs geliebtem Flitzer, die prompt im Dreck landet, bringt dann zügig das weitere Geschehen in Gang. Gustav meldet seinen Liebling als gestohlen, Enkel Paul hält den psychischen Druck nicht länger aus und gesteht.

Als dann in dem Wagen auch noch die Leiche des Wirts entdeckt wird, wird der aus Berlin zugezogene Freund der Jugendlichen, Jan Carl (Florian Schorcht), aufgrund seiner undurchsichtigen Vergangenheit auch vorher immer mal wieder von ihnen misstrauisch beäugt und vom Polizisten gar mit dem Fahndungsplakat der Terroristen abgeglichen, in Handschellen abgeführt. Ein Ende mit Schrecken – oder doch noch eine Wendung ins Positive?