Höchenschwand – Ohne eigene Apotheke im Ort muss die Gemeinde Höchenschwand ab Mitte Juni auskommen: Zum 15. Juni schließt Apotheker Frank Amann sein Geschäft. Ein Grund dafür ist die wachsende Bürokratie. Wie Amann berichtet, wird er danach noch einige Tage stundenweise für Notfälle öffnen. In der Zeit werden er und sein Team die verbliebenen Medikamente und andere Waren zu den Großhändlern zurücksenden.

„Wir fühlen uns hier wohl und wollten auch nie weg“, sagt Amann. Doch ein ganzer Strauß an Gründen habe letztendlich zu der Entscheidung geführt, dass er und seine Frau Ute, die als Pharmazeutisch Technische Assistentin (PTA) ebenfalls im Unternehmen arbeitet, nun doch ihre Apotheke aufgeben. Einer der Gründe: „Es ist abartig reguliert“, sagt Frank Amann.

Viele Gründe kommen zusammen

Einerseits sei er selbstständiger Kaufmann, doch als solcher könne er gar nicht wirklich handeln. Das Sortiment sei genau kontrolliert, auch die Kernöffnungszeiten seien vorgegeben. Und jetzt solle auch noch Stornofreiheit verloren gehen. Von kleinen Betrieben, die ohnehin über wenige Mitarbeiter verfügen, könne die wachsende Bürokratie kaum gestemmt werden. Ein weiteres Problem sei der Mangel an Fachkräften, samstags bleibe die Kur-Apotheke deswegen schon seit einiger Zeit geschlossen. Auch die Lieferschwierigkeiten bei Medikamenten würden eher kleine Apotheken betreffen.

Seit den 1970er-Jahren gebe es die Kur-Apotheke in Höchenschwand wohl, sagt Amann. Zunächst habe sie sich an einem anderen Standort befunden. Nach dem Studium der Pharmazie in Freiburg und einer kurzen Zeit als Angestellter hatte Frank Amann knapp 29-jährig den Schritt in die Selbstständigkeit gewagt und die Kur-Apotheke als zweiter Betreiber übernommen. Die Selbstständigkeit an sich sei eigentlich nie das Ziel gewesen, doch im Heimatort seiner Mutter sei sie es dann doch geworden. Zu der Zeit, als er sein Studium abgeschlossen hatte, sei es gar nicht selbstverständlich gewesen, eine Stelle zu bekommen. Jetzt Fachkräfte zu finden, sei immer schwieriger.

„Sobald die Tür einer Apotheke für Kunden geöffnet ist, muss eine Apothekerin oder ein Apotheker anwesend sein“, sagt Amann. Das war in der Kur-Apotheke in den vergangenen 18 Jahren immer nur er. Auch die Notdienste hatte er zu bewältigen. Immerhin, für den Urlaub konnten er und seine Frau die Dienste einer auf Vertretungen spezialisierten Firma nutzen.

Bis zum Schluss wird er auch noch eine Klinik im Ort beliefern und auch die Herstellung bestimmter Medikamente, vor allem Salben und Tinkturen, ist nach wie vor ein relevanter Teil seiner Arbeit.

Schwierige Bedingungen

Die Rahmenbedingungen seien insgesamt schwieriger geworden. Als Einzelbetrieb sei man abgehängt. Rechnete man zu der Zeit, als er die Apotheke übernahm, noch mit einem benötigten Einzugsgebiet von ungefähr 3500 Einwohnern, spreche der Apothekerverband heute von 4500 bis 5000 Einwohnern. In kleinen Gemeinden, wie etwa St. Blasien, fülle wahrscheinlich der Tourismus die Lücke. Arztpraxen vor Ort seien ebenfalls ein wichtiger Faktor, so der Apotheker. Der Wegfall einer Augenarztpraxis etwa sei gleich spürbar.

Viele Vorgaben, die in einem großen Betrieb sicher sinnvoll seien, sind es seiner Meinung nach in kleinen Betrieben nicht. Als Beispiel nennt er Kurse, die die Diskriminierung von Mitarbeitern verhindern sollen. Und man habe in den vergangenen Jahren immer mehr dokumentieren müssen. Dafür eigene Sachbearbeiterinnen einzustellen, sei für einen so kleinen Betrieb nicht möglich. Als aber während der ohnehin schwierigen Corona-Zeit auch noch ein Unternehmen, das Rezepte abrechnete, Pleite ging und viele Apotheken, unter anderem die Kur-Apotheke, ihr Geld nicht erhielten, sei der Staat nicht eingesprungen.

Unnötig schwer würden es einem auch die Politik oder die Krankenkassen machen, findet er. Beispiel E-Rezept: Das System an sich finde er nicht schlecht, doch die Umsetzung habe nicht gut funktioniert. Seit September 2022 müssten alle Apotheken E-Rezepte bearbeiten können. Für die Ärzte wurde das E-Rezept jedoch erst zu Beginn dieses Jahres eingeführt. „Der bürokratische Aufwand ist enorm“, betont er. „Das Pharmazeutische rückt immer stärker in den Hintergrund.“

Wenn Frank Amann die Apothekererlaubnis Ende Juni abgibt, ist endgültig Schluss. „Mein Job macht mir immer noch Spaß“, sagt der Apotheker. Alle Mitarbeiterinnen hätten neue Arbeitsstellen. Auch er und seine Frau werden weiterhin arbeiten. Angst, keine Stelle zu finden, hätten sie nicht.