Höchenschwand – Von der Diagnose Long Covid wird immer wieder berichtet, das Leben der 35-jährigen Yvonne Fickert hat diese Diagnose auf den Kopf gestellt. Täglich nimmt sie aufs Neue den Kampf gegen die Krankheit auf – doch der Weg ist steinig. „Ich habe täglich starke Gliederschmerzen, die Haut schmerzt, ich habe Kopfweh und bin erschöpft, als ob ich eine Grippe hätte. In der Verfassung, in der ich jeden Tag aufstehe, würde jemand anderes sich krankmelden“, sagt sie.

Im November 2020 erkrankte Yvonne Fickert an Corona, wegen einer einseitigen Lungenentzündung wurde sie acht Tage in der damals noch existierenden Lungenfachklinik in St. Blasien behandelt. Beatmet worden sei sie zwar nicht, jedoch musste sie mit Sauerstoff versorgt werden, weil die Sauerstoffsättigung zu niedrig war. Seither wurde sie nicht mehr gesund.

In der Reha, knapp ein halbes Jahr später, fiel zum ersten Mal der Begriff Long Covid. Inzwischen sind drei Jahre vergangen, aber trotz starker Einschränkungen und wiederkehrenden Momenten der Trostlosigkeit lässt sich Yvonne Fickert nicht entmutigen. „Die Krankheit steckt zwar in meinem Körper und ich muss mich mit der ganzen Bandbreite dessen, was diese Erkrankung mit mir macht, auseinandersetzen, aber das Leben geht weiter“, motiviert sie sich selbst. Die Krankheit bringe sie oft an ihre Grenzen, doch mit der Hilfe einer Psychoneurologin und eines Schmerztherapeuten, einem enormen Durchhaltevermögen und einer Portion Humor schaffe sie ihr neues Leben. Zehn verschiedene Medikamente helfen ihr, die Beschwerden einigermaßen erträglich zu machen. Die Krankheit beeinflusst sie jeden Tag in allen Lebensbereichen. Es gibt bessere Tage, aber auch wirklich miese Tage. Tage, an denen man sie nach einem Bummel durch zwei Geschäfte „zusammenfegen könnte“.

Eineinhalb Jahre nach der Reha beginnt sie, damals noch Leiterin eines Kindergartens, mit der Wiedereingliederung. Doch ihr Körper macht nicht mit, dem damaligen Arbeitgeber fehlte das Verständnis. Vor der Krankheit ging sie ganztags arbeiten, traf sich mit Freunden, fuhr Ski, Fahrrad und Inliner, machte Yoga. Geblieben sind ihr von all dem nur die Yogastunden. Auch näht sie jetzt viel oder geht spazieren. „Was mir immer wieder hilft, ist die Blutwäsche einmal im Jahr im Allgäu“, erzählt sie. Mit 1500 Euro pro Behandlung sei die sehr kostspielig und werde von der Krankenkasse nicht übernommen, aber für sie bedeute sie stets ein Licht im Tunnel. 18 Behandlungen hatte sie während der letzten drei Jahre.

Auch die Wissenschaft habe noch keine Antwort auf Long Covid, weiß Yvonne Fickert. Corona-Tests seien bei ihr negativ. Genesen war sie dennoch noch nie. Einen Trost bei ihrem täglichen Kampf findet sie in der Vernetzung mit anderen Betroffenen.