In Jestetten hat sich ein Streit entzündet im Zusammenhang mit Falschparkern auf Kundenparkplätzen vor einem Geschäft in der Hauptstraße. Durch die besondere Grenzlage mit zahlreichen Supermärkten, Discountern und sonstigem Einzelhandel fahren jeden Tag bis zu 25.000 Autos durch die Gemeinde, kein Wunder, dass es bisweilen eng wird auf den Jestetter Straßen. Auf den Parkplätzen sowieso, weshalb die Gemeinde drei Gemeindevollzugsbeamte beschäftigt, die Parkverstöße ahnden.
Auf privaten Parkplätze haben die Vollzugsbeamten allerdings keine Kompetenzen. In der Hauptstraße 10 befindet sich seit Sommer 2019 ein Geschäft für E-Zigaretten, das auch einen Barber-Shop sowie eine Paket-Station umfasst. Vor dem Haus gibt es fünf Kundenparkplätze, die regelmäßig von Nicht-Kunden belegt werden. Geschäftsführer Amijan Moradian betont: „Wenn jemand zu uns kommt und fragt, ob er parken darf, ist das kein Problem.“
Nach seiner Aussage würden viele Autofahrer die Tatsache schlicht ignorieren, dass es sich bei den Parkplätzen vor dem Gebäude um Kundenparkplätze handelt. „Einige Leute wurden aggressiv und ein Mitarbeiter von uns wurde zusammengeschlagen“, führte der Geschäftsführer weiter aus.
Dienstleister ahndet Falschparken besonders hart
Daher habe man mit Park Collect einen Dienstleister gefunden, der sich um die Angelegenheit kümmert. Das funktioniert für Moradian mit einer kostenpflichtigen App: den Falschparker fotografieren und an Park Collect melden.
Für die ertappten Falschparker wird es dann teuer: Sie erhalten eine Rechnung über 131 Euro; und wenn sie nicht bezahlen, treibt ein Inkassounternehmen das Geld ein. Zum Vergleich: bei Verstößen auf öffentlichen Parkplätzen sind nur zehn Euro fällig.
„Wir sind nicht gegen die Dorfbewohner, aber im Moment werden wir bedroht und im Internet schlecht bewertet. Das ist geschäftsschädigend und wir werden dagegen vorgehen“, sagte Amijan Moradian. Bei den betroffenen Bürgern sorgt das Vorgehen des Ladeninhabers für große Verärgerung.
Etliche beschwerten sich beim Ordnungsamt in der Meinung, dieses sei für die hohe Summe verantwortlich. „Doch mehr als den verärgerten Menschen zuhören, liegt nicht in meinem Ermessen“, sagte Karin Wagner, Leiterin des Ordnungsamts.
Edgar Maier ist einer von zahlreichen Betroffenen. „Ich zahle nichts“, sagte er im Gespräch. Maier hat nach Erhalt der Zahlungsaufforderung dem Geschäftsinhaber eine Unterlassungserklärung zukommen lassen. Andere Falschparker fürchteten sich, sich öffentlich zu äußern und haben bezahlt, um das Verfahren abzuschließen.
Stiftung Warentest empfiehlt Unterlassungserklärung
Das Thema hat auch den Gemeinderat erreicht. Zahlreiche Betroffene hatten sich bei Gemeinderat Henry Brückel gemeldet, mit der Bitte, den Sachverhalt im Gemeinderat klären zu lassen. „Das ist eine privatrechtliche Sache, auf die die Gemeinde keinen Einfluss hat“, sagte Bürgermeisterin Ira Sattler.
Ihrer Meinung nach darf ein Privateigentümer einen Falschparker abschleppen lassen, wie es sich mit der ParkApp verhält konnte nicht geklärt werden. Die Stiftung Warentest empfiehlt, eine Unterlassungserklärung zu unterschreiben und nicht zu zahlen.
„Den Ärger hat man in jedem Fall“, sagte Brückel und Lothar Altenburger sprach gar von einer „Gaunerei“.