Der Jestetter Zipfel ist ein Naturparadies par Excellence – man muss nur genau hinschauen und dann findet man eine unglaubliche Biodiversität. Voraussetzung hierfür sind die Besitzverhältnisse in Wald und Feld, was bedeutet, dass es keine riesigen zusammenhängenden und intensiv genutzten Flächen gibt, sondern kleinstrukturierte Grundstücke mit zahlreichen Hecken und sich daraus ergebenden Grenzlinieneffekten in einer mittelgebirgsgeprägten Landschaft zwischen Rhein und Südranden.

„Im Jestetter Zipfel gibt es eine beeindruckende Artenvielfalt auf kleinstem Raum“, stellt Sarah Bänziger, stellvertretende Geschäftsführerin des Naturparks Schaffhausen, im Gespräch mit unserer Zeitung fest.

1978 wird der erste Biber entdeckt

Es war im Jahre 1978 als erstmals vom Vorkommen des Bibers berichtet wurde. Heinrich Heini beschrieb in der Jestetter Chronik, dass dieser, vormals ausgestorbene Nager im Rhein wieder aufgetaucht sei. Ein Wiederansiedlungsprojekt in der Schweiz war so erfolgreich, dass heute der Biber in der gesamten Region bis hoch in den Schwarzwald anzutreffen ist.

Der Biber ist inzwischen in vielen Gewässern anzutreffen.
Der Biber ist inzwischen in vielen Gewässern anzutreffen. | Bild: Archiv Gemeinde Jestetten

Doch nicht nur große Säugetiere, wie die jüngst wieder heimisch gewordene Wildkatze oder der, aus dem Orient stammende Goldschakal, der schon mehrfach gesichtet wurde, sind der Höhepunkt der heimischen Fauna, es sind die kleinen Vertreter des Tierreichs. Seltene Schmetterlinge, wie der Braune Eichenzipfelfalter oder der Große Eisvogel konnten in Jestetten nachgewiesen werden.

Im Lottstetter Naturschutzgebiet „Nacker Mühle“ wurde vor ein paar Jahren vom Zürcher Entomologen André Rey die Rötliche Kegelbiene (Coelioxys rufescens), eine Wildbienenart sowie die Helm-Azurjungfer (Coenagrion mercuriale), eine Libelle entdeckt.

Sarah Bänziger ist im Jestetter Wald unterwegs, um den Lebensraum von Schmetterlingen zu erkunden.
Sarah Bänziger ist im Jestetter Wald unterwegs, um den Lebensraum von Schmetterlingen zu erkunden. | Bild: Ralf Göhrig

„Der Jestetter Zipfel weist eine einzigartig hohe Artenvielfalt auf, welche dank Kartierungen immer mehr ans Licht kommt“, erklärt Sarah Bänziger weiter. Das heißt konkret, dass man nur genau hinschauen muss, um seltene Arten zu finden, was wiederum bedeutet, dass die Forscher in östlichen Landkreis sich noch intensiver der Flora und Fauna annehmen.

Wer viel Glück hat, kann dieses Tier hören

Besonders artenreich sind die wassergefüllten Bohnerzlöcher in den Walddistrikten Ettenberg und Bissig. Seit rund 30 Jahren werden diese Biotope gepflegt und inzwischen hat sich neben der Gelbbauchunke auch der Kleine Igelkolben, eine unscheinbare und westlich der Elbe sehr seltene Pflanze aus der Familie der Rohrkolbengewächse eingestellt.

Im Jestetter Wald kann man auch den Rufen des Laubfroschs lauschen und wer besonders viel Glück hat, kann die Geburtshelferkröte, in der Schweiz Glögglifrosch (aufgrund des Rufs) genannt, hören. Ein Besuch der Jestetter Wälder lohnt sich nach Aussage von Sarah Bänziger immer.

Bald könnte dieser Vogel kommen

Und dann kann der kundige Vogelbeobachter bisweilen auch den Fischadler am Himmel sehen. Dieser brütet zwar noch nicht im Jestetter Zipfel, doch die Nachkommen des schweizerischen Auswilderungsprojekts kommen immer näher. Künstliche Horste wurden bereits in den rheinnahen Wäldern geschaffen. Es ist nur eine Frage der Zeit, bis diese Adlerart hierher zurückkehrt.

Zieht am Hochrhein wieder seine Kreise, der Fischadler. Bild:
Zieht am Hochrhein wieder seine Kreise, der Fischadler. Bild: | Bild: Archiv Gemeinde Jestetten
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