Klettgau Am 1. April 1925 kam der Ortsteil Reutehof, bestehend aus circa dreißig Einwohnern, die in acht Wohn- und Ökonomiegebäuden lebten und arbeiteten, zur damals noch selbstständigen Gemeinde Grießen.

Bereits im Revolutionsjahr 1848 gab es bei den Reutehöflern Bestrebungen, sich von der Gemeinde Bergöschingen loszusagen und sich der Gemeinde Grießen anzuschließen. Dies stieß bei der einstigen Regionalverwaltung in Jestetten, großherzogliches Bezirksamt Jestetten genannt, auf offene Ohren. Die für die damalige Kommunalaufsicht zuständige Behörde sah die diversen Verflechtungen im täglichen Leben mit Grießen. Das Kirchenspiel Grießen umfasste auch den Reutehof, die Kinder liefen täglich zur Schule in den Klettgauort und die lebensnotwendigen Kommissionen wurden in Grießen getätigt.

1849 scheitert der erste Versuch

Doch beide Gemeinden lehnten das Begehren der Reutehöfler ab, Bergöschingen wollte sie nicht ziehen lassen und Grießen sie nicht aufnehmen. Am 5. Januar 1849 erklärte der großherzogliche Kommunalaufsichtsbeamte das Scheitern des Antrages mit den Worten, „man lasse die Sache auf sich beruhen“.

Im 17. und 18. Jahrhundert, in denen sich der Absolutismus und die Aufklärung sowie die Napoleonische Revolution spiegelten, hatten die Territorialfürsten noch jegliche Bemühungen um Selbstverwaltung abgewiegelt. Erst Freiherr vom Stein (1757-1831) legte die Grundlage mit der Städteordnung von 1808, wo er mit seinen Reformvorschlägen für eine fortschrittlichere Selbstverwaltung aufwartete. Die französische Revolution bewirkte dann das Ende des absolutistischen Systems und ließ das Interesse der Bürger am Staatsleben anwachsen. Es zogen siebzig Jahre ins Land, bis im letzten Jahr des Ersten Weltkrieges 1918 eine Handvoll Reutehöfler um Ortsvorsteher Leo Rutschmann erneut tätig wurden und erstmals die Öffentlichkeit miteinbezogen. Der Geist der Freiheit begann auch über den Anhöhen des Reutehofes zu wehen. Das Begehren stieß auf Anklang, die Gemeinde Grießen und die nach Waldshut umgezogene Bezirksbehörde signalisierten Wohlwollen und ließen die Bürger darüber abstimmen. Grießen und der Reutehof stimmten zu, Bergöschingen lehnte ab. Der Entschädigungsbetrag von 250 Mark wurde als zu gering angesehen.

Die politische und wirtschaftliche Lage hatte sich nach dem Ende des Ersten Weltkrieges und der Weimarer Republik erheblich geändert. Weitere fünf Jahre vergingen und die Inflation erreichte Deutschland, Massenarbeitslosigkeit griff in den Industriestaaten um sich. Nach der Einführung des neuen Währungssystems ergriff das Bezirksamt Waldshut 1924 die Initiative und die Vertreter des Reutehof boten 1000 Mark als Abfindungssumme für Bergöschingen an. Nach einer weiteren Verweigerung von Bergöschingen steigerten die Reutehöfler in einer Umlage ihrer Bewohner die Taxe auf 1500  Mark. Dieser stimmte Bergöschingen dann zu. Somit konnte am 1. April 1925 das badische Innenministerium in Karlsruhe seine Zustimmung zur Eingemeindung des Weilers Reutehof nach Grießen erteilen. 1971 entstand die Gemeinde Klettgau.