Viele Eltern aus dem Klettgauer Ortsteil Rechberg sind derzeit unglücklich mit der Busverbindung. Regelmäßig ist der Bus um 7.38 Uhr von Geißlingen über Rechberg nach Erzingen überfüllt. Die Kinder einfach auf den nächsten Bus schicken – das geht nicht. Denn der fährt erst eine ganze Stunde später.

„Das neue Schuljahr hat begonnen und die neuen Erstklässler steigen in Rechberg in einen überfüllten Bus ein“, beschwert sich Kai Dünkler, einer der Väter aus Rechberg. „An der Realschule in Erzingen steigen dann die größeren Kinder aus. Dabei ist auch schon versehentlich ein Grundschulkind ausgestiegen.“ Die Rektorin der Realschule habe das Grundschulkind zufällig entdeckt und zur Grundschule gefahren.

Kai Dünkler, Vater aus Rechberg.
Kai Dünkler, Vater aus Rechberg. | Bild: Nico Talenta

Busfahrer lässt Jugendliche stehen

Einer der Busfahrer habe bereits eine jugendliche Schülerin stehen lassen, weil nicht genügend Platz im Bus gewesen sei. „Wie soll man da seine 6-jährige Tochter alleine zum Bus laufen lassen, wenn man Angst haben muss, sie darf dann nicht mal in den Bus rein“, sagt Dünkler. „Leider fahren die ersten Eltern ihre Kinder schon mit dem Auto zur Schule.“ Genau das wolle der Rechberger vermeiden, auch wenn er es sich zeitlich einrichten könnte. „Wir wollen unsere Kinder ja auch irgendwo zur Selbstständigkeit erziehen.“

Voll bis nichts mehr geht: In diesem Bus stehen die Schüler bereits neben dem Busfahrer.
Voll bis nichts mehr geht: In diesem Bus stehen die Schüler bereits neben dem Busfahrer. | Bild: Nicole Kipp

Aber darf ein Busfahrer Schüler wirklich einfach stehen lassen? Oliver Buttler, Abteilungsleiter bei der Verbraucherzentrale Baden-Württemberg: „Es ist zwar ärgerlich, aber Busfahrer dürfen Schüler stehen lassen. Er muss sogar. Es gibt eine gewisse Zahl an zulässigen Sitz- und Stehplätzen, die er einhalten muss. Sonst macht er sich strafbar.“

Die Südbadenbus-Gesellschaft kennt das Problem

Die Aufgabe des Fahrers sei es, die Gäste sicher von A nach B zu transportieren. Könne er das nicht, bleibe ihm nichts anderes übrig, als auf den nächsten Bus zu verweisen. Die Schulpflicht zu erfüllen, dafür sind die Eltern zuständig – egal wie, sie müssen ihre Kinder zur Schule bringen. „Aber“, so Buttler, „wer eine Busfahrkarte zahlt, hat auch Anspruch darauf, dass ein Bus fährt. Und zwar regelmäßig.“

Der Südbadenbus-Gesellschaft ist das Problem bereits bekannt. In Absprache mit dem Landratsamt sei man gerade dabei, eine Lösung zu finden. Markus Jehle, Geschäftsführer Südbadenbus GmbH: „Da uns das Problem bekannt ist, arbeiten wir intensiv an einer Lösung. Dazu analysieren wir die Situation vor Ort, um daraus die richtigen Schlüsse zu ziehen.“ Unter anderem würden dafür Zählungen in den Bussen stattfinden. Lösungsansätze gebe es mehrere, wie etwa „das Einsetzen eines Verstärkerbusses, alternativ einen größeren Bus bereitzustellen, oder aber auch die Schulzeiten zu entzerren, um mehr Beförderungsmöglichkeiten zu generieren.“

Auch andere Orte im Landkreis sind betroffen

Die Situation, wie sie aktuell im Klettgauer Ortsteil Rechberg vorherrscht, kommt auch immer wieder an anderen Orten vor. Das Prozedere ist immer das gleiche: „Aufgrund der freien Schulwahl verändern sich die Schülerströme nicht unerheblich. Gleichzeitig verschärft sich die Situation erfahrungsgemäß erst im Herbst, wenn die Schüler vom Fahrrad, dem Mofa oder Moped auf den öffentlichen Personennahverkehr umsteigen“, erklärt Jehle.

Dabei entstünden immer auch Fahrtwünsche, die über den normalen Fahrplan nicht abgedeckt werden könnten. „Aber auch da werden grundsätzlich vernünftige Lösungen gefunden.“ Ideen gibt es also. Wegen mangelnder Bus- und Fahrerkapazitäten könne die Umsetzung laut Landratsamt allerdings noch etwas dauern.