Klettgau Das kleine ländliche Erzingen war der Aufführungsort des deutschen Requiems von Johannes Brahms (1833 bis 1897). Eine Totenmesse in sieben Sätzen, die Brahms – so die Absicht des Humanisten – nicht für die Verstorbenen, sondern für die Lebenden geschaffen hat. Ein Werk, das bis heute die großen Konzerthäuser weltweit füllt, mit dem Johannes Brahms bereits in jungen Jahren – salopp formuliert – der große Wurf als Komponist in der europäischen Musikwelt gelang.

Angesichts dessen verwundert es nicht, dass der „bescheidene Aufführungsort“, in diesem Fall die Erzinger katholischen Kirche St. Georg, bis auf den allerletzten Platz gefüllt war. Die Besucher waren bei weitem nicht nur Klettgauer, sondern sie strömten aus der ganzen Umgebung und teilweise auch von weiter her, um diese in der Region außergewöhnliche Aufführung zu erleben.

Aufführende waren der Konzertchor und das Kammerorchester der Universität Karlsruhe (KIT), unter der Leitung von Musikdirektor Nikolaus Indlekofer. Ihm hat Erzingen im Wesentlichen dieses große Konzert zu verdanken. Der 64-Jährige stammt aus Erzingen und ist seinem Heimatort nach wie vor eng verbunden. Die Kontakte des Gemeindeteams der Pfarrgemeinde zu dem Dirigenten taten ein Übriges, um diese Aufführung zu ermöglichen.

Schon beim Einzug der vielen Musiker und Sänger, es waren an die 170 Frauen und Männer, brachten die Besucher ihre Vorfreude auf ein großes Konzert mit lautem, lang anhaltendem Beifall zum Ausdruck. Und alle sollten sie nicht enttäuscht werden. Um es vorwegzunehmen: Alle, restlos alle waren sie begeistert.

Brahms schrieb ein Requiem „für den Menschen“, für die trauernden Hinterbliebenen, um ihnen Trost, Hoffnung und Zuversicht zu schenken. Er wählte dafür Bibelverse in deutscher Sprache, die der Bibelkenner Brahms aus dem alten und neuen Testament auswählte. Diese Abkehr vom lateinischen Messetext macht dieses Requiem und dessen Botschaft für Jeden verständlich und besonders eindringlich. Die unerbittliche Gewissheit über die Vergänglichkeit des Daseins, die Verwandlung von Trauer und Ausweglosigkeit in Zuversicht und in die Gewissheit, dass der Tod zu besiegen sei, und nach ihm ewiges Leben herrscht, ist die Botschaft Brahms. „Selig sind, die da Leid tragen, denn sie sollen getröstet werden“, singt der Chor zu Beginn des ersten Satzes.

Und Trost ist das durchgängige Thema, die Hoffnung, die Freude auf das ewige Leben nach dem Tod. Der einzige Hinweis auf den drohenden Tag des Jüngsten Gerichtes findet sich im sechsten Satz, gesungen vom Bariton Solisten; „Tod, wo ist dein Stachel? Hölle, wo ist dein Sieg?“ Der siebte und letzte Satz führt wieder zurück zum Anfang des Requiems „Selig sind die Toten, dass sie ruhen von ihrer Arbeit, denn ihre Werke folgen ihnen nach.“

Die Ausgewogenheit des vierstimmigen Chores, der mit dem ebenso erstklassigen Orchester eine mehr als beeindruckende Einheit bildet, die klare Sopranstimme der Solistin Sabine Goetz sowie der Bariton-Solist Jakub Borgiel bescherten den Konzertbesuchern in Erzingen ein denkwürdiges Kirchenkonzert, das die tief beeindruckten und bewegten Besucher von den Plätzen riss und mit Minuten langem Beifall gefeiert wurde.