„Der bewegte Weinberg“ – die Ersatzveranstaltung für das coronabedingt ausgefallene viertägige Winzerfest – hielt, was es versprochen hatte: viel Bewegung. Und trotz verhangenem Wolkenhimmel fand so mancher den Weg nach Erzingen. Wohl, dem der eine warme Jacke trug und für den Fall der Fälle einen Regenschirm dabei hatte, der dann am frühen Nachmittag auch wirklich gebraucht wurde.

Zum ökumenischen Gottesdienst, gestaltet von Pfarrer Thomas Kaiser und Pastoralreferent Franz-Josef Günther, versammelten sich viele Besucher an dem geschichtsträchtigen Ort, der Bergkapelle. Für die musikalische Umrahmung sorgte traditionsgemäß der Musikverein Erzingen, unter der Leitung von Elmar Maier. Der Vorsitzende der Winzergenossenschaft Martin Stoll und die amtierende Weinprinzessin Ida Pousaz eröffneten sodann den weltlichen Part des Festes.

„Es waren zwei außergewöhnliche Jahre für mich, in denen ich mir kein Bein ausreißen musste“, erklärte die Weinhoheit, in Anspielung auf die Pandemie, die die üblichen geselligen Anlässe und Termine, immer verbunden mit den Repräsentationspflichten einer Erzinger Weinprinzessin, nicht zuließ. Die Überraschung des Tages war, dass es eine Nachfolgerin geben wird, dies, obwohl alle anderen Weinbauregionen in Südbaden in Pandemiezeiten darauf verzichten, eine Weinprinzessin zu küren.
Ronja Rotzinger neue Weinprinzessin
Üblicherweise führt die Bodensee-Weinprinzessin die Krönung durch, für sie sprang Mara Stoll, Erzinger Weinprinzessin 2018/2019, ein und stellte mit Ronja Rotzinger die neue Prinzessin vor. Dies allerdings in Abwesenheit, da sie sich bedauerlicherweise in Quarantäne begeben musste. Die Weinprinzessin 2021/22 ist 24 Jahre alt und von Beruf Erzieherin. Auch sie ist ein Spross der Winzerfamilie Gäng, die bereits zwei Erzinger Weinhoheiten stellte.

Die Arbeit im Weinberg ist so gesehen für sie nichts Neues, und auch mit dem Amt der Weinprinzessin dürfte sie vertraut sein, war doch ihre Mutter Gabi Gäng-Schmid einst Erzinger Weinprinzessin und jetzt tritt Ronja Rotzinger die Nachfolge ihrer Cousine Ida Pousaz an. Die Übergabe der Krone sowie des mit Wein gefüllten Römerglases wurde geschickt gelöst, die Großmutter Marianne Gäng, nahm stellvertretend für ihre Enkelin Krone und Glas entgegen.
Die Musiker stimmten schließlich das Badener Lied an, zu dem aus Leibeskräften mitgesungen wurde. Bevor die scheidende Prinzessin Pousaz noch einmal Hof hielt und mit einem historischen kleinen Einachsen-Schlepper, der legendären Hakorette, noch ein letztes Mal an den vielen Zuschauern vorbei defilierte.
Obwohl die Wolken am Himmel sich bedrohlich dunkel färbten und ein frisches Lüftchen blies, machten sich die Besucher auf, um die Anlaufstellen der Vereine, verteilt in den Reben, aufzusuchen, um sich zu stärken. Bleibt zu hoffen, dass genügend Speisen und Getränke ihre Abnehmer fanden, bevor der Regen am frühen Nachmittag einsetzte.