Selten waren so viele Feuerwehrfahrzeuge mit Blaulicht und akustischem Signal in der Gemeinde Frickingen unterwegs wie am Samstagnachmittag. Von dem Feuerwehrhaus aus, wo zuvor ein neues Transportfahrzeug der Wehr geweiht wurde, eilten sie zu einem scheinbaren Großbrand.

Eine große Anzahl an Zuschauern, darunter auch Bürgermeister Jürgen Stukle, verfolgte das spektakuläre Szenario: Dichter Rauch quoll aus der Werkstatt der Zimmerei Gruber, wo sich noch mindestens vier Personen aufhalten sollten. Eine fünfte Person hatte sich vorgeblich vor dem Brand in Sicherheit bringen wollen und war in einen Hackschnitzelbunker gestürzt. Weil die von Nina Schulz gespielte Verletzte nicht mehr gehfähig sein sollte, wurde sie mittels sogenannter „schiefer Ebene“ gerettet.
Rettung mit Korbtrage
Dazu werden Steckleiterteile zusammengeführt und im rechten Winkel angestellt. Die Feuerwehrleute Stefan Konrad und Andreas Abt banden Nina in einen Schleifkorb ein. Die Korbtrage befestigten sie unten an der Leiter, während Feuerwehrkollegen von oben Arbeitsleinen anbrachten, um die Trage hochziehen zu können. Oben angelangt konnten die Einsatzkräfte die Gerettete dem Team des DRK-Salemertal zur Weiterbehandlung übergeben.

Parallel retteten Feuerwehrkräfte die Vermissten aus der vorgeblich brennenden Werkstatthalle. Eine Person fanden die Atemschutzträger schnell, die andere erst nach längerem Suchen. Thilo Schulz mimte den länger im Rauch Verbliebenen. Das DRK-Team um Bereitschaftsleiterin Karina Ehresmann behandelte seine fingierte Rauchinhalation mit Sauerstoff.
Auf die Ausrüstung kommt es an
Frickingens Feuerwehrkommandant Matthias Seibert, der die gesamte Hauptprobe moderierte, informierte unter anderem über die für einen Innenangriff notwendige Schutzausrüstung von Atemschutzträgern.

Von Atemschutzgerät und Flammschutzhaube über Funkgerät bis hin zu einem Leinenbeutel mit entsprechendem Equipment zur Rückwegsicherung sei alles dabei. Eine Atemschutzflaschenfüllung hält gemäß Seibert normalerweise 20 bis 25 Minuten. „Unter Stress mit erhöhtem Puls bei einem Innenangriff sind es 15 bis 20 Minuten“, wie Seibert erläuterte. Ferner informierte er über die beiden Wege der Alarmierung in Frickingen. Primär würden er und seine Kollegen über Meldeempfänger von der Leitstelle aus angepiepst. Zudem gebe es noch die zweite Option, die Einsatzkräfte über ihr Smartphone zu erreichen.
Kollegen aus der Nachbarschaft
Der Feuerwehrkommandant begrüßte seine Kollegen von der Nachbarwehr aus Salem. Die brachten ihre Drehleiter in Stellung, um zwei im Obergeschoss eingeschlossene Vermisste zu retten. „Alle Personen gerettet und Brand gelöscht“, konnte Zugführer Tobias Matt kurze Zeit später erfolgreich vermelden. Zusammen mit Jürgen Nell von der Führungsgruppe Salem, Deggenhausertal und Frickingen ließ er die Hauptübung noch einmal Revue passieren.
Demnach waren insgesamt 67 Einsatzkräfte beteiligt, davon 54 Feuerwehrleute aus Frickingen und Salem. Das Löschwasser kam Matt zufolge unter anderem aus dem Dorfbach und dem Aubach. Wie Seibert während der Probe erläutert hatte, kam dabei der frisch eingeweihte Gerätewagen-Transport (GWT) zum Einsatz. 2000 Liter seien pro Minute aus dem Dorfbach gepumpt worden.
Viel Applaus für die Löschzwerge
Die am Straßenrand stehenden oder auf Mäuerchen sitzenden Zuschauer zeigten sich beeindruckt von der dargebotenen Leistungsschau der Frickinger Wehr und deren einsatzstarken Helfern. Sie applaudierten kräftig für die erfolgreich absolvierte Jahreshauptprobe und für die detaillierte und verständliche Ansage Seiberts.
Viel Beifall gab es auch für die Löschzwerge, die zusammen mit der Jugendfeuerwehr die Hauptübung mit einem angenommenen Baumbrand nach Funkenflug eröffnet hatten. Selbstverständlich waren zur Freude der Zusehenden auch die Youngsters der Wehr mit Blaulicht und eingeschaltetem Martinshorn zum Einsatzort gefahren.