Schüler, die in diesem oder kommenden Schuljahr Prüfungen haben, dürfen ab 4. Mai wieder die Schulbank drücken. Auch die Schulen am Hochrhein bereiten sich auf diesen schrittweisen Schulstart vor und treffen Vorkehrungen, um die geforderten Hygiene- und Abstandsregeln erfüllen zu können. Hans-Joachim Friedemann, Leiter des Staatlichen Schulamts Lörrach das für die Landkreise Lörrach und Waldshut zuständig ist, erläutert, wie dieser „neue“ Schulbetrieb aussehen soll.
Wie bereiten sich die Schulen nun auf den Start vor?
„Die Vorbereitungen laufen auf Hochtouren“, sagt Hans-Joachim Friedemann. Alle Schulen, deren Abschlussklassen ab 4. Mai wieder starten, würden aktuell ein Schutzkonzept mit Abstands- und Hygieneregeln, vor allem zum Händewaschen und zum Tragen eines einfachen Mundschutzes, erarbeiten. Das geschehe in enger Abstimmung mit dem Schulträger und der Expertise des Gesundheitsamts. Friedemann hebt hervor, dass es sich dabei nicht um kurzfristige Änderungen handelt: „Die Abstandsregeln werden uns noch Monate begleiten.“
Wie sollen die Hygienestandards eingehalten werden?
„Es ist in der Tat davon auszugehen, dass ein sogenannter Normalbetrieb mit allen Schülern gleichzeitig an der Schule zum gegenwärtigen Zeitpunkt undenkbar ist“, sagt Friedemann. Er gehe davon aus, dass das Tragen eines Mund-Nasen-Schutzes verpflichtend sein wird, sobald genügend Material vorhanden ist. Der Bemessungsfaktor sei immer die Virus-Eindämmung. Für den Schulstart ist der Mund-Nasen-Schutz laut Kultusministerin Susanne Eisenmann jedoch noch keine Pflicht.

„Es entsteht eine neue Normalität“, beschreibt Friedemann die Situation. In der Schule würden ab Mai drei Betriebe parallel laufen: Die Versorgung der Notbetreuung, der Fernunterricht und der Betrieb für die Abschlussklassen. Ein großer Dank des Schulamtsleiters geht deshalb vor allem an die Lehrer.
Wie sollen die Abschlussklassen unterrichtet werden?
Hierzu seien die Vorgaben laut Friedemann klar und hingen jeweils von den Schulgebäuden ab. Die Tische und Stühle müssen gemäß der 1,5 Meter-Abstandsregel gestellt werden. Ob das möglich ist, hängt von der Raumgröße ab: „In alten Schulgebäuden sind die Klassenzimmer aufgrund der beim Bau geltenden Raumprogramme größer bemessen, in neuen kleiner“, so Friedemann. Hinzu kommt: In einem Klassenraum dürfen höchstens 50 Prozent der über den Klassenteiler vorgegebenen Gruppengröße unterrichtet werden. Das heißt konkret: Der Klassenteiler in Baden-Württemberg liegt an den weiterführenden Schulen bei 30 Schülern. Und somit muss schon eine Klasse mit über 15 Schülern in zwei Räumen unterrichtet werden.
Der Schulstart in Baden-Württemberg
Wie wird mit Schülern umgegangen, die selbst zur Risikogruppe gehören oder in deren Umfeld Menschen der Risikogruppe leben?
Friedemann erklärt dazu: „Diese Schüler entscheiden auf freiwilliger Basis, ob sie präsent sind oder weiter an der Fernbeschulung teilnehmen.“
Werden Lehrer aus der Risikogruppe unterrichten?
Eine Zahl, wie viele der Lehrer im Schulamtsbezirk zur Risikogruppe gehören, kann Hans-Joachim Friedemann nicht nennen. Tendenziell sei das Durchschnittsalter der Lehrer im Landkreis Waldshut höher als jenes der Lehrer im Landkreis Lörrach. Lehrer, die schon über 60 Jahre alt sind, sollen auf freiwilliger Basis unterrichten. „Es wird hier ganz sicher in großer Zahl Freiwillige geben, die zum Unterricht kommen“, schätzt Schulamtsleiter Friedemann.
Vorerkrankte Lehrer mit Krebserkrankung oder Diabetes sowie Schwangere sind von der Präsenzpflicht befreit und werden laut Friedemann für die Fernbeschulung der Schüler eingesetzt, ohne direkten Kontakt in der Klasse. Er gehe davon aus, dass die Anzahl der zur Verfügung stehenden Lehrer für den Schulbetrieb ausreiche. „Es wird komplex, gerade in unserer Region. Aber wir sind zuversichtlich, es mal wieder irgendwie zu schaffen – gemeinsam mit den Schulen.“
Was sagt der Schulamtsleiter zur Schulöffnung?
„Selbstverständlich begrüße ich diese Entscheidung sehr“, sagt Hans-Joachim Friedemann, der ohnehin nicht mitbekommen habe, dass Schulen jemals eine Infektionskette ausgelöst hätten. „Schule ohne Schüler ist auf Dauer nicht bereichernd“, so Friedemann. „Allen Schülern und Eltern werden nun wieder Perspektiven aufgezeigt – auch jenen, die aus unterschiedlichen Gründen – wie zum Beispiel digitaler Analphabetismus, soziale Schieflage, Bildungsferne – vom Fernunterricht bislang nicht in genügender Weise profitieren konnten.“
Wie können Eltern ihre Kinder auf den Schulstart vorbereiten?
Hier rät der Schulamtsleiter: „Eltern können Kinder auf den Schulstart vorbereiten, indem sie im Familienkreis die Sinnhaftigkeit der Regelungen und Maßnahmen diskutieren und für deren Verständnis und Beachtung werben.“
Welche Regelungen gelten für Schweizer Schüler, die in Deutschland zur Schule gehen?
„Hier ist davon auszugehen, dass diese Jugendlichen auf freiwilliger Basis entscheiden“, sagt der Schulamtsleiter. „Die Schweizer Behörden wissen, dass wir den Schulbetrieb mit den Abschlussklassen fortführen.“
Wann gehen die anderen Schüler wieder zur Schule?
Dazu rechne das Schulamt mit weiteren Informationen in der kommenden Woche. Friedemanns Wunsch: „Gut wäre es, wenn wir das Virus weiter so beherrschen, dass wir am 11. Mai mit den 4. Klassen der Grundschulen weitermachen können.“