Frau Dr. Kellner, wer ist hinsichtlich Vergiftungen denn am gefährdesten?
In den Fällen von Vergiftungen sind Kleinkinder die am häufigsten betroffenen Patienten, da sie einen starken Entdeckerdrang haben und noch viel in den Mund nehmen. Vergiftungen mit Pflanzen kommen glücklicherweise nicht so häufig vor. Wesentlich öfter haben wir es mit der Einnahme von Putzmitteln oder Medikamenten zu tun.
Wie lässt sich das Risiko einer Vergiftung reduzieren?
Die Tipps für den Haushalt sind bekannt: Beispielsweise sollten Medikamente weggeschlossen und Putzmittel außer Reichweite von Kindern aufbewahrt werden. Bei Pflanzen ist es wichtig zu wissen, was für Zimmerpflanzen vorhanden sind und was alles im Garten wächst. Gegebenenfalls sollten giftige Gewächse entfernt werden.

Was raten Sie, wenn Eltern den Verdacht haben, das Kind könnte giftige Pflanzen aufgenommen haben?
Zunächst gilt es ruhig zu bleiben und zu versuchen herauszufinden, was das Kind gegessen hat, ob es beispielsweise Beeren oder Blätter waren und wie viel davon. Dann sollte unverzüglich der Giftnotruf kontaktiert werden. Für die Experten ist es außerdem wichtig zu wissen, wie alt das Kind ist und wie viel es ungefähr wiegt. Hilfreich ist auch zu wissen, ob die Pflanzenteile zerkaut wurden. Teilweise werden durch Kauen die Giftstoffe erst freigesetzt.
Wenn der Giftnotruf rät,das Krankenhaus aufzusuchen: Was hilft Ihnen dabei, dem Kind zu helfen?
Bringen Sie am besten die betreffende Pflanze mit, wenn möglich mit allen Pflanzenteilen. das erleichtert uns die identifikation und damit auch die Therapie. Ist das nicht möglich, scheuen Sie sich nicht davor, auch Reste der Pflanzenteile aus dem Mund oder eine Probe von Erbrochenem mitzubringen.
Wenn es nun unbeobachtet zur Aufnahme von Giftstoffen gekommen ist, gibt es typische Anzeichen einer Vergiftung?
Die Aufnahme von Pflanzengiften zeigt sich häufig zunächst durch Symptome wie Bauchschmerzen, Erbrechen und Unwohlsein.
Wovon raten Sie strikt ab?
Bitte niemals versuchen das Kind zum Erbrechen zu bringen. Wir empfehlen Getränke ohne Kohlensäure, also beispielsweise stilles Wasser, Saft oder Tee zu geben und wenn es angezeigt ist und vom Giftnotruf geraten wird medizinische Aktivkohle zu geben.
Warum Kohle?
Medizinische Aktivkohle bindet Giftstoffe, die dann ausgeschieden werden können. Man bekommt sie in der Apotheke auch als Granulat zum Auflösen in Flüssigkeit. Es empfiehlt sich, insbesondere bei Kleinkindern, immer welche vorrätig zu haben.
Giftnotruf: Bei Verdacht einer Vergiftung sollte sofort der Giftnotruf unter der Nummer 0761/19240 kontaktiert werden. Die Experten sind rund um die Uhr erreichbar und geben erste Hinweise zum richtigen Verhalten.